Die Tatort-Jazz-Hausbandmusiker Alex Morsey (b, sousaphone, voc) und Uwe Kellerhoff (dr, comp) arbeiten zurzeit mit Matthias Dymke (p) und Peter van der Heusen (sax) an ihrem ersten, gemeinsamen Album namens „Akoli“. „Akoli ist ein Dorf in Griechenland, wo einige Ideen zur Musik entstanden sind. Die bisherigen sieben Stücke stammen aus der Feder des Schlagzeugers Uwe Kellerhoff. Es sind Stücke aus dem Bereich Modern Jazz, gewürzt mit Bebop, New Orleans Street Beat, Latin und Funk. Die Songs sind rhythmisch tricky bis absolut groovy aber auch lyrische Balladen.“ So konnte man es in der Konzertankündigung lesen.
Man könnte das Konzert gewiss mit dem Begriff Hauskonzert umschreiben. Der Kreis derer, die dazu eingeladen waren, war überschaubar und ganz bewusst überschaubar gehalten. Von Probenbühne könnte man auch sprechen, denn erst zum zweiten Mal präsentierten die Musiker Kompositionen des geplanten Albums, dessen Produktion auf Crowdfunding angewiesen ist. Dieser Fingerzeig sei an dieser Stelle erlaubt.
Was die Gäste akustisch erlebten, kam einer musikalischen Erzählung gleich, die gleichsam als Rahmenhandlung angelegt war. Diese Handlung schrieben Wayne Shorter, Dizzy Gillespie und Lee Morgan, aus deren reichem Schatz an Jazzkompositionen die Band – nennen wir sie mit dem Arbeitstitel mal UK 4tet – an diesem Sonntagabend schöpfte.
Mit „Lester left town“ eröffnete die Band das Pre-Release-Konzert. Das sollte aber nicht der einzige Titel von Wayne Shorter bleiben, da auch „House of Jade“ auf dem Programm stand. Überdies hörten die Gäste eine sehr spannende Fassung von Dizzy Gillespies „Bebop“ - dazu später mehr – und schließlich noch von Lee Morgen den Song „Fire“.
Dass der Begriff Rahmenhandlung für all das, was der Feder von Uwe Kellerhoff entsprang, sehr passend gewählt ist, hängt damit zusammen, dass Uwe Kellerhoff sich augenscheinlich von Shorter und Co. hat inspirieren lassen. Seine Kompositionen wie „Two Souls“, „Five“ oder „Akoli“ und „Isie“ waren Seelenverwandte von „Bebop“ und anderen Songs, die das Programm bereicherten. Dass auch ein Bossa zum Besten gegeben wurde, war nicht überraschend, zumal „Big Boy Bossa (comp. Kellerhoff/Häuser !) eigentlich kein klassische Bossa war und somit Stan Getz neben den anderen Heroen des Jazz im Geiste nicht auch noch beim intimen Hauskonzert zugegen war.
Als Lesters Begleiter aus der Stadt sah sich in erster Linie der Tenorsaxofonist Peter van der Heusen, der über weite Strecken die melodischen Linien vorgab. In seinen Fußstapfen folgte tieftönig Alex Morsey. Bereits bei diesem für das Quartett arrangierten Klassiker des Jazz zeigte sich, dass das Quartett in allen Teilen gleichwertig auftrat. So durfte denn auch ein Solo des Pianisten Matthias Dymke nicht fehlen. Fingergeschwind war er und signalisierte, dass Lester nicht in Langsamkeit verharrte, als er die Stadt verließ. Im Gegenteil, die Sequenz, die Matthias Dymke spielte, schien die Leichtfüßigkeit in tonale Linien und Sprünge zu übertragen. Im Weiteren folgte ein melodisches Auf und Ab, an dem Alex Morsey an seinem Bass ebenso Anteile hatte wie auch Peter van der Heusen, dessen Tenorsaxofon gleichsam Regie führte. In einem kurzen Hinweis teilte Uwe Kellerhoff den Zuhörern mit, dass man dieses Stück jüngst auf dem Bochumer Hauptbahnhof zum Besten gegeben habe. Welch ein Spielort! Man hätte gern erfahren, welche Resonanz „Lester left town“ bei den Reisenden hervorgerufen hat. Doch das behielt Uwe Kellerhoff für sich.
Manchmal wohnen zwei Seelen in einer Brust, so auch bei dem Stück „Two Souls“, das Uwe Kellerhoff mit den Worten „gespaltene Seele“ umschrieb. Die Eröffnung lag in den Händen des Schlagzeugers und des Pianisten. Im steten Fluss bewegte sich der Tenorsaxofonist. Ihm folgte Alex Morsey am gestrichenen Bass. Zudem erlebten wir auch den Vokalisten Alex Morsey, der sich lautmalerischen „Ausschweifungen“ verschrieb. Zum tiefen Bass gab es ergänzend „Obertöne“ zu hören. Ohrenschmaus in Frühlingsgrün und Azurblau wurde dargeboten. Dazu trug auch Peter van der Heusen bei, der das Tenorsaxofon durch das Sopransaxofon ersetzte. So gab es weniger dunkle Seelenmomente zu hören, sondern eher aufgehellte Stimmfarben. Stets stand die Melodie im Fokus, waren abstrakte Variationen mit Kopflastigkeit nicht vorhanden.
Das traf auch auf „Five“ zu. Bei der Einleitung dieses Stücks erlebte man einen tanzenden Bogen auf den Bassseiten. Gezupfte Saiten schienen wie schwere Schritte und Momente der Schwerfälligkeit. Doch auch Augenblicke des Beschwingten, des Losgelösten und beinahe Schwerelosen konnte man wahrnehmen. Meeresbrise und sanfter Wind, der den Dünensand bewegt, oder auch ein tosender Fluss waren für den einen oder anderen Zuhörer als Bildfragmenten zu entdecken, die die Musik begleiteten.
Bei „Bebop“ schienen Tenorsaxofon und Sousaphon miteinander in einer Art Duett zu verschmelzen. Auffallend war, dass Alex Morsey seinen Blechbläser wie ein Didgeridoo behandelte, also eine permanente Luftzirkulation hielt. Zusätzlich konnte er durch seitliches Versetzen des Mundansatzes auch noch allerlei Obertöne erklingen lassen, sodass Dizzy Gillespie durchaus in eine gewisse Ferne rückte.
Balladenhaftes wie das Stück „Akoli“ – in diesem griechischen Ort am Meer entstand der Titel, so Uwe Kellerhoff – gab es auch zu hören. „Akoli“ wird, so der Drummer und Bandleader, das Titelstück des Albums werden und dabei auch ein bisschen Meeresrauschen des Mittelmeers zu uns mitbringen.
Einem Ritt durch verschiedene Stile glich „Big Boy Bossa“. Dabei durfte dann auch ein Big Boy, das Sousafon mit seinen tieftönigen und wuchtigen Klangfarben, nicht fehlen. Funk und Soul waren gelegentlich zu vernehmen, aber eher weniger Latin Fever.
Eine Hymne für die afrikanischen Wurzeln des Jazz und, so der zum Scherzen aufgelegte Uwe Kellerhof, auch eine Hommage an Heinz Schenk war dann „Bembelé“. Nur die wenigstens konnten mit Heinz Schenk etwas anfangen, der über Jahre die Fernsehunterhaltungssendung „Der Blaue Bock“ präsentierte. Zu ihr gehörte auch der im Bembel servierte Frankfurter Apfelwein.
Alex Morsey verwandelte seinen Bass in eine Trommel. Feurig und furios war das, was Matthias Dymke seinem Tastenmöbel entlockte. Mit Sinn für Afrobeats agierte Uwe Kellerhoff an seiner „Schießbude“, derweil Peter van der Heusen seinen Holzbläser so klingen ließ, als seien Osibisa und Fela Kuti nicht etwa Fußnoten der Fusion-Geschichte.
Zum Schluss: Den 7. Februar 2018 sollten sich alle vormerken, da dann das erste Cd-Release-Konzert im alten Bahnhof Bochum-Langendreer stattfinden wird.
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Informationen
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Tatort Jazz
http://milli-haeuser.de/tatort-jazz/
Musiker
Alex Morsey
http://www.jazzhalo.be/interviews/alex-morsey-interview-mit-dem-bassisten/
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