Fabrice Alleman: Obviously

Fabrice Alleman: Obviously

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Igloo Rec., IGL241

„Offensichtlich“ lautet der Titel des Albums des Klarinettisten und Saxofonisten Fabrice Alleman. An dessen Seite sind nachstehend genannte Musiker zu hören: Lionel Beuvens (Drums), Nathalie Loriers (Piano) und Reggie Washington (Double Bass). Bei zwei Stücken, die eingespielt wurden, ist als Gast der Gitarrist Lorenzo Di Maio mit von der Partie.

 

Insgesamt wurden neun Kompositionen eingespielt, die bis auf „Sister Cheryl“ (Tony Williams) aus der Feder Allemans stammen. Aufgemacht wird das Album mit „J-J“. Soll das an den Posaunisten Jay Jay Johnson erinnern? Während im ersten Teil des Albums Einzeltitel wie „Hope for the world“ und „Don't say it's impossible“ an das Eröffnungsstück anschließen, hören wir im Abschlussteil des Albums eine „Suite of the Day“, die mit dem Morgen beginnt und mit „Regards Croisés“ endet. Bezogen auf den letzten Titel muss man nach der Bedeutung fragen, denn übersetzt, heißt er dann „Kreuzblicke“.

Ein verspieltes Saxofonsolo stimmt uns auf „J-J“ ein, ehe Natalie Loriers mit sehr energetischem Klavierspiel ihre Akzente setzt. Auch ihr Solo ergeht sich nicht in einem verwässerten Tastenspiel, sondern bleibt einem energetischen Duktus verbunden. Derweil tanzen die Sticks von Lionel Beuvens über die Felle und das Messing der Becken. So, als würde er einen Tanz, in Klangformen des Saxofons transponieren, klingen die Sequenzen von Fabrice Alleman, der sich bei „J-J“ als federführend erweist. Singt er da am Ende noch zu seinem Saxofonspiel?

„Don't say it's impossible“, der Feder Allemans entsprungen, lässt uns zu Beginn Saxofonsequenzen und die eingesprochene Zeile „Don't say it's impossible“ vernehmen. Das Saxofon nimmt uns dann mit auf den weiteren musikalischen Weg, um das Unmögliche zu meistern. Sehr schön sind die an der melodischen Vorgabe des Saxofons orientierten Basspassagen, die, dank sei Reggie Washington, eher an E-Gitarren-Grooves erinnern. Wegen des Spiels des Bassisten hat man auch den Eindruck, dass der musikalischen Mischung offensichtlich eine Prise Jazz Rock beigegeben wurde. Im Weiteren folgen wir einem Saxofon, das sich verausgabt, schreit, brüllt, jubiliert, triumphiert, ehe es sich dann wieder beruhigt. „Sage halt nicht, es ist unmöglich“ - ja, das unterstreichen die Musiker rund um Alleman allemal!

Mit „3 ou 4“ endet der erste Teil des Albums, also mit „Drei oder vier“. Wieso eigentlich mit diesen Zahlen? Geht es dabei um die Rhythmik? Zunächst ist Alleman mit Loriers musikalisch unterwegs. Dabei spielt Loriers Fender Rhodes. Gezielt setzt die Pianistin aus Brüssel dabei Zäsuren und Kontrapunkte zum Klangteppich, den Alleman ausbreitet. Im ersten Teil des Stückes wurde auch ein Solo eingebaut, bei dem man an einen kaskadieren Wasserlauf denken muss. Das „Vorspiel“ Loriers paraphrasiert Alleman im Nachgang, rhythmisch begleitet von Lionel Beuvens am Schlagzeug, das sich nicht in den Vordergrund drängt. Doch zum Schluss von „Drei oder Vier“ darf auch Beuvens mal für einen kurzen Moment solistisch aus dem Vollen schöpfen.

Der zweite Teil des Albums besteht aus einer Suite, die mit dem Morgen beginnt, sich danach dem Nachmittag und dem Abend widmet, ehe sie mit „Regards croisés“ endet. Wir werden also Ohrenzeuge einer durchaus klassischen Kompositionsform, die allerdings mehr und mehr in konzeptionell angelegtem Jazz von Bedeutung ist.

Ach ja, da ist ein Weckruf zu hören, wenn Alleman in sein Saxofon haucht und auch ein wenig trällert, wenn er nicht gerade Saxofon spielt. Für einen Morgen gibt es allerlei schräge Töne zu hören, sodass man wohl kaum den Morgen so beginnen möchte. Nur Natalie Loriers versöhnt mit ihren perlenden Tastenfolgen. Auch der gestrichene Bass lässt an einen ruhig beginnenden Morgen denken, an dem die Hektik fern ist. Alleman verfällt schließlich am Ende des „Morgens“ auch in diese eher gelassene Stimmung, verfolgt man sein Spiel. Eher rockig geht es am „Nachmittag“ zu. Irgendwie muss man beim Zuhören auch an Funk und Soul Rock denken. Die Passagen des Tenorsaxofons klingen so, als wäre der Tagesablauf geregelt und dass alles richtig in Schwung gekommen ist. Gelassene Betriebsamkeit hat sich ausgebreitet. Schmeichlerisch sind die Hörfarben, die uns Natalie Loriers mittels der „elektronischen Klangfülle“ des Fender Rhodes schenkt. Nachmittag ist ja nicht unbedingt ein Nachmittag mit Kaffee und Gebäck, aber irgendwie bei der präsentierten Musik durchaus vorstellbar. Nun ist endlich Abend, Feierabend mit Gewühl auf den Straßen. Jeder möchte schnell nach Hause, und das signalisiert Alleman auch mit seinem frischen und bewegten Spiel auf dem Holzbläser. Hinein geht es ins Auto; hinunter in die U-Bahn; Gedränge gibt es im Bus – alle wollen die Arbeit hinter sich lassen. Der eine oder andere hat auch eine Verabredung auf einer After Work Party. Auf geht es auch ohne „Take The A-Trane“. Zum Schluss heißt es „Regards croisés“. Dabei erleben wir zu Beginn Natalie Loriers am Fender Rhodes, das für mich wie auch in einigen Stücken zuvor wie ein E-Piano klingt, und eine röhrende Bassklarinette, die vom Tenorsaxofon abgelöst wird. Gemeinsam geht es dann durch die Nacht, so jedenfalls der Eindruck, den die Klangfarben hinterlassen.

Press Release by Igloo Records
Fabrice Alleman’s new album “Obviously” once again confirms his talents as a composer, improviser and melody writer. About his new album, Fabrice Alleman says that it “sprung from the obvious”. It was born of a desire to play compositions that feel profoundly natural and are clearly close to Alleman’s nature: “Obviously”. He called in noted musicians for the project : the pianist Nathalie Loriers whose lyrical tone has already marked the history of Belgian jazz, the American bassist Reggie Washington who has shared stages with jazz’s finest (Branford Marsalis, Roy Hargrove, Steve Coleman, …) and Lionel Beuvens, currently one of Belgium’s most in-demand drummers. It’s also worth pointing out the talented young guitarist Lorenzo Di Maio on two tracks.
The album consists of personal compositions (except a track played in homage to Miles Davis’ drummer Tony Williams) that bring us to the limits of jazz and groove, by being both modern and anchored in tradition. His fluid, almost instinctive writing leads to compositions that come from the heart and beg the question: “What is obvious?”

text: © ferdinand dupuis-panther

Informationen

Label
Igloo Rec.
www.igloorecords.be

Musiker

Fabrice Alleman
https://www.facebook.com/FabriceALLEMANObviously

Lionel Beuvens
https://www.facebook.com/LionelBeuvens

Nathalie Loriers
http://www.nathalieloriers.com/

Reggie Washington
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