The Art of Guitar #2

The Art of Guitar #2

Various

Self produced / Acoustic Music / QFTF / self produced

Hanno Busch Trio / Gregor Hilden Organ Trio / Samuel Leipold / Amaury Faivre

 




Hanno Busch Trio - Share this room


In den Landes- und Bundesjugendjazzorchestern und mit einem Studium an der Hochschule der Künste in Amsterdam begann Hanno Buschs Weg in die deutsche und europäische Musikszene. Tourneen und Studioproduktionen u.a. mit dem Saxofonisten Peter Weniger, die NDR Big Band feat. Bobby McFerrin, Niels Klein - Tubes & Wires, Peter Herbolzheimers Rhythm Combination & Brass, re:jazz, PeterLicht, dem Pianisten Michael Wollny, Sasha und Cosmo Klein & The Phunkguerilla waren bisherige Momente seiner musikalischen Karriere. Von 2007 bis 2016 war er übrigens Gitarrist der heavytones, der Hausband der von Stefan Raab moderierten PRO7 Show „TV Total“. Mit der Band Sommerplatte, für die Busch gemeinsam mit Keyboarder Tobias Philippen komponiert, und dem Hanno Busch Trio verwirklicht er seine eigenen Kompositionsideen und musikalischen Projekte.

Inspiration und roter Faden für die Kompositionen des vorliegenden Albums ist das Stück „And So It Goes“ von Billy Joel. Die Namen weiteren Titel der auf dem Album eingespielten Kompositionen beziehen sich auf Texte des us-amerikanischen Songschreibers und Pianisten aus New York City. Zu hören sind neben dem bereits namentlich erwähnten Stück Kompositionen wie „Cautious tones“, „In every heart“, „Sanctuary II“, „My silence is my self defense“, „Sanctuary I“, „Share this room“ und „Sanctuary III“.

Mit weichen Gitarrenklängen empfängt „Sanctuary IV“ den Hörer. Gleichsam schwebend muten die Gitarrenlinien an, begleitet von einem Schlagzeuger, der seine Trommelschläge zurückhaltend setzt. Ab und an meint man, Hanno Bush würde in die Phalanx von Peter Green und Mark Knopfler vordringen. Ähnlich wie Peter Green versteht es Hanno Busch, dem Melodiösen Raum zu geben, so auch in „Cautious Tones“. Bei diesem Stück scheinen auch Anlehnungen an Etüden eingewoben worden zu sein. Auch das Liedhafte findet sich in diesem Stück wieder. Filigranes klangliches Schnitzwerk von Meisterhand ist das, was wir erleben. Erlebbar sind außerdem ein energievolles Trommeln und ein dunkeltöniger E-Bass, die sich vereinen, derweil der E-Gitarrist eher in einer Nebenrolle verharrt. Fulminant ist das Schlagwerk im allerletzten Teil des Stücks, in dem der Gitarrist nochmals das liedhafte Thema vorstellt.

Das Stück „In every heart“ beginnt mit einem tieftönigen „Saitenploppplopp“. Darüber setzt Hanno Busch bewegte Linien, die melodischen Schleifen gleichen. Elektronische Modulationen sind wahrnehmbar, einem Synth nicht unähnlich. Zur Melodie, der wir lauschen, drängen sich Bilder von tanzenden Papierdrachen auf, die vom Wind hin- und hergeworfen werden. So bewegungsvoll ist das, was als Grundthema zu hören ist. Und zum Schluss nimmt sich auch der Bassist das Wort und zeigt, wie er das musikalische Thema begreift. An Fusion im besten Sinne erinnert „Sanctuary II“. Wüsste man es nicht besser, so würde man denken, das Trio würde auch ein Synth oder Moog Synth mit ins Spiel einbringen. Doch augenscheinlich ist es nur die modulierte E-Gitarre von Hanno Busch. Groovy und funky geht es in diesem Stück zu und das bis zum letzten Takt. Wow!

Und auch „I said too much“ folgt dem Duktus von „Sanctuary II“. Dabei hat man den Eindruck, dass es durchaus auch heißt „Move your bump“ und „Shake your body“, also die Aufforderung vorhanden ist, seine müden Knochen zu schütteln. Sehr rhythmisiert dringt „My silence is my self defense“ ans Ohr des Hörers. Dazu steuert Hanno Busch seine kurzen Saitenschwingungen bei, die im Fortgang in Klangschlieren ausufern und durchaus mit mediterraner Stimmung einhergehen. In der Mitte des Stücks zeigt sich der Bass solistisch, eher erd- als sandfarben oder in Pastelltönen, wie man sie von Mittelmeerszenerien erwartet. Schließlich entlädt sich das Stück, das ja von Schweigen redet, in Turbulenzen, in Klangeruptionen und einer Art Klangtornado, wird plötzlich harter Rock zum Thema. „Share this room“ ist zu Beginn gekennzeichnet durch anschwellende Gitarrenschwingungen, die dann in mäandernde Linien übergehen.

Auf und ab, hier und dort signalisiert der Gitarrist seinen Zuhörern. Glockenhelle Klangfacetten werden ebenso präsentiert wie redundante Formeln, die im Off versinken. Abschließend noch eine Anmerkung zu „And So It Goes“: Wie ein sich kräuselndes Band erscheint das, was der Gitarrist seinem Saiteninstrument als Klangform entlockt. Ein wenig Ballade, ein wenig Singer/Songwriter kann man in diesem Stück hören das durchaus als stimmungsvoll angesehen werden kann. Der Eindruck drängt sich teilweise auf, Sehnsüchte würden beschworen. Zudem als Interpretation anzusehen: Das Leben scheint auch eine gewisse Leichtigkeit zu haben, aber eben nicht nur. Bilder von Strandläufern, von sanfter Meeresdünung, von Himmelsblau stellen sich beim Zuhören ein.  Ist es Zufall oder den Harmonien geschuldet, dass der Rezensent auch an Dire Straits und deren Musik für „The Local Hero“ denken musste?

Fazit: Die Musik von Hanno Busch ist wahrer Ohrenschmaus – das ohne Fragen!

© ferdinand dupuis-panther


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Gregor Hilden Organ Trio - Vintage Wax
Acoustic Music


Wenn auch der Münsteraner Gitarrist mit seinem Orgeltrio an die Traditionen bekannter Trios wie das um Jimmy Smith anknüpft, so hat die Gitarre in dem Trio Hildens einen besonderen Stellenwert. Insoweit sind im Kontext des aktuellen Albums auch Verbindungen und Brückenschläge zu Jack McDuff oder Big John Palton sowie den Gitarristen Kenny Burrell oder Grant Green zu sehen. Dieser Brückenschlag findet sich auch im Albumtitel wieder, da mit diesem auf die goldene Ära der Orgeltrios Bezug genommen wird. Nun erweisen sich Hilden und seine Mitspieler aber nicht als pure Epigonen, sondern würzen ihre Stücke mit eigenen Blues- und Rockbeigaben.

Gregor Hilden spielt nicht nur akustische und E-Gitarre, sondern auch Bariton- und Sitargitarre sowie Nylonsaitengitarre. Wolfgang Roggenkamp an seiner Seite ist für die Tasten der B3-Orgel und den Gesang zuständig, Dirk Brand für Toms, Snare, Hi-Hat und Becken. Gemeinsam eröffnen sie das Album mit „Blue Roots“, schlagen dann das „Second Chapter“ auf, lassen nachfolgend „All About My Girl“, „Vintage Wax“, „Back To The Baritone“, „Cinemascope Blues“ und „Moonglow“ hören. Mit „Greeny“ verneigen sich die Musiker vor Peter Green (Fleetwood Mac) und lassen am Ende  mit „All Your Guitars Sound The Same“ das Album ausklingen. Der überwiegende Teil der eingespielten Songs stammt dabei aus der Feder Gregor Hildens.

Ja, da ist sie gleich zu Beginn, die Bluesstimme der Gitarre, wie wir sie auch von B. B. King kennen, wimmernd, seufzend und jaulend. Und in der Begleitung hören wir den satten Klang der Orgel. Sehr kurz ist das erste Stück, gleichsam ein Prolog, ehe dann das zweite Kapitel, so die Übersetzung des Titels, aufgeschlagen wird. Scheint da im Gitarrenspiel nicht ein wenig Fleetwood Mac durch, ehe dann der fein ziselierte Saitenklang ans Ohr des Zuhörers dringt? Hilden erweist sich dabei sowohl in den hohen als auch in den tiefen Registern Zuhause, begleitet von stetem Drumming. Die einfachen Muster des Getrommels erinnern dabei an die Taktgebung der Work Songs, die die Sklaven auf den Baumwollfeldern der amerikanischen Südstaaten anstimmten. Immer im Arbeitsfluss bleiben, war das Motto, wollte man den Peitschenhieben der Sklavenaufpasser entgehen. Solche gedanklichen Exkursionen sind nur kurze Momente, holt uns doch Hilden mit seinem abwechslungsreichen Spiel wieder in seine Musik zurück. Teilweise hat man beim Spiel von Wolfgang Roggenkamp den Eindruck, man höre nicht eine B3-Orgel, sondern ein Rhodes, oder? Beim Zuhören meint man, es breite sich ein flauschiger Klangteppich vor einem aus. Bestechend ist Hildens Saitenspiel, weil er es nie überzeichnet, sondern einen schönen melodischen Klangfluss präsentiert. Mit flottem Tempo eröffnet der Organist „All About My Girl“. Dabei scheinen Jive und Rock 'n' Roll sehr nahe. Ja, da ist durchaus Tanzbares im Programm des Trios vorhanden, mit und ohne lange Tastenausschweifungen von Wolfgang Roggenkamp. Ihm gehört die gesamte Aufmerksamkeit, wenn die Finger über die Tasten und die Füße über die Pedale fliegen. Nachfolgend phrasiert Hilden zu dem, was Roggenkamp vorgegeben hat. Gewiss, das typische Jaulen der Gitarre ist dabei mit im Spiel. Kurz ist das Intermezzo des Schlagwerkers, der nochmals für Tempo und Verve sorgt. Danach geht es wieder ins Thema zurück, angeführt vom Orgelspieler, der uns zu „Let's Rock 'n' Roll“ aufzufordern scheint. Marvin Gaye zeichnet für „Ain't That Peculiar“. Verantwortlich.  Dabei zeichnet sich Wolfgang Roggenkamp auch als versierter Sänger aus, der diesen im Soul anzusiedelnden Titel interpretiert, teilweise auch mit einer James-Brown-Attitüde. Nach dem Gesang entführt uns Gregor Hilden in die klanglichen Höhenzüge der Bluesgitarre, seufzend wimmend, schluchzend, jaulend. Danach ist es wieder an Wolfgang Roggenkamp, die Aufmerksamkeit des Hörers auf sich zu lenken. Eine Whiskeystimme braucht er dazu nicht, aber eine Stimme mit umfassendem Volumen und dazu ein flinkes Tastenspiel bis zum letzten Ton. Eher bedächtig geht es bei „Vintage Wax“ zu. Hier und da wird der Hörer auch an Mark Knopflers Gitarrenarabesken erinnert, wenn Gregor Hilden in die Saiten greift. Bilder von den rot schimmernden, schroffen Felsformationen von Utah und Arizona mögen kurz im Kopf des Hörers aufblitzen. Auf jeden Fall werden die landschaftliche Weite und ein hoher Horizont beschworen, wie man sie im mittleren Westen der USA findet, oder? Man hört den Blues, bekommt aber keinen – und das gilt für das gesamte Album!

Baritongitarre im Einsatz – so hat man bei „Back To The Baritone“ den Eindruck. Als Höreindruck ist zudem festzuhalten, dass auch ein bisschen amerikanischer Folk und Country mitschwingen. Bisweilen fragt man sich, wo Woody Guthrie oder Johnny Cash bleiben, oder? Diese Frage erübrigt sich spätestens dann, wenn Wolfgang Roggenkamp seinen „archaischen Klangkörper“ mit Tastenschlag bedient. Nein, der Klassiker von Fleetwood Mac namens „Albatross“ steht nicht auf dem Programm des Trios, dafür aber „Greeny“. Auch bei diesem Song aus der Feder von Peter Green lässt Gregor Hilden seiner Spielfreude freien Lauf und zeigt uns den Blues in frischem Gewand. Das gilt auch für weitere Songs, die zwar durchaus Bezüge zu den Granden des Blues aufweisen, ohne jedoch sich sklavisch in deren Fußstapfen zu bewegen. Ein in allen Schattierungen vibrierendes Tasteninstrument und eine sonore Stimme von Wolfgang Roggenkamp machen „Moonglow“ zu einem Hinhörer. Dabei mag man auch das sogenannte „Rat Pack“ (bestehend aus Frank Sinatra, Dean Martin, Sammy Davis jr) heraushören oder auch nicht. Insbesondere in den Phrasierungen von Roggenkamp an der B3-Orgel wird es jazzig und weniger bluesy. Zum Schluss des Albums heißt es zwar „All Your Guitars Sound the Same“, aber dem ist nicht so, hört man doch unter anderem  eine Sitargitarre und eine gänzlich anders klingende klassisch anmutende akustische Gitarre. Man muss also von Gitarrenvielfalt reden und nicht von einem Einheitsklang, so wie es der Songtitel suggeriert.

© ferdinand dupuis-panther


www.acoustic-music.de
www.gregorhilden.de



Samuel Leipold - Viscosity
QFTF


Die aktuelle Musik des seit zehn Jahren aktiven Schweizer Gitarristen Samuel Leipold entstand in den letzten zwei Jahren und ist das erste Soloalbum, nachdem er zuvor zwei Alben in Quartettbesetzung veröffentlicht hatte. Das Album ist das Resultat einer intensiven Auseinandersetzung mit Gegenwartsmusik auch jenseits des Jazz, vor allem jedoch mit elektronischer Ambient Music und Musik von Toru Takemitsu. Die Reduktion auf sich selbst, sicherlich aktuell auch durch die Pandemie erzwungen, war für Leipold eine Herausforderung, musste er doch konzipierte Stücke, die zuerst im Übungsraum entstanden waren, auf eine spezifische Formel kürzen und sich Gedanken zum Verhältnis von Komposition und Improvisation  machen. Der musikalische Fluss musste geschaffen werden, ohne Dialog mit Bandkollegen. Alles wurde auf die eigene Person zurückgeworfen. Größtenteils entstanden die Aufnahmen in einem kleinen Studio. So schuf der Musiker ein sehr persönliches, intimes Album. Hilfreich zum Verständnis sind einige Erläuterungen zu den Stücken, die Leipold gibt, so auch zu „Sediment I-III“: „Diese drei Stücke sind auf einem Notizzettel auf meinem Notenständer über mehrere Monate entstanden. Ich habe immer mal wieder eine Phrase oder einen Akkord hinzugefügt und musste als es Zeit war ins Studio zu gehen, nur noch einige kleine formale Anpassungen vornehmen. Die Stücke haben sich also wie von selbst über einen Zeitraum von mehreren Monaten gesetzt, daher auch der Name.“

Zu Beginn wird der Zuhörer mit „Viscosity“ konfrontiert: Beinahe einem Wispern und einem zarten Knistern kommt gleich, was wir in den ersten Momenten wahrnehmen. Man könnte auch das Bild von einer trippelnden Maus im Kopf haben, deren kurze Schritte akustisch umgesetzt werden, während sie sich rasch über den Boden bewegt. Sind im Hintergrund gar Vogelstimmen, abgedunkelt und gedämpft zu hören? Neben dem Gewisper nimmt man auch eine gewisse Volltönigkeit wahr, den Raum füllend, dumpf, dunkel und beinahe an den Klang tiefer Pauken denken lassend. Hier und da blitzt wohl auch der Klang von tieftönigen Klangschalen auf. Und all das ist nur mittels Saiteninstrument erzeugt worden. Nachfolgend hören wir die drei Teile von „Sediment“. Ablagerung, so der Titel, klingt nach Masse und Schwere, doch die findet sich im Saitenspiel nicht. Das Nachschwingen von Akkorden ist auszumachen. Das Verhallen ist dabei Teil der akustischen Inszenierung. Auch die Klangfolgen einzelner Töne deuten eher auf einen Schwebezustand und nicht auf Ablagerung und Setzung hin. Was im ersten Teil begann, setzt sich nahtlos im zweiten Teil fort. Fein ziseliert sind die Klangfolgen, die wir hören. Tieftöniges ist selten und wenn dann Gegenpol zur sonstigen Hochtönigkeit, die jedoch nichts Kristallines hat. Man hat eher das Bild eines rasch fließenden Baches vor Augen, dessen Strudel sich an Gestein fangen. Man kann auch an die Klänge denken, die ein unterirdischer Wasserlauf in Felskavernen hinterlässt. Schließlich gibt es noch einen dritten Teil der Setzung. Dieser beginnt mit gewisser Dramatik, mit einer schroffen Akkordsetzung, die sich in fragmentierten Tonfolgen verliert. Ein gewisses Trillern dringt ans Ohr des Hörers. Durchaus melodische Linien entwickelt Samuel Leipold im Weiteren. Immer wieder setzt er dabei kurze Akkordzäsuren, ehe er einen aufsteigenden Klang hören lässt. Bei „Parsi“ hört mein entferntes Knistern und Rasseln. Anschließend nimmt man Klangfolgen wahr, die an einen Synthesizer denken lässt. Auch das Bild von Klangrotationen drängt sich auf, so als würde sich Klang an Klang zu einem Gebinde einbinden lassen. Tieftöniges paart sich nach und nach mit Hochtönigem. Ein wenig wird man auch an Noise Music erinnert, an die Welt von Produktionsrobotern mit Sirren und Surren sowie CAD-Produktionen mit feinen Höreffekten. „Ex machina“ heißt es danach: Die Klangbilder werden dabei intensiver und langwelliger, linear und schraffiert, teilweise auch flächig angelegt. Hier und da ergibt sich durchaus auch eine melodiöse Struktur und nicht allein Klangfragment an Klangfragment. Und zum Schluss hören wir dann: „Piano&Guitar“. Dabei wird wohl auch das Solo-Projekt durchbrochen, oder? Zumindest vermischen sich bei diesem Schlussstück elektronisches Rauschen und Schwirren mit harten Tastensetzungen.

© ferdinand dupuis-panther


www.samuelleipold.com



Amaury Faivre - 2020


Was jetzt vorliegt, ist das dritte und jüngste Album des aus Besançon stammenden und nun nahe Genf lebenden Musikers, der nicht zum ersten Mal unterstreicht, dass der Blues auch in der Schweiz lebendig ist. Faivre hat sowohl die Swiss Blues Challenge 2017 gewonnen als auch den vierten Platz bei der European Blues Challenge (2018) belegt. Seine professionelle Karriere begann der Sänger, Gitarrist, Mundharmonikaspieler und Komponist im Alter von 15 Jahren. Bereits mit acht Jahren hatte er bei seinem Vater die Mundharmonika entdeckt, die ihn hinfort faszinierte. Seine professionelle Ausbildung als Musiker erhielt er an der Universität von Montreal. Er gründete das Duo Electric Hat mit Jean Rigo, mit dem er in den letzten Jahren intensiv unterwegs war.  Für das jetzige Album wurden elf Kompositionen ausgewählt. Der Albumtitel ist schlicht und bezeichnet das Jahr der Entstehung und zugleich das Jahr der schlimmsten Pandemie der Gegenwart. In der Februar/März-Ausgabe von Jazz 'n More findet sich ein sehr lesenswertes Interview mit dem Musiker, das ihn in allen Facetten vorstellt.

Nicht mit einem Gaumenschmaus im eigentlichen Sinne, aber mit einem „Amuse-Bouche“ eröffnet Faivre sein Album. Dabei ist die Tradition des Cajun ohne Frage in diesem Titel, für den er ausschließlich auf die Mundharmonika zurückgreift, sehr lebendig, auch wenn kein Waschbrett als Rhythmusinstrument zum Einsatz kommt. Ein wenig an den Gesang von J. J. Cale erinnert Faivre mit seinem Vortrag von „Wrong Girl“. Eine Klangexplosion schlechthin ist sein Spiel auf der Mundharmonika. In seinem Gitarrenspiel scheint er sich eher an John Lee Hooker und andere Bluesmusiker anzulehnen, die sich dem schlichten Country Blues verschrieben haben. So versucht Faivre auch stets, den wahren Wurzeln des Blues nahezukommen. Diese liegen in Afrika und bei den Sklaven auf den Baumwollplantagen reicher weißer Südstaatler. Hier und da erinnert das Mundharmonikaspiel in diesem Stück ein wenig an ein Akkordeon, das übrigens eines der traditionellen Instrumente des Cajun ist. Nein eine rauchige, von Whiskey gegerbte Stimme hat Faivre nicht – und das ist auch gut so. Amy Winehouse, Van Morrison oder Gary Moore sind stimmlich in einer anderen Liga unterwegs, keine Frage. Das tut aber dem gesanglichen Vortrag Faires keineswegs einen Abbruch, auch nicht bei „Sister“, einem Song, der auch durchaus etwas Balladenhaftes hat. Im weiteren meint man gar, Faivre würde in der Tradition von „Bluesette“ (Toots Thielemans) Mundharmonika spielen. Auch im Ragtime scheint der Musiker Zuhause zu sein, lauscht man „Kinda Girl“. Spielt er dabei eine Dobro? Vielleicht, jedenfalls klingt es danach.

Country und Folk beschwört der Gitarrist mit „Heart of Stone“ herauf. Dabei zeigt er, dass er durchaus grenzgängerisch unterwegs ist. Wie in anderen von Faivre komponierten Songs wandelt er sich in diesem Song zum Geschichtenerzähler und steht dabei unter anderem etwa in der Tradition von Woody Guthrie. Und der Klang seiner Mundharmonika lässt uns nach Lousiana und zu den französischen Siedlern reisen, die den Cajun als ihre traditionelle Musik schufen, dabei durchaus auch Musette aufnehmend. „Invité à Danser“ ist der einzige Song des Albums in Französisch und wiederum eine Referenz an Cajun mit einem sehr flottem Tempo. Ob Faivre an Sonny Terry und Brownie McGhee dachte, als er „Mary Mae“ komponierte, weiß der Rezensent nicht, musste aber beim Hören dieses Stück an diese Granden des Blues denken. Übrigens bei „Pouring Rain“, das an ein Kinderlied erinnert, nahm auch der vierjährige Sohn des Musikers mit ein wenig Singsang teil. Zum Schluss heißt es auf dem Album „Watch her Sleep“, durchaus so gespielt, als hätte Faivre das Stück eigentlich für Eric Clapton vorgesehen. Wenn dieses Album der Blick auf 2020 ist, dann muss niemand bang sein, was die Pandemie für Folgen hat, sprüht das Album doch von unbändiger Lebensfreude.

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