Fabian Fiorini: De Papillons Noirs (Ferdinand Dupuis-Panther)

Fabian Fiorini: De Papillons Noirs (Ferdinand Dupuis-Panther)

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El Negocito Records, eNR031

Der in Brüssel und in Lüttich ausgebildete hochkarätige Pianist ist nunmehr mit einem Soloalbum zu hören. Wer sich ein wenig mit der belgischen Jazzszene auskennt, der weiß gewiss, dass Fiorini nicht nur zur Formation Octurn, sondern auch zum Ensemble Aka Moon gehört. Zu seinem bisherigen musikalischen Werk gehören Filmmusiken ebenso wie Auftragsarbeiten für den sehr bekannten Königin-Elisabeth-Musikwettbewerb. Das zeigt schon, welche musikalische Bandbreite Fiorini bedienen kann. Dabei ist dessen Verwurzelung in der europäischen Musik der Klassik nicht zu überhören. Das gilt auch und gerade für das vorliegende Album. Hört man es, meint man streckenweise hier Johannes Brahms und dort Anton Bruckner wahrzunehmen, obgleich es Kompositionen von Fiorini sind. Mit „Soudain, je fus envahi d'une dévotion profonde“ eröffnet Fiorini sein Soloprogramm und mit „Je fus soudain envahi d'une dévotion profonde“ verabschiedet er sich von seinen Zuhörern.

 

Bereits zu Beginn des Albums verspüren wir bei „Soudain, je fus envahi d'une dévotion profonde“ Dramatik pur. Man möchte fast meinen, man werde Zeuge einer Tragödie. Beim Zuhören mag man sich vielleicht eine waghalsige Gleitschirmfahrt über alpine Höhen oder einen gewagten Aufstieg auf nadelförmige Felsen vorstellen. Irgendwie scheint die Musik auch eine gefährliche Gratwanderung zum Ausdruck zu bringen. Erst zum Ende des Vortrags von Fabian Fiorini hat man den Eindruck, dass sich die Spannung löst und ein gutes Ende naht.

Tieftöniges eröffnet den Titel „Emerveillé par les volutes hypnotiques et suspendues“. Verhalten und weniger akzentuiert im Duktus als bei der ersten Komposition, die auf dem Album veröffentlich wurde, geht es bei dem o. g. „Song“ zu. Doch Fiorini entwickelt auch hier eine Dramaturgie und steuert auch stimmlich auf einen Höhepunkt hin. Könnte man sich diese Musik nicht auch als Untermalung eines klassischen Stummfilms vorstellen?

Auch schwarzen, traurigen und davonfliegenden Schmetterlingen hat sich Fabian Fiorini in seinem Soloklavierwerk, das nun veröffentlicht wurde, gewidmet. Dabei „schwelgt“ er in den hohen Tönen des Klaviers, die kaum nachhallen und nur als spitze Töne im Raum stehen. Teilweise gibt es fließende Passagen, die den Eindruck erwecken, dass sich ein Schmetterling immer wieder von Blüte zu Blüte aufmacht, aber auch dort verweilt, die Flügel zusammenlegt und Nektar zu sich nimmt. Dann wieder scheint der eine oder andere Schmetterling gleichsam Luftsprünge zu vollführen, folgt man dem weiteren Spiel Fiorinis. Nicht zu überhören ist die starke Bassanlage des Stücks und dagegen das Anschlagen der ganz hohen Tasten. Beinahe am Ende meint man, die Schmetterlinge fliegen taumelnd dahin, so als wäre es ihr Todesflug.

„Dans une intime danse avec la nuit“ legt nahe, dass hier auch wirklich eine beschwingte Weise zu hören ist. Ja, Triller stehen am Anfang genauso wie perlende Passagen. Doch, wo bleibt die Dynamik und die Rhythmik, die für den Tanz von Bedeutung ist? Nein, sie fehlen, aber das wundert ja nicht, denn Fabian Fiorini hat ja keinen feurigen Tanz, sondern einen intimen Tanz komponiert. So ist die Musik bedächtig, die Schwünge klein, die Bewegungen vorsichtig und ohne große Gesten. Beinahe meint man, die Tanzenden schreiten mit langsamen Schritten über das Parkett, halten inne, kommen sich näher und genießen die Nacht. Erst zum Ende scheinen wir Zeuge von heftigen Drehungen, gar von gewagten Pirouetten und Ansätzen von argentinischem Tango ohne den typischen Tangobeat.

An einer der schillerndsten Persönlichkeiten des Bebop, Thelonious Monk, wie Fiorini auch Pianist, kam der belgische Pianist nicht herum. Das schlägt sich in „Comme celle qui nous emporte à l'écoute de Monk“ nieder. Ja, das ist dann auch das „synkopische Spiel“ von Monk, das klassische Klink, Klank, Klonk – Monk zu vernehmen. Jedenfalls liegt dies über den eher verspielten „Melodiesequenzen“.

Was Fabian Fiorini um sechs Uhr früh macht, wissen wir nicht mit Gewissheit. Vielleicht saß er gerade zu dieser Stunde am Klavier, und die Akkorde und Noten purzelten so daher: Es entstand „A six heures du matin“. Der Morgen beginnt mit Sinn für Langsamkeit. Die Klangwelten, die Fiorini auf seinem Tasteninstrument erzeugt, lassen morgendliche Hektik nicht ausmachen. Nein, der Tag beginnt behaglich, mit dem Zeitungslesen und einer Tasse Green Tea – so jedenfalls eines der Bilder, die sich beim Zuhören einstellen können.

Im letzten Stück „Je fus soudain envahi d'une dévotion profonde“ scheint eine Quelle unentwegt zu sprudeln und ein Bächlein zu rauschen. Man meint sogar kaskadierendes Wasser zu hören, das Stufe und Stufe in die Tiefe schießt. Vom dramaturgischen Aufbau ähnelt dieses Stück „Soudain, je fus envahi d'une dévotion profonde“. Im Verlauf der Komposition wandelt sich der Charakter der Musik nur minimal. Tieftöniges tritt verstärkt auf. Es scheint ein Brodeln und Tosen musikalisch eingefangen zu werden. Hier und da setzt Fiorini zudem schrille Klänge, ums Finale einzuläuten.

Text: © ferdinand dupuis-panther

English Press Release by eNR

Fabian Fiorini is a highly original and virtuoso pianist. His background ranges from the Western art music tradition and improvisation to ethnic music. Fabian Fiorini followed a classical training percussion, piano and classical harmony at the Brussels and Liège conservatories, where he obtained prizes for solfege, history, harmony and analysis. After a high-level theoretical training with teachers the likes of Fredéric Rzewski he found a stronger connection with his instinctive beacons through scene work, improvisation, imagination and wealth of the group work.Fabian Fiorini has written handful of scores and compositions for theatre (LOD, Theater Zuid-Pool), film but has been asked by his colleague musicians too... and even for the highly acclaimed Queen Elizabeth Competition he was requested to write the composition. He accompanies musicians such as Guy Cabay, Marcia Maria and Fabrizio Cassol and worked in the past with big names including Garrett List, Dick van der Harst, Wim Vandekeybus and Anne Teresa De Keersmaeker .His many trips to Africa, South America and North America aroused his interest in the diversity of the traditions of rhythm. He has often been associated with the Belgian avant-guard bands, such as Aka Moon and Octurn, with which he recorded several albums.

Dutch press release by eNR
Fabian Fiorini is een uitermate virtuoze en originele pianist. Zijn achtergrond reikt van de westerse kunstmuziektraditie en de improvisatie tot de etnische muziek.Met hem opent zich het spannende, vrijgevochten en bij wijlen wilde avontuur van de piano solo. Het geeft hem naar eigen zeggen een zekere 'thrill' om te gaan creëren, eigen composities, vrije improvisaties en standards uit de jazz en pop aan elkaar te rijgen.Fabian Fiorini volgde een opleiding slagwerk, piano en klassieke harmonie aan de conservatoria van Brussel en Luik, waar hij prijzen voor notenleer, geschiedenis, harmonie en analyse in ontvangst nam. Na een hoog-niveau theoretische opleiding met docenten als Fredéric Rzewski vond hij al snel aansluiting bij zijn instinctieve bakens via toneelwerk, improvisatie, de verbeelding en de rijkdom van het groepswerk.Fabian Fiorini heeft meer dan een handvol geschreven scores en composities voor theater (LOD, Theater Zuid-Pool), film gemaakt, maar wordt ook door zijn collega muzikanten en hedendaagse ensembles gevraagd om te schrijven ... darenboven werd hem de opdracht toevertrouwd om het verplichte werk te componeren voor de Koningin Elisabethwedstrijd voor piano 2016. Hij begeleidt musici zoals Guy Cabay, Marcia Maria en Fabrizio Cassol en werkte in het verleden al samen met grote namen, waaronder Garrett List, Dick van der Harst, Wim Vandekeybus en Anne Teresa De Keersmaeker.Zijn vele reizen naar Afrika, Zuid-Amerika en Noord-Amerika wekte zijn interesse in de diversiteit van de tradities van ritme. Hij is vaak in verband gebracht met de Belgische avant-garde bands, zoals Aka Moon en Octurn, waarmee hij meerdere albums heeft opgenomen.

Informationen
Label
el Negocito Records
www.elnegocitorecords.com

Musiker

Fabrice Fiorini
http://www.jazzinbelgium.com/person/id=148?lang=fr

Octurn
http://www.octurn.com/#/projects/

Aka Moon
http://www.akamoon.com/index.php?id=150


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