Frode Kjekstad: New York Time
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Curling Legs CLPCD076
Der norwegische Gitarrist Frode Kjekstad hat seine vorliegende Hymne auf New York gemeinsam mit Dr. Lonnie Smith an der Hammond Organ, Byron Landham an den Drums und Eric Alexander am Saxofon angestimmt. Alexander ist mit seinem Atemrohr nur bei vier Titeln des Albums zu hören, so bei „Sugar“ und „Brooklyn Bound“, einer Komposition Kjekstads.
Eröffnet wird der musikalische Reigen von „The way you look tonight“ (Kern-Fields), gefolgt von „Sugar“ (S.Turrentine). Von einer geheimen Liebe - „Secret Love“ (Webster - Fain) ist die Rede. Die Musiker verneigen sich auch vor einem Granden des Gitarrenjazz, nämlich Wes Montgomery, wenn sie seinen „Road Song“ interpretieren. „Brooklyn Bound“, „Prospect Park S.W.“ und „Over Easy“ sind Frode Kjekstad ganz eigene „Liebesbeweise“ für New York.
Ja, man dachte in den vergangenen Jahrzehnten, dass die Zeit der Orgel-Formationen vorbei sei, dass Jimmy Smith gar nur noch eine Fußnote der Jazzgeschichte sei, doch weit gefehlt, da immer wieder interessante neue Hammond-Orgel-Bands an die Öffentlichkeit treten, so auch Frode Kjekstad mit seinen Mitmusikern.
Die Zeile „The way you look tonight“ scheint vielleicht einer Frau zu gelten, vielleicht aber auch dem nimmermüden New York. Das suggeriert jedenfalls Frode Kjekstad mit seinem beinahe atemberaubenden Fingerspiel auf den Gitarrensaiten. Er scheint zu signalisieren, dass es keine Zeit fürs Innehalten gibt. Weiter muss es gehen, durch die Nacht, immer weiter, von einer Bar in die andere, zum Times Square und … Auch Dr. Lonnie Smith an der Hammond Organ schließt sich diesem flotten Bummel der Nachschwärmer an und nimmt dabei die Linien auf, die Frode Kjekstad vorgegeben hat.
Dem Saxofonisten Stanley Turrentine verdanken wir „Sugar“. Legendär die Einspielung des Turrentine Sextetts mit dem Trompeter Freddie Hubbard, dem Bassisten Ron Carter und dem Gitarristen George Benson sowie Lonnie Liston Smith am E-Piano und Billy Kaye am Drums. Na ja, Frode Kjekstad begnügte sich mit einem Quartett, verzichtete auf einen Trompeter und einen E-Pianisten. Das tut dem Vortrag allerdings keinen Abbruch. Für mich hat diese Komposition ähnlich wie „So What“ den Charakter eines Evergreens. Getragen wird „Sugar“ in der vorliegenden Fassung durch das Spiel des Saxofonisten Eric Alexander im Wechselspiel mit Frode Kjekstad. Dr. Lonnie Smith scheint hingegen in die Rolle gefallen zu sein, den Kontrabass mit seiner dumpf vibrierenden Orgel zu ersetzen. Irre ich mich oder spielt Kjekstad schon ein wenig mit Wes Montgomery im Gepäck? Sehr gelungen scheint mir das Wechselspiel zwischen ihm, Kjekstad, und Alexander am Atemrohr. Und auch die Hammond Organ sieht ihre Zeit und darf sich solistisch in den Vordergrund stellen.
Nicht in den Central Park, sondern in den Prospect Park entführen uns die Musiker. Idylle scheint man dort vorzufinden, mitten in Brooklyn, so jedenfalls muss man es annehmen, folgt man der getragenen Musik aus der Feder von Frode Kjekstad. Erzählt er uns die Geschichte von verliebten Paaren, die an einem lauen Sommerabend durch den Park flanieren? Irgendwie kann man vor seinem geistigen Auge auch Drachen im Wind flattern sehen. Die Bäume rascheln mit ihrem Laub. Alles scheint seinen Gang zu gehen. Der Charakter des Stücks ändert sich im Übrigen nur sehr wenig, wenn die schwirrende Hammond Organ sich kurz aus dem „musikalischen Dickicht“ wagt, in dem sie sonst verharrt.
Auch von Frode Kjekstad stammt der Song „Brooklyn Bound“. Beschwingt geht es in diesem Fleckchen von New York zu, so suggerieren es die Klangwolken, in die wir eintauchen können. Wieder einmal unterstreicht Frode Kjekstad dabei seine Vielseitigkeit beim Saitenspiel. Schließlich noch eine Bemerkung zu „Road Song“, geschrieben von Wes Montgomery. Die von Frode Kjekstad arrangierte Fassung überzeugt nicht nur durch das auch technisch gekonnte Gitarrenspiel, sondern zudem durch das Zusammenspiel von Kjekstad mit Eric Alexander, der dabei weitgehend für den satten Hintergrundsound verantwortlich zeichnet. Derweil erzeugt Frode Kjekstad Klangkaskaden auf seinem Saiteninstrument.
Text: © ferdinand dupuis-panther
Informationen
Label
curling legs
http://www.curlinglegs.no
Musiker
Frode Kjekstad
http://www.frodekjekstad.com/