Fabian Dudek - Creating Meaning
F
fixcel records
Mit der aktuellen Veröffentlichung meldet sich die junge Kölner Szene zu Wort. Im vorliegenden Fall sind das der Saxofonist Fabian Dudek, der Pianist Felix Hauptmann, der auch den Synthesizer zum Einsatz bringt, der Kontrabassist David Helm und der Schlagzeuger Fabian Arends. Alle Kompositionen stammen aus der Feder von Fabian Dudek.
Mit der Komposition „Vater“ fängt das Album an und schließt mit der Komposition „Mutter“. Zwischen beiden hören wir Variationen zum Thema „Creating Meaning“. „Meaning“ steht für Bedeutung, Sinn und „Creating“ für Schaffen, Herstellen. „Creating Meaning“ ist wohl am besten mit Sinnstiftung zu übersetzen.
Nimmt man das Arrangement und die Inszenierung des Albums unter formalem Aspekt zur Kenntnis, so gewinnt man den Eindruck einer „Rahmenhandlung“ mit den wesentlichen handelnden Personen Vater und Mutter, als Teil des Systems Eltern und Familie. Ob die Kompositionen Dudeks biografische Bezüge haben, ist denkbar, aber muss ohne O-Ton von Dudek Spekulation bleiben.
Ohne sich aufdrängende Dramatik eröffnet „Vater“. Im Gegenteil man hat den Eindruck einer sehr lyrischen, balladenhaften Sichtweise. Sobald der Saxofonist Fabian Dudek in die musikalische Inszenierung eingreift, stellt man sich vor in einem Kino zu sitzen und Cinema noir zu genießen. Das rückt dann im Bild deutlich von der Figur des Vaters ab, gestreng oder nicht.
Der erste Teil von „Sinnstiftung“ wird durch ein behutsames Basssolo eröffnet. Signalisiert der Bassist in seinem Spiel ein gewisses Hin und Her, ein Suchen, ein Umschauen, ein Verharren, ein Nachdenken? Perlendes, unaufgeregtes Klavierspiel dringt nachfolgend an unser Ohr. Akzente setzt der Schlagzeuger im Fluss der Tastenfolgen. Verdeutlicht das den Fluss der Gedanken, vielleicht? Einem Aufschrei gleichen Dudeks Interventionen auf dem Holzbläser, durchsetzt mit Anlehnungen an die Musik von Kurt Weill, oder? Schnurren wechselt sich mit lauten Schreien ab. Hier und da klingt es ein wenig nach schmerzhaften Schreien. Im Hintergrund macht der Pianist mit dezidierten Basstastaturen auf sich aufmerksam. Der zweite Teil der Sinnstiftung beginnt mit Atemgeräusch und verhaltenem Schwirren des Holzbläsers sowie einem gewissen Schnalzen. Dies alles hört sich nach einem Insektenschwarm an, der nervös umherfliegt. Fabian Dudek steht dabei mit seinem „Blasrohr“ im Mittelpunkt und lässtzudem klanglich Schwanengeschnatter und Gänsegekreische ans Ohr des Zuhörers dringen. Sehr frei und ungezügelt entwickelt sich das weitere Spiel des solistisch agierenden Dudek. Das ist auch dann der Fall, wenn der Pianist mit getragenen Sequenzen die Dramatik des Spiels beruhigt. Dabei sind es dann auch eher dunkle Klangfärbungen, die zum Vorschein kommen. Gespenstisch mutet an, was wir hören, gut geeignet für die Vertonung der Literatur von Edgar Alan Poe, so könnte man denken. Musikalischer Szenenwechsel ist außerdem eingebaut, zwischen Anspannung und Entspannung, zwischen Gebundenheit und Ungebundenheit des Spiels, auch des Bassisten David Helm, der seinen gestrichenen Bass einbringt.
Noch weitere drei Formen der Sinnstiftung folgen. Dabei darf im dritten Teil der Schlagzeuger Fabian Arends die Komposition eröffnen. Verhaltenen Wildwassern gleicht das, was Felix Hauptmann vorträgt. Krächzend-rau äußert sich Fabian Dudek in seinem „Breakdance-Spiel“.
Energiegeladen ist der vierte Teil der Sinnstiftung. Doch auch sehr feine lyrische Passagen sind auszumachen. Wie Weckrufe kommen die Interventionen des Saxofonisten daher. Unruhe und Aufruhr, Ausdruck von unstetem urbanen Alltag, finden einen Niederhall. In diesem Kontext bewegt sich auch der fünfte Teil von „Creating Meaning“.
Mit „Attachment“ und „Mutter“ schließt das Album ab. „Mutter“ wird besungen, im wahrsten Sinne des Liedhaften zwischen Schubert und Chanson, oder?
Text © ferdinand dupuis-panther
Informationen
https://de.wikipedia.org/wiki/Fabian_Dudek
https://www.faz.net/aktuell/rhein-main/kultur/ruesselsheimer-jazzmusiker-nur-schoen-reicht-nicht-15536005.html