Fiorini-Houben Quartet: Bees And Bumblebees
F
Igloo Records, IGL 249
Der belgische Trompeter Greg Houben, der sich der Tradition des Bebop und Hard Bop, vor allem des Spiels von Chet Baker, sehr bewusst ist und mit der aktuellen CD eine Art Bebop reloaded und revisited präsentiert, hat sich den sehr gefragten Pianisten Fabian Fiorini an seine Seite geholt, um „Bienen und Hummeln“ einzuspielen. Nein, um es gleich vorwegzunehmen, der Klassikerohrwurm „The Flight Of The Humblebees (Der Hummelflug)“ von Nikolai Rimski-Korsakow wurde von den Musikern nicht verjazzt und eingespielt. Das mag man bedauern, aber muss es akzeptieren.
Bei einem Quartett darf man nicht vergessen, auch die weiteren Musiker vorzustellen: Hans Van Oosterhout (drums) und Cédric Raymond (bass). Sie schaffen die richtige Melange für das Stelldichein von Bienen und Hummeln. Eine „flotte Biene“ kauert auf dem Cover der CD mitten in einer Margerite. Die nackte und nur durch Bodypainting bekleidete Schönheit hält mit einem Lächeln auf den Lippen eine Trompete in ihren Armen. Hm, folgt dieses Cover der Devise „Sex sells“? Na, zumindest ist das Cover ein Hingucker.
Die Musiker mögen mir verzeihen, wenn ich die Einspielung als sehr poppig und der „Happy Culture“ verpflichtet charakterisiere. Verkopfter Jazz ist jedenfalls nicht das Ding des 4tets. Bereits der erste Titel ist ein Tanz afrokubanischen Ursprungs, nämlich 'Habanera' – und dabei denkt man zu Recht an Bizets 'Carmen“. Die Ouvertüre der CD ist flott, aber ohne wirkliche Latino-Rhythmen. Also Bossa Nova und Samba sind weit weg. Mit Sinn für die wohlgestimmten Töne im Nachgang von Miles, Dizzy, Chet und anderen „Legenden“ des Jazz verdingen sich die vier Musiker als Imker und bereiten jazzigen 'Honig' ebenso zu wie sie einer Schlange musikalisch in einen Himbeerstrauch folgen, wenn sie 'Un serpent dans les framboiseriers' anstimmen. In dieser Komposition darf der Bass die Ouvertüre übernehmen, ehe dann die Trompete mit ihrem „Geträllere“ musikalisch in die Rolle der Schlange im Himbeerbusch schlüpft, oder? Doch welche Rolle spielt das Piano mit seinem Klangschwall?
Bei 'Sweet Yellow Jen“ darf wiederum der Bass den Auftakt machen und sein Stakkatospiel zum Besten geben, ehe dann die gedämpfte Trompete eine „Frühlingsmelodie“ anstimmt. Hört man einige Passagen, dann denkt man wirklich an den Flug von Schmetterlingen, Bienen und Hummeln, die nach Nektar suchen. Zugleich meint man bei Houbens Trompetenpassagen, Anleihen an Miles und Chet herauszuhören, derweil der Pianist hier und da kurze Akzente und auch schräge Tonfolgen einstreut. Oder ist da gar ein Insekt auf der Suche nach der 'Magerite' – so ein weiterer Titel der aktuellen CD -, die es zu bestäuben gilt? Aber was soll dann mit dem virulenten Schlagzeugintermezzo ausgedrückt werden?
Neben all den musikalischen Bienen und Hummeln gibt es auch anderes zu entdecken: den 'Middle Class Blues' zum Beispiel. Marschähnliche Rhythmen dringen an unser Ohr und auch eine wehklagende Trompete, die in ihren Klangfarben an die Musik von Nat und Cannonball Adderley erinnert. Dezent sind die eingestreuten Pianosolos, die sich in den Trompetenfrequenzen wiederfinden. Warum die CD mit der Einspielung 'Ressaca“ (portg. für „Kater“ und „Verkatertsein“) endet, könnten nur Houben und seine Mannen beantworten. Gab es vielleicht während der Proben und der CD-Aufnahmen zuviel Honigbier oder Honigwein?
© ferdinand dupuis-panther
Informationen
Label
www.igloorecords.be
Band
Greg Houben
https://www.youtube.com/watch?v=wVp1NpHGPZM
http://wooha.be/le-collectif/
Hans Van Oosterhout
http://www.hansvanoosterhout.nl/