Dabei als Gäste André Nendza, Philipp van Endert und Mathias Haus
Ben Bönniger hatte geladen und sie kamen, wenn auch spät zur Probe. Dabei hatte Ben Bönniger schon die Befürchtung, er müsse den Abend mit dem Bassisten André Nendza als Duo bestreiten, wie er bei der Begrüßung des Publikums anmerkte. Doch Philipp van Endert (Git) und Mathias Haus (vib) kamen noch zu einer Kurzprobe und dann ging es auch schon los.
Lyrisch sollte es sein
Ausverkauft war das Haus, wie immer, wenn es donnerstags Jazz im Untergeschoss des Museums für Lackkunst zu hören gibt. Kurz seien die Musiker des Abends vorgestellt, dabei auf den „Waschzettel“ zurückgreifend, mit dem sie angekündigt wurden: „Philipp van Enderts aktuelle Musik-Projekte unterstreichen sein Gespür für Spannungsbögen. Er erfindet nicht die Coolness neu, sondern auch die Wahrnehmung einer besonderen Form lyrischer Kreativität.“ Dass er auch eine rockige Klaviatur zu spielen weiß, davon konnte man sich während des Konzerts überzeugen, nicht nur bei der Eigenkomposition „Rosebud“, die er seiner jüngsten Tochter Rosa gewidmet hat.
Der Vibrafonist Mathias Haus arbeitet als Dozent an der Kölner Hochschule für Musik und hatte für den Abend in Münster Kompositionen wie „Golden“ und „Club der Labradore“ mitgebracht. Schließlich vervollständigte der Bassist André Nendza das Quartett, das nie zuvor in der Besetzung zusammen gespielt hatte. Nendza ist im Übrigen 2012 mit dem ECHOJAZZ in der Kategorie „Bass, national“ ausgezeichnet worden. Zudem gewann er zwei Jahre später
mit der Band „Tria Lingvo“ das Finale des „Neuen Deutschen Jazzpreises”.
Gefühlvoll im Saiten- und im Schlagwerkspiel
Zwei Saitenspieler trafen in Münster auf zwei Schlagwerker, denn auch das Vibrafon gehört zur Kategorie Schlagwerk. Mit „Feel“ von Robbie Williams eröffneten die Musiker das Konzert. Gewiss, ein nicht alltäglicher Beginn, denn man konnte von „Pop goes Jazz“ sprechen und zugleich miterleben, wie aus einem Popsong durch Bearbeitung etwas anderes wird. Wer das Stück von Williams noch nie gehört hatte, konnte beim Duett Gitarre und Vibrafon, die einen Leichtklang verströmten, an frühlingshafte Düfte, an Sonnenstrahlen und einen Schwarm von Staren mit getüpfeltem Federkleid denken. Zugleich drängten sich beim Zuhören Bilder von Heißluftballons auf, die am Himmel schweben. Kein Wunder, waren doch die präsentierten Klangwogen schwerelos, befreit und leicht dahinziehend.
Klangschleifen und -schraffuren erfüllten den Raum, auch und gerade als Philipp van Endert solistisch in Erscheinung trat. Für einen beinahe flauschig zu nennenden Klangteppich sorgte derweil Matthias Haus am Vibrafon. Als der Bass zu den beiden Vorgenannten hinzutrat, mischten sich Umbra und Feuerrot, wässerten aquarellierte Klangfarben aus. Immer wiederkehrend ließen nachfolgend die Musiker das Thema durchscheinen, auch wenn sie sich von ihm zwischenzeitlich entfernten, und die Schlägel über die Klangstäbe des Vibrafons hüpften, der Bass sich tief in der Erde gegründet zeigte und die Gitarre sich in reizvollen Kapriolen verfing.
Mit einer anfänglich starken Basslinie wartete die Band zu Beginn der Bearbeitung von Ahmad Jamals „Poinciana“ auf. Dabei übernahm André Nendza zeitweilig die Rolle des Pianisten Jamal. Jedoch war die Bearbeitung weniger lyrisch ausgerichtet als das Original, das durchaus auch von Swing durchzogen ist. Eher konnte man bei Bönniger-van Endert- Nendza-Haus einen Flow entdecken, auch und gerade von Mathias Haus initiiert, dessen Instrument zwischen spitztönig-metallen und weich-samt changierte. Bisweilen überkam den Zuhörer auch der Eindruck, er erlebe Latin Swing und Jazz, vor allem als Philipp van Endert seinen Soloauftritt hatte. War‘s Rumba? War‘s Samba? Musik mit Hüftschwüngen war‘s auf alle Fälle.
Golden war‘s
Mit „Golden“ präsentierte dann Mathias Haus seinen eigenen Standard, wie er ein wenig schelmisch und keck vortrug. Dabei schien es so, als werde der Tagesanbruch besungen, als hörte man Tautropfen fallen, sehe die Sonne rot aufsteigen. Lichter der Großstadt schienen sich zu entfalten. Auch Sphärisches war zu vernehmen, aber nicht allein. Stets stand das Melodische im Fokus – und nicht nur bei „Golden“, wie der Abend zeigte.
Nein, Gesang gab es nicht, als Victor Youngs „Beautiful love“ auf dem Programm stand. Während das Original – Gesang Bing Crosby – überbordend süßlich, wenn nicht gar schnulzig daherkommt, war das Arrangement davon befreit. So entgingen den Anwesenden auch Verszeilen wie „Beautiful love, you're all a mystery / Beautiful love, what have you done to me? Dass man dennoch die „Liebesgeschichte“ dechiffrieren konnte, lag dann unter anderem an dem Solo von Philipp van Endert, durchaus ein wenig getragen. Was auffallend war, dass sich die Band mehrmals „fragmentierte“, Vibrafon und Gitarre zusammengingen oder auch ein Trio mit Bass, Gitarre und Schlagzeug eben mal aus der Taufe gehoben wurde. Das trug ganz gewiss auch zur Dynamik des Vortrags bei.
Auch ein Summer Lightning
Bei „Marie“, Mathias Haus‘ „Liebeserklärung“ an seine Frau, konnte der eine oder andere im Raum seine Gedanken zu den klassischen Liebespaaren nicht nur des französischen Films schweifen lassen. Ein stark rhythmisch ausgerichtetes Vibrafon traf dabei auf eine Gitarre die Saitenpurzelbäume schlug.
Nach der Pause ging es in ähnlichem Fahrwasser weiter wie im ersten Teil des Konzerts, lange auf- und absteigende Vibrafon-Passagen, eine teils rockig, teils sphärisch disponierte Gitarre, ein gelegentlich auch in höhere Register abschweifender Bass und ein dezentes Besenspiel über Felle und Bleche.
Nicht mit dem wohl bekanntesten Song des Singer/Songwriters Ralph McTell - „Streets of London“ , sondern mit „Summer Lightning“ eröffneten die Musiker den zweiten Set. Dieser Song ist Teil eines gleichnamigen Albums, das sich Mathias Haus kaufte, als er in der fünften Klasse war, auch und gerade, weil „Streets of London“ auf dem Album außerdem enthalten war und dies sein Lieblingslied war. Was erwartet man bei „Summer Lightning“? Doch wohl Wetterleuchten, also durchaus eine dramatische Szenerie. Doch der Song ist schon im Original weichgezeichnet. Eher warme Luftströme breiteten sich beim Duo von Gitarre und Vibrafon aus. Man verspürte ein Flirren, ein abgezogenes Sommergewitter, sah sich im Wind wiegende Kornblumen und Ähren, hörte das Laub sachte knistern. Aber wo blieb die Entladung?
Die Schönheit der Melodie stand im Fokus
Gewiss wie in allen Stücken zuvor, folgte das Quartett einem beschwingten Modus mit dahingleitenden Klangpassagen, die zum Träumen einluden. Das änderte sich auch bei dem Song „Club der Labrador“ nicht grundlegend, wenn auch durchaus rockige Fäden verwoben waren. Der Song hatte etwas Balladenhaftes und zugleich auch Anmutungen eines Pop-Songs.
Dem „Konzept“ des lyrischen Erzählmodus folgte auch „Unnamed Beauty“ mit ineinander fließenden Klangschemen und -farben, gleichsam die Umsetzung von klassischer Farbmalerei in wohl gesetzte Töne. Der melodische Wohlklang war es, der den gesamten Konzertabend bestimmte, passend zu einem noch lauen Septemberabend, oder?
Text unf Fotos © ferdinand dupuis-panther – Text und Fotos sind nicht public commons!
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