Fraanje/Soniano/Gouband - Shades of Blue
F
Astropi 2015, A∏1501
Nein nicht Kind of Blue, also eine Reverenz an Miles Davis, wird mit dem Album des Trios bestehend aus Harmen Fraanje (Piano), Brice Soniano (Double Bass, Voice) und Toma Gouband (Drums, Voice) vorgestellt, sondern „blaue Schatten“ oder besser „Nuancen in Blau“. Das spiegeln auch einige Titel auf dem Album wider. Man denke an „Shades of Blue“, mit dem das Album aufgemacht wird, an „D’une deux Violettes“ und an „A Scent of Violets“ und zum Schluss an „La Source des Eaux Bleues“, das blaue Quellwasser, mit dem die Band ihre Ansichten über ein musikalisches Blau schließt. Bereits das Cover vermittelt eine Art von Blau, in dem Pentagonblumen gedeihen. Doch wie klingt eigentlich Musik in Blau?
„Schatten in Blau“ - so lautet der Titel des Eröffnungsstücks: Fallen da nicht Wassertropfen nieder, wenn Harmen Fraanje das Stück eröffnet und behutsam die Tasten seines Klaviers anschlägt?. Irgendwie geraten dann nach und nach die Töne mehr und mehr in Fluss. Immer wieder gibt es kurze Pausen, also Stille, ehe das Trio sich auch im gemeinsamen Spiel findet. Dieses ist in den Klangfarben vom Klavier bestimmt, auch wenn das Tieftönige des Basses nicht zu überhören ist. Perkussive Elemente wurden ins Stück integriert. Diese muten so an, als würde Eis brechen oder knirschen. Entführt uns das Trio vielleicht auf eine Gletschertour? Gletscher schimmern ja schließlich auch in blauen Nuancen! Ist es Purpurn oder Fliederblau, was wir musikalisch im zweiten Stück hören? Aufgemacht wird die Komposition „D'une deux Violettes“von Bass und Schlagwerk sowie einem sehr perkussiv gestimmten Klavier. Noch mehr als beim ersten Stück meint man sich in einer Gletscherhöhle, die im Laufe des Tages leicht zu tauen beginnt. Stalaktiten beginnen, stetig zu tropfen. Pfützen bilden sich. Vokales ist kurz zu vernehmen. Es scheint wie ein Rufen aus der Ferne.
Nachfolgend vernehmen wir den musikalischen Duft von Veilchen: „A Scent of Violets“. Summen da nicht irgendwelche Insekten herum, um sich am Nektar zu laben? Man könnte es meinen, wenn man dem gestrichenen Bass lauscht, der sich wie ein Summen und der Flügelschlag von Bienen, Wespen und Hummeln anhört. Glöckchen klingen. Wasser tropft herab, so suggeriert es Toma Gouband mit seinen „perkussiven Spielsachen“. Nach „The Road“ hören wir zum Abschluss „La Source des Eaux Bleues“. Bereits beim Lesen des Titels stellt man sich quellendes Wasser eines Gebirgsbaches vor, in dem die Wasseramsel in die Tiefe taucht, um Köcherfliegenlarven zu erbeuten. Ja, Wasser rinnt Tropfen für Tropfen herab, aber an einen Quell erinnert die Eröffnung des Stücks nicht. Auch die Sequenzen, die uns Harmen Fraanje am Klavier präsentiert, sind nicht geeignet, an eine sprudelnde Quelle zu denken. Eher hat man den Eindruck, man sei auf einer Exkursion in einer Kalksteinhöhle, in der tropfendes Wasser Stalagmiten zum Wachstum anregt. So hört man dann mit kleinen Pausen ein Plonk-Plonk und Klick-Klick, sowohl auf dem Klavier gespielt als auch mittels Schlagwerk hervorgerufen.
Insgesamt präsentiert das Trio eine sehr kontemplative, meditative Musik. In all der Hektik unseres Alltags ist dies ein beruhigendes Gegengewicht, ohne viel Zipp und Zapp.
Text: © ferdinand dupuis-panther
Informationen
Label
Atropi
http://www.astropi.com
Musiker
Brice Soniano
http://www.bricesoniano.com