Walter/Parfitt/Hirt: rts
W
nurnichtnur
Das Trio Walter/Parfitt/Hirt besteht aus drei Musikern unterschiedlicher Generationen der Improvisationsszene. Die drei genannten Musiker haben sich Erforschung klanglicher Phänomene in den Grenzbereichen von Hörspiel, elektroakustischer Installation und imaginären Field-Recordings verschrieben. Neben dem traditionellen Instrumentarium kommen dabei auch Diktafone, Baustellenbedarf, Hörgeräte und vieles mehr zum Einsatz. Bei den drei Klangkünstlern handelt es sich um den Altsaxofonisten und Kontrabassklarinettisten Florian Walter, den Gitarristen Erhard Hirt und den Schlagzeuger Ross Parfitt.
Aufgemacht wird mit den Titeln „Monotype“ und „Executive Balls“. Gibt es da nicht auch eine kleine Klangsuite? Man könnte es bei Titeln wie „[A]BC“, „A[B]C“ und „AB[C]“ meinen. Den Schlusspunkt des Klangspektakels bildet „Bunny“.
Ein spitzer Schrei, der sich nach und nach herausbildet, ein Schnurren, ein Knarren, ein Schnalzer, Hochtöniges als Überreizung des Trommelfells – das sind die ersten Eindrücke von „Monotype“. Ein Schwirren und ein langer Ton, der an Signale aus dem Langwellenbereich erinnert, ein schwirrendes Klappern der Saxofonklappen, ein Ratsch, irgendwie die Anwandlung von Knurren – das sind weitere akustische Impressionen. Nachhaltig bleibt der stete Dauerton im Gedächtnis, der hier und da durch Schnalzen und Schwirren durchbrochen wird. Ist das Geräuschmusik oder freies Spiel – das ist wirklich die Frage.
Rascheln und ein moduliertes Gewimmer, gestrichene Felle, die klingen, ein Klicken und Klappern, stolpernde Klangwelten, ein Rauschen, ein Geräusch, als würde eine Säge durch Hartplastik gezogen, ein Geklapper mit Holzelementen, Pfzt und Rhumrhum, gezogene und verfremdete Saitenklangformen – so wurde das „Glossar“ entwickelt. Aufgeregt und entäußert zeigt sich dabei obendrein das Saxofon, das sich nicht von dem allgewaltigen Geklapper ablenken lässt. Inferno kündigt sich an. Ein akustisches Höllenfeuer scheint zu kochen.
Auf dem Album geht es auch um ein ABC, mit und ohne Verfremdung eines Holzbläsers und einer Gitarre. Man könnte dabei bei „(A)BC“ auch an einen Vogelzug denken, dessen Geräusche aus hoher Höhe an unser Ohr dringt, an den verfremdeten Schrei der Kraniche. Ist Elektronik im Einsatz oder kommt das Geschwirre aus dem Schallloch der Kontrabassklarinette, die sich auch zu spitzen Lautmalereien hinreißen lässt? Derweil klingelt und schwirrt es irgendwo anders her, röhrt es und brummelt es, als ob ein akustischer Feuertopf zum Garen gebracht werden soll. Mit „A(B)C“ und „AB(C)“ geht es weiter. Den Schlusspunkt bildet „Bunny“, ohne dass ein Kaninchen beim Hoppeln zu hören ist.
Text © ferdinand dupuis-panther
Informationen
Label
http://www.nurnichtnur.com
Musiker
Florian Walter
http://www.florianwalter.yolasite.com (auch Vertrieb des Albums!)
http://www.trinkhallentour.ruhr
http://www.nano-festival.de
http://www.umlandrecords.de
Erhard Hirt
http://www.erhardhirt.de
http://www.jazzhalo.be/interviews/erhard-hirt-interview-mit-dem-in-muenster-lebenden-gitarristen-der-sich-in-der-freien-und-improvisierten-musik-zu-hause-fuehlt/
Ross Parfitt
https://rossparfitt.wordpress.com/