Fynn Grossmann Quintett - Sketch of a Pyramid
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Saxofonist und Oboist Fynn Grossmann, Co-Saxofonist Phillip Dornbusch, Pianist Marko Djurdjevic, Bassistin Clara Däubler und Drummer Johannes Metzger bilden ein in Norddeutschland beheimatetes Quintett auf der Achse Hamburg-Berlin-Hannover. Dieses Quintett wurde im Übrigen mit dem “Jungen Münchner Jazzpreis” und dem “Jazzpreis Hannover” ausgezeichnet.
Im Pressetext zur EP finden wir folgende Fundstelle: „Sie benötigen kein Vehikel, das aus dem Jazz heraus führt, sondern schöpfen das breite Spektrum an Ausdrucksmöglichkeiten im Jazz vollkommen aus, um größtmögliche Nähe zum unvorbereiteten Hörer zu schaffen. Das Credo des Saxofonisten ist eine Einladung. ‚Ich will mich nicht von den Menschen abkoppeln, die kein Jazz-Studium absolviert haben. Ich selbst höre auch lieber Musik, die mich sofort zum Mitmachen einlädt und mit mir eine Verbindung eingeht.‘“
Und auch zur Frage, warum das Ensemble nur vier Tracks veröffentlicht hat, gibt es in einem O-Ton von Grossmann eine Erklärung: „Eigentlich haben wir zehn Tracks aufgenommen, uns aber entschieden, nur vier davon zu veröffentlichen. Wir haben einfach das Gefühl, mehr davon zu haben, wenn wir öfter mal was veröffentlichen. Ich ertappe mich selbst dabei, dass ich mir von einem Album drei oder vier Stücke anhöre, und dann denke ich mir, na gut, es reicht, später mehr. Wir wollen etwas schaffen, das auch gehört wird. Vielleicht ist das eine Reaktion auf unsere immer schnelllebigere Welt.“
Beim Hören der vier Tracks kann man hier und da meinen, das Ensemble sei wirklich ein Brückenbauer zwischen Klassik und Jazz. Da zucken beim Hören Gedankenblitze wie die an die Musik von Händel auf, denkt man bisweilen an höfische Musik, und gleich beim ersten Stück „Sketch of a Pyramid“ scheint irgendwie auch Paul Horn präsent zu sein. Missgeleitete Assoziationen, die auch durch den einen oder anderen Titel der Stücke beflügelt werden?
Beginnen wir mit der „Skizze einer Pyramide“ und dem Weichklang des Saxofons. Man kann förmlich den warmen Wind Nordafrikas auf der Haut spüren, wenn man den ersten Takten des Stücks lauscht. Getragen ist das Tastenspiel, ehe die Saxofonisten in einen rhythmisierten Modus verfallen. Kristallines dringt ans Ohr des Zuhörers, sobald der Pianist in das musikalische Geschehen involviert ist. Verhalten und kaum wahrnehmbar ist das Bass-Spiel. Die Dominanz der Holzbläser ist streckenweise nicht von der Hand zu weisen. Galoppierende Tastenklänge und ein beinahe rollendes Schlagwerkspiel nehmen uns im Weiteren ein. Steigen die Holzbläser ein, dann schnurrend und gelegentlich auch feintönig gehaucht. Besonders gelungen sind in diesem Stück die Verschmelzungen der beiden Saxofone. „Nebel über dem See“ lautet der nachfolgende Titel, der durch lyrisches Saxofonspiel geprägt ist. Wir folgen einem bewegten Melodie-Linienspiel. Sehr akzentuiert sind der Pianist und der Schlagwerker unterwegs. Derweil vernimmt man aufsteigende Klangwellen des Holzbläsers und stark energetische Tastensetzungen, gleichsam als Gegengewicht. Man meint Verwirbelungen ausmachen zu können, wenn man dem Saxofonspiel folgt. Soll damit der sich lichtende Nebel eingefangen werden? Nachfolgend scheint sich einer der Holzbläser zu entäußern, sich in Höhen zu verfangen und das ab und an mit einem gewissen Stimmenüberschlag, aber auch mit tiefgründigem Schnurren. Es gibt auch sehr lyrische Passagen mit Anlehnungen an klassische Musik, wenn man dem Spiel des Pianisten folgt. Ja, dann sind die Saxofonisten auch in dem Welten höfischer Barockmusik unterwegs, so hat es jedenfalls den Eindruck. So meint der eine oder andere Zuhörer vielleicht, dass Händel und seine Musik sehr nahe sind. „Vampyre“ gehört auch zum Ensemblerepertoire. Doch unheimlich erscheint die Musik nicht, die wir hören. Sie ist in der Balance, scheint lyrisch durch und durch, auch wenn es ein sehr präzis gesetztes, energiegeladenes Tastenspiel zu hören gibt. In Schlieren und mit großen Schwüngen des Klangs beteiligen sich die Saxofonisten am musikalischen Fortgang des Stücks. Wir lauschen bildlich gesprochen einem hin- und herwehenden, fein gewebten (Klang)vorhang. Oboe oder nicht – das ist die Frage im letzten Stück der EP namens „Jag vil vara i Buxåsen“. Oder vereinen sich Sopranino-Saxofon und Altsaxofon zu einem sehr schönen Duett? Volksmusik scheint im weiteren Verlauf durch und der eine oder andere Zuhörer denkt an Mittsommernacht und ausgelassenen Tanz. Ein gelungener Abschluss, oder?
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