Take 5 – Jazz am Hellweg : Quartetto Libertango

Kunstmuseum Ahlen, 05.11.2023






Zum 100. Geburtstag von Astor Piazzolla haben die finnische Akkordeonistin Heidi Luosujärvi und die Cellistin Felicitas Stephan ein faszinierendes Programm zusammengestellt. Seither existiert das Quartetto Libertango, zu dem der Kontrabassist Uli Bär ebenso gehört wie der Bandoneon-Spieler Petteri Waris, der auch für die Arrangements verantwortlich zeichnet.

Angesichts der Zusammensetzung des Quartetts, bestehend aus zwei finnischen und zwei deutschen Musikern, war die Erwartung an diesem Konzertabend bei dem einen oder anderen gewiss auch die, dass neben der Hommage an den Schöpfer des Tango nuevo auch finnische Tangos zu hören sein würden. Doch leider beschränkte sich dies auf ein Stück.


Kunst aus der Sammlung des Kunstmuseums Ahlen bildete den Hintergrund für das Konzert, das restlos ausverkauft war. Fläche zum Tangotanzen gab es nicht. Das wundert nicht, denn hier wurde schließlich kein Tango-Tanzabend organisiert, sondern ein Konzert im Rahmen von Jazz am Hellweg. Dieses zweijährig organisierte Festival bespielt Orte links und rechts des alten Handelsweges namens Hellweg. Spielorte sind Ahlen und Soest, Dortmund, Unna, Kamen sowie weitere Orte in der Region. Diese umfasst nicht nur das Ruhrgebiet, sondern auch das Sauerland und das Bergische Land. Für den Tango-Abend waren wir in der einstigen Bergbaustadt Ahlen an der Werse zu Gast.

Über die Gründerinnen des Quartetts lesen wir in der Konzertankündigung: Felicitas Stephan und Heidi Luosujärvi sind in der Klassik zuhause, aber mit einer Seele, die die Leidenschaft des Tangos in sich spürt. Als Solistinnen konzertieren beide seit vielen Jahren sehr erfolgreich und sind auf allen europäischen Bühnen zu Hause. Als Duo eint sie die große Hingabe an die Musik des Tangos.
…  Die bezaubernden Kantilenen des Cellos treten in einen vollendeten musikalischen Dialog mit den virtuosen Klängen des Akkordeons. Da erklingen das „Oblivion “ und die „Milonga del Angel“ mit erfrischender Kreativität und Spielfreude sowie emotionalen Melodien – intensiver kann diese Musik nicht sein!“


Eingebettet ins Konzept „Kunst und Klangwelten“ waren gleich acht Saiten zu hören und zwei Zuginstrumente. Eröffnet wurde das Konzert mit „El Desbande“, ein Stück aus den späten 1940er Jahren aus der Feder von Piazzolla. Sehr volkstümlich mutete das Stück an, mit starken Akzentuierungen betreffs Rhythmik. Dabei traf ein langer, lyrisch anmutender Bogenstrich auf ein Bandoneon, das für „Zwischenschritte“ stand. Im Laufe des Hörens musste man hier und da auch an die Harmonien und den Duktus eines Couplets der 1920er Jahre denken, oder? Und auch die Nähe zu einem Rondo drängte sich auf. Die Cellistin ließ nicht nur den Bogen lange über die Saiten streichen, sondern agierte auch mit Pizzicato. Derweil hörte man eher kristalline Klänge des Bandoneons und die Tieftönigkeit des Basses.


Nachfolgend wurden wir in einen „finnischen Zauberwald“ entführt, zumindest musikalisch. Wir hörten den einzigen finnischen Tango des Abends, melancholisch gestimmt, von Wehmut und Sehnsucht durchzogen. Es verbreitete sich eine Stimmung, wie sie teilweise in Filmen von Aki  Kaurismäki zu erleben ist. Eröffnet wurde das Stück durch leises Akkordeonspiel, ehe die Cellistin mit ihrem Klangkörper in Erscheinung trat. Beinahe klagend vernahm man das Cello, derweil der Bandoneonspieler sein Zuginstrument mit kurzen Zügen zum Klingen brachte. Doch zwischendrin gab es auch beschwingte Melodielinien zu hören.

Nachfolgend wurde die Hommage an Piazzola fortgesetzt, hörte wir ein Stück mit einem Zwiegespräch zwischen Bassisten und Bandoneonspieler, erlebten wir Perkussives der Cellistin, deren Finger auf den Korpus des Cellos schlugen. Finger wurden vom Bauch des Cellos über den Hals gezogen. Fortgesetzt wurde das Stück mit einem Wechselspiel zwischen den beiden Zuginstrumenten. Aufbrausend-rhythmisch erschien dieses Spiel. Zudem erlebten wir besinnliche Passagen, die an ein französisches Chanson und an den Gesang von Jacques Brel denken ließen.


„Milonga del Angel“ und „Muerte del Angel“ standen des weiteren auf dem Programm des Abends. Sehr getragen und von einer gewissen Tragik beseelt waren die Stücke, die wir hörten. Man musste an ein Lamento und bisweilen an ein Requiem denken, oder? Nur kurz waren verspielte Passagen. Eher erlebte man die Nähe zu einem Fado, zu einem Klagelied, waren Schmerz und Abschied musikalisch präsent.

Sehr beeindruckend war die dreiteilige Suite, die Piazzola für seinen Freund den Cellisten José Bragato geschrieben hat. Im Fokus steht dabei das Cello und so wundert es nicht, dass auch im Konzert die Augen und Ohren auf die Cellistin gerichtet waren.  Sie schöpfte die gesamte tonale Breite ihres Saiteninstrumentes aus. Welch Wohlklang!

Der wohl berühmteste Tango aus der Feder Piazzolla „Libertango“ war Bestandteil des sehr hörenswerten Konzertes. Angesichts der aktuellen politischen Lage auf der Welt als ein Fanal und ein lauter Ruf zu verstehen: „Freiheit“!


Übrigens, am Ende gab es angesichts der Standing Ovations gleich natürlich eine Zugabe, und dann ging es hinaus in das herbstliche Ahlen, der eine oder andere noch in Gedanken an Buenos Aires und den feurig-frischen Tango argentino.

Fotos und Text © f. dupuis-panther/a. Panther, 2023


https://www.jazz-am-hellweg.de/


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