ZiMar – ZiMar No 1

ZiMar – ZiMar No 1

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Eigenverlag

„Die Musik erinnert an die beiden legendären Jazztrios der schwedischen Pianisten Esbjörn Svensson und Martin Tingvall. (…) Ohne sie zu kopieren entwickeln ZiMar eine eigenständige Klangwelt, bei der zwar Piano und Vibraphon dominieren und die Melodien vorgeben, aber die Musik im perfekten Teamplay mit auf den Punkt akzentuiertem Schlagzeugspiel und soliden Basslinien grundiert wird. Ihr Spiel ist sowohl melodisch als auch virtuos und meist wohlklingend. Mal dominieren rockorientierte, prägnante rhythmische Figuren, mal schimmern Anspielungen auf Popballaden durch. (…)“ - so war es in der Westdeutschen Zeitung zu lesen, als das Quartett ihre EP öffentlich präsentierte. Doch derartige Bewertungen sind gewiss aus dem Blickwinkel des schreibenden Autor zu sehen, müssen also nicht von Dritten geteilt werden.

Die Band besteht aus den beiden Gründern, dem Wuppertaler Marian Fricke (Piano/Komposition) und dem aus Shanghai stammenden Zichao Wang (Vibraphon/Komposition) sowie der aus Großbritannien gebürtigen Bassistin Genevieve O'Driscoll und dem Essener Drummer Marius Lamm (Drums). Die Anfangsbuchstaben der beiden Gründer waren für das Quartett namensgebend. Lamm und Fricke lernten sich am Konservatorium in Arnheim kennen; Wang studierte an der Hochschule für Musik in Köln, wo er unterdessen auch unterrichtet. Genevieve O'Driscoll hat an der Folkwang Universität Essen Ihr Studium absolviert. Und Dreh- und Angelpunkt für alle scheint auch Wuppertal zu sein, die Stadt mit der Schwebebahn und wie so viele Städte nicht frei von sozialen Gegensätzen, oder? Das lässt auch das Eröffnungsstück „Oberbarmen“ wohl schon anklingen. Oder ist das eine Verneigung des Pianisten Marian Fricke vor seiner Heimatstadt?

Mit starker Basslastigkeit und voller Energie ist das Stück „Oberbarmen“ angereichert, zumindest anfänglich. Dieses Stück lebt aber auch von den fließenden Vibrafonsequenzen und einem hintergründigen Bass, der sich nicht unbedingt aufdrängt. Die Kaskadierungen, die uns Wang zu Gehör bringt, haben nichts gemein mit Milt Jackson, um nur einen bekannten Jazzvibrafonisten zu nennen. Besonders auffällig ist im weiteren Verlauf die Verquickung zwischen den Passagen des Pianisten und des Vibrafonisten. Dazu vernimmt man teilweise einen gestrichenen Bass. Und auch eine kurze gesangliche Lautmalerei blitzt dazwischen auf. Ansonsten gilt: Panta rei, alles fließt. Das gilt auch für das perlende Klavierspiel von Marian Fricke. Ob aus all dem auch E.S.T. zu destillieren ist, mag der eine oder andere denken und hören, aber … Folgen wir den musikalischen Linien des Quartetts dann sind hier und da auch klangliche Wildwasser auszumachen. Doch verwässert ist das Spiel von Fricke keineswegs. Er versteht es immer wieder energiegeladene Akzente zu setzen. Beim Zuhören macht der Rezensent ab und an Assoziationen zu Liberetto und Lars Danielsson aus, wenn es denn gestattet ist, solche Querverbindungen einzufügen. Ansonsten weiß das Quartett schon mit dem ersten Stück zu überzeugen, auch und gerade wegen der Schönheit der Melodie.

Dies setzt sich in „Awakening“ fort, ein sehr lyrisch ausgerichtetes Stück. Es lebt von den Klangnuancen des Pianos und des eher metallisch, wenig nachhaltig nachhallenden Vibrafons. Zudem ist offensichtlich, dass im Arrangement auf das Wechselspiel zwischen Piano und Vibrafon großen Wert gelegt wird, auch wenn Fricke hier und da in beinahe bluesige Weisen abgleitet. Doch auch sanft gurgelnde Klangstrudel weiß er auf den weißen und schwarzen Tasten zu inszenieren. Diese nimmt nachfolgend Wang auf, transferiert sie auf sein Schlagwerk. Zu meisternden Stromschnellen gleicht das, was wir danach hören. Das hat nichts Aufbrausendes und Exaltiertes, sondern lässt uns eher einhalten und nachsinnen. Die Musik ermöglicht im Kern einen Moment der Ruhe. In ähnlichem Duktus wie die vorgenannten Stücke kommt „County Kerry“ daher. Angesichts der Musik denkt der eine oder andere Zuhörer an rollende Hügel, auch wenn dieses irische Country von Bergspitzen und dem Ring of Kerry durchzogen ist, aber auch von sehenswerter Gartenarchitektur. Nun ja, die Betrachtungsweisen sind stets individuell. Fricke sowie Wang sehen diesen Teil Irlands eher als Ort des Lay Backs, der Tiefenentspannung, oder? Zum Schluss nimmt uns das Quartett zu einem „Bergsee“ mit, in den sich wohl ein rauschender Bergbach ergießt, nimmt man Frickes und Wangs stetig rinnendes Spiel in einem Bild auf. Oh ja, dann gibt es zum Schluss auch ein veritables Schlagzeugsolo. Ein solches ist auf Jazz-Aufnahmen unterdessen selten geworden und wird zumeist nur auf Konzerten zu Gehör gebracht. Was für das letzte Stück wie für alle anderen gilt, ist der Tatbestand sehr eingängiger melodischer Thematik. Das erscheint nicht verkopft und hilft das Nischenprodukt Jazz zu popularisieren. Wunderbar!

© ferdinand dupuis-panther


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