STAGE off LIMITS - Guitar Trio With No Fancy Name

Black Box Münster, 25.4.2024







Elektronik und Gitarrensaiten – das ist die klangliche Melange, die
Matthew Grigg (Bristol), Erhard Hirt (Münster) und Michael Kolberg (Rinkerode) an einem frostigen Aprilabend zu verdanken waren.




Im Vorwege des Konzerts in der Reihe „Stage of Limits“ war Folgendes zu lesen: „Grigg verarbeitet seine Gitarrenklänge mit selbstgebauter Elektronik weiter, Hirt hat die Formung seines Klanges weitestgehend in den Computer verlegt, Kolberg erzeugt seine Klänge durch Präparationen. Zusammen bilden sie einen Klangkörper von atemberaubender Intensität. Das Gitarrentrio gründete sich aus dem Umkreis der Initiative Improvisierte Musik in Münster. Nachdem der Brite Matthew Grigg zurück nach Bristol gegangen war, gab es in Zeiten der Pandemie 2021 nur noch ein gemeinsames Onlinekonzert.“ Nun waren die drei Gitarristen wieder live zu erleben.


Tobias Brügge


Die Anwesenden wurden durch den Saxofonisten Tobias Brügge begrüßt, der sich ehrenamtlich für die BLACK BOX Münster engagiert und hin und wieder auch selbst in der Schwarzen Kiste aufspielt. Er verwies darauf, dass Matthew Grigg, der eine Zeit in Münster gelebt hat, nun wieder nach Bristol zurückgekehrt ist. Das mache ein solches Konzert der drei Gitarristen momentan etwas schwieriger. Drei Gitarren, jede auf ihre Art, seien zu hören. Und manchmal wisse man gar nicht, wer für welche Klangwelten verantwortlich sei, so Tobias Brügge.

Trotz Soundcheck musste sich Erhard noch ein wenig mit seinem Laptop befassen, um die richtigen Parameter für sein Instrument einzustellen. Und dann aber ging es schon los. Dabei war dann im weiteren Verlauf auch allerlei Elektronik mittels Drehknöpfen und Fußpedalen mit im Spiel.

      


Warf man einen Blick auf die Beteiligten, so waren Blicke aufeinander eher selten. Man hatte eher den Eindruck jeder der drei Beteiligten vertiefe sich in seine eigenen Klangstränge. Zugleich aber schienen alle drei auch außerhalb ihres jeweiligen Orbits um Klangnuancen und -färbungen bemüht, dabei bestrebt, ein musikalisches Ganzes zu erschaffen, aus dem Moment, im Moment und für den Moment.

Finger tippten auf Gitarrensaiten. Bündige Griffe gab es sehr selten. Bogenstriche brachten Saiten zum Schwirren und Flirren. Bisweilen wurde der Bogen auf die Halskante der Gitarre gestrichen, so durch Matthew Grigg. Derweil bedeckte die flach liegende Rechte das Saitenbündel. Ohne Lapttop schien Erhard Hirt seine Saitenwellen nicht zu erzeugen. Michael Kolberg ließ es sich nicht nehmen über einige Strecken das Tremolo-System ebenso wie die Volume-Potis einzusetzen. Er schien Finger und Hände zudem zwischen Tonabnehmer und Bridge zu bewegen. Dabei lag die Gitarre quer auf den Oberschenkeln. Doch aus der E-Gitarre wurde keine Pedal-Stell-Guitar.


Klangdämpfung geschah durch Matthew Grigg so, dass er auch mal den Ellbogen über die Bünde legte. Zugleich führte er den Bogen über den Hals seines Instruments. Hörten wir da nicht im weiteren fallende gläserne Dominosteine? Das konnte man meinen, konzentrierte man sich in einem Moment auf Michael Kolberg. Knarrend und knarzend erklang Griggs Gitarre. Der eingesetzte Bogen schien dabei einer „Saitenraspel“ zu gleichen. Einen klanglichen Aufschrei entlockte Grigg beim Spiel auf dem oberen Hals seiner E-Gitarre.


In die Welt von Radiofrequenzen in Kurz- und Langwelle entführte uns, so der Höreindruck Michael Kolberg. Dabei unternahmen wir einen Zeitensprung. Vor Jahrzehnten funktionierten Weltenempfänger so. Heute jedoch ist Digitales angesagt. Ein schnelles Dadadada streifte unseren Gehörgang, dank an Erhard Hirt. Elektronische Klangverzückungen waren auszumachen, auch ein Klanginferno. Därrdärrdärr traf auf Wawawa und Wäwäwwä. Klangtropfen an Klangtropfen setzte Erhard Hirt dagegen. Lautstärke und Tempo wurden gesteigert. Der Ruf von „Alarm, Alarm, Alarm“ breitete sich aus. Ein Klanghöhepunkt wurde angesteuert. Eine Eruption war zu bemerken, gleichsam ein Lava speiender Klangvulkan zu erleben.


Gezupfte Saiten waren eine Seltenheit. Statt dessen wurden die Saiten geschlagen, angetippt, gestrichen, auch mit aufgelegter Hand. Ein Metallstab zwischen den Saiten änderte den Klang. Mit einem weiteren Stäbchen aus Metall tippte Michael Holberg den „verknoteten Stab“ an. Hohe Frequenzen drangen an das Ohr der Anwesenden. Klang es im Weiteren nicht so, als würden dicke Regentropfen in ein leeres Blechfass fallen? Klangstreuungen nahmen wir zudem wahr. Bisweilen konnte man nicht sicher sein, ob es nun Geräuschmusik gab oder nicht. Teilweise gab es jedenfalls Frequenzgewitter. Ein elektronischer Malstrom nahm vor unseren Augen und Ohren seinen Anfang und sein Ende. Glasbausteine wurden zum Umfallen gebracht. Blubbernde geothermische Schlammlöcher wurden inszeniert, so konnte man der Ansicht sein. Röhren und Rasseln erlebten die Anwesenden obendrein. Klangpoesie war es nicht, die uns da umgab, sondern eher ein Klangtornado, ein Aufschrei, ein wenig Chaos, Aufruhr zudem – und das alles mit drei E-Gitarren.

© fotos und text ferdinand dupuis-panther


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Black Box Münster

Matthew Grigg
Erhard Hirt
Michael Kolberg


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