Zola 4tet: Where we come from
Z
Spocus, SH1404
Die Band besteht aus dem Gitarristen Gonzalo Rodriguez Diaz, der auch für alle veröffentlichten Kompositionen verantwortlich ist, dem Saxofonisten Mathieu Robert, dem Kontrabassisten Nico Lancerotti und dem Drummer Didier Van Uytvanck. Aufgemacht wird das aktuelle Album mit „patio“, gefolgt von „bouncing“, ehe wir dann „matongé“, ein sehr afrikanisch geprägtes Viertel der belgischen Hauptstadt besuchen. Mit „jaleo“ schließt das aktuelle Album.
Gleich beim ersten Stück „patio“ hat man den Eindruck, als wehe auch der Geist von Cannonball Adderley gemischt mit dem Besten des Jazzrock über die Häupter der Zuhörer. Besonders hinzuweisen ist auf das sehr ausgereifte Gitarrensolo von Gonzalo Rodriguez Diaz. Darüber mag man dann auch Attila Zoller oder Joe Pass vergessen. Diesem Solo scheint untergründig auch eine andalusische Würzmischung beigefügt worden zu sein. Im Nachgang phrasiert und paraphrasiert dann Mathieu Robert über die Gitarrenpassage. Beim Zuhören drängte sich im Kopf des Rezensenten das Bild einer stolzen Segeljacht auf, die da vor der schroffen Küste Portugals im Atlantik kreuzt. Gischt ist zu sehen; Wasserschwall zu spüren. Dramatik liegt in der Luft. Beinahe zum Schluss gibt es ein Schlagzeugsolo auf einer Studioaufnahme, und nachfolgend taucht auch das Anfangsthema wieder auf, sodass sich d er Kreis schließt.
Die Komposition „Night Lights“ beschwört von den Harmonien her eine nächtliche Hafenstadt im Dunst und Nebel herauf. Ganz getragen lässt sich der Saxofonist auf das nächtliche Licht ein. Die Gitarre imitiert derweil den Schlag der Turmuhr. Tapsende Schritte auf dem Asphalt fängt der Bassist mit seinem Tonmöbel ein. Irgendwie scheint sich ein Schleier über die Stadt zu legen, wenn die Band gemeinsam das Lied der Nacht anstimmt.
Die Komposition „matongé“ - gleichnamig ist ein von afrikanischen Migranten dominiertes Viertel von Brüssel - würde wohl afrikanische Rhythmen erwarten lassen. Doch darauf verzichtet das 4tet. Stattdessen pflegt man einen Duktus im Nachgang von Modern Jazz und Hard Bop, oder? Urban klingt das Stück ohne Frage. Ab und an wird man bei einigen Saxofonsequenzen an das Gewirr der Großstadt erinnert. Gleiches gilt für die aufgeweckte Gitarre, die das Motorengewusel des Großstadtverkehrs abzubilden versucht. Ohne Frage könnte die Komposition auch „Downtown New York“ oder „Berlin-Kreuzberg“ heißen. Eine stringente Beziehung zu Brüssel lässt sich nicht ausmachen, so meine ich. Erst am Ende, wenn nur der Drummer und der Kontrabassist zu hören sind, meint man ganz entfernt, den Ruf Afrikas zu vernehmen, wenn auch nur für Bruchteile.
Balladenhaft-sentimental mutet „Where We Go“ an. Es scheint die „blaue Stunde“ nah oder ein entspanntes Wochenende auf dem Programm zu stehen. Ein Picknick unter Freunden am beinahe leeren Strand, ein Bad in den Wellen, ein Flirt – all das scheint in der Musik verborgen zu sein. Auf alle Fälle strahlt das 4tet im gemeinsamen Spiel eine gewisse Tiefenentspannung aus.
Am Ende des Albums heißt es dann „Spektakel bzw. Randale“, so die Übersetzung von „jaleo“. Ähnlichkeiten in den Harmonien von „patio“ sind nicht auszublenden. Wirklich Randale kann man allerdings nicht spüren, dazu fehlt es an Zipp und Zapp, an Dissonanzen, an schrillen Saxofonklängen, an verzerrten Riffs. Na gut, so wird man wohl eher Ohrenzeuge eines Spektakels. Bisweilen beschleicht den Hörer der Eindruck, er werde dabei auch mit einer grazil tanzenden Frau konfrontiert. Feurig ist der Tanz allerdings nicht, eher verhalten beschwingt. Also Josephine Baker sollte man sich also nicht vorstellen!
Text: © ferdinand dupuis-panther
Informationen
Label
Spocus
http://www.spocus.be
Musiker
https://www.facebook.com/ZOLAquartet?fref=ts
Audio
https://soundcloud.com/gonzalo-rd/sets/zola-quartet