Jazz made in Denmark #1
Various
Kaja Records / Stunt Records / Zack’s MUSIC – Believe / Berthold Records / Gondwana Records
Girls in Airports / Snorre Kirk / Marie Mørck / Martin Fabricius Trio / Svaneborg Kardyb
foto © sejlor
Girls in Airports - How It Is Now
Kaja Records
Die dänische Band besteht aus dem Saxofonisten Martin Stender, dem Keyboarder Mathias Holm, dem Perkussionisten Victor Dybbroe und dem Drummer Anders Vestergaard. Auf der Homepage der Band sind folgende Zeilen zu finden: „Girls in Airports has been described as ‘a unique blend of Nordic jazz lyricism, indie-rock influences and sounds from around the world’. The Danish band is famous for their captivating soundscapes crossing musical genres and geographical borders. Combining jazz, indie and urban folk into a unique expression of heart stirring, melody-laden elegiac hooks and dance-friendly, globally-influenced rhythms.“
Irritierend ist angesichts der gesellschaftlichen Verhältnisse und der Schreckensherrschaft der Taliban der Opener des Albums namens „Kabul“. Sehr stark an Popmusik und Singer/Songwriter ausgerichtet kommt das Stück daher und lebt im Kern vom kristallinen Tastenspiel des Keyboarders und den Fellverwischungen des Drummers. Hier und da hat man den Eindruck, man höre aus der Ferne Kirchenglöckchen schwirren. Bedächtig und getragen kommt „Curtain of Life“ daher. Der Keyboarder pflegt dabei seine Basshand, derweil der Saxofonist seinem Saxofon im wahrsten Wortsinn Leben einhaucht. Bilder von Abendstimmung am Meer und in einer Hafenstadt mit angelegten Fischerbooten und Flaneuren drängen sich beim Hören auf. Ja, auch ein wenig sogenannter Fjord-Sound ist auszumachen, lauscht man intensiv den melodischen Linien des Saxofonisten. Und nebenher nehmen wir feine Tastenperlen wahr. Insgesamt agiert die Band mit sehr dezentem Duktus und öffnet damit auch Raum für die Kontemplation des Zuhörers.
Rhodes-Klang und nachhaltiges Klack-Klack-Klack sowie weiches und transparentes Saxofonspiel sind die Melange für „Ember“, dabei auch den Geist von Jazz Rock und Fusion der 1970er Jahre wiederbelebend. Zerbrechlich und teilweise sphärisch klingt das, was Mathias Holm seinem Tasteninstrument entlockt. Das hat dann auch etwas von Popmusik und auch von der Musik eines Mike Oldfield, oder? Hier und da meint man gar, Tangerine Dream, Can und Kraftwerk hätte beim Komponieren des Stücks auch vorbeigeschaut. Dieser Eindruck setzt sich bei „Plants“ fort. Hört man da nicht auch eine fein säuselnde Flöte? So fügt die Band diesem Stück eine besondere Klangfärbung bei, eine Klangfärbung, die im Jazz gegenwärtig selten ist.
Tropfendes Drumming und Tastenspiel vereint sich in „Sachette“ mit dem sonoren Saxofonspiel zu einer harmonischen Klang-Ganache. Das Saxofonspiel gleicht dabei einer zarten Kuvertüre, die sich über die rhythmischen Elemente ergießt. Mit „Yield“ findet das aktuelle Album seinen Ausklang mit leichten Anmutungen von Steel-Drums. Insgesamt überzeugt das Album durch seine explizite melodische Ausrichtung, die den Zuhörer, der kein dezidierter Jazzkenner ist auch mitnimmt. Kein Wunder, die Band ist ja auch eher in einem Grenzbereich zu Popmusik unterwegs.
Snorre Kirk – Top Dog
Stunt Records
Im Jahr 2012 veröffentlichte der Schlagzeuger, Komponist und Bandleader Snorre Kirk sein erstes Album unter eigenem Namen. Es hat den Namen „BLUES MODERNISM“. Es ist ein Album, das, wie die folgenden auch, der Geschichte des Jazz verpflichtet ist. Zu hören war eine coole, swingende Musik, die sich an den Klängen von Duke Ellington orientierte. Und auch das aktuelle Album ist dem Ursprung des Jazz verpflichtet. Und das heißt schlicht „Swing, swing, swing“!
Es scheint, dass das aktuelle Album nicht nur in die Fußstapfen von Duke Ellington, sondern auch von Count Basie tritt. Ähnlich wie Basie vor 85 Jahren hat Kirk seiner Band eine Frischzellenkur verpasst und einen Gitarristen in seine Band integriert. Bei Basie war es Freddie Green und bei Kirk ist es Mads Kjølby. Seit 2019 ist Bassist Anders Fjeldsted an der Seite von Kirk, derweil der Pianist Magnus Hjorth seit Anbeginn der Band um den Schlagzeuger sein feines Fingerspiel zur Geltung bringt. Vor dieser Rhythmusgruppe agiert der amerikanische Tenorsaxofonist Stephen Riley. Für das aktuelle Album kam der dänische Saxofonist Michael Blicher zur Band hinzu.
Alle Kompositionen, die zu hören sind, stammen aus der Feder des Schlagzeugers. Eröffnet wird dabei das Album mit dem Blues „Working the Night Shift“. Geprägt wird dieser Blues vor allem durch das distinkte Tastenspiel nebst zurückhaltendem Drumming mit viel Blechflirren. Weich und sonor erhebt sich der Klang der Saxofone. Dabei schmelzen die Tonsilben dahin, bilden gleichsam einen feinen Zuckerguss des Klangs. Nachfolgend hören wir den Titelsong des Albums namens „Top Dog“: Neben dem eher umtriebigen, aber knurrigen Bass fällt vor allem die „Tastentänzerei“ von Magnus Hjorth auf, mal abgesehen davon, dass der Bass seine Saitenschläge stimmlich begleitet. Weich gezeichnet sind die Linien des Saxofons. Dabei ist nicht klar, wer von den beiden Saxofonisten solistisch zu hören ist. Sobald der Pianist solistisch agiert, sind Ragtime und Boogie nicht fern. Zugleich überzeugt er durch schnelle Kaskadierungen und Tastensprünge. Je länger wir zuhören, umso mehr drängt sich der Jazz der 1940er Jahre auf.
„On Late Nights“ ist eine im Tempo langsam sich entwickelnde Ballade. Dabei treffen Besenwischungen auf tropfiges Tastenspiel und gehauchtes Saxofonspiel. Wir tauchen atmosphärisch in die Welt von Jazzbars und verrauchten Kaschemmen ein. Nur noch die eingefleischten Nachteulen sind anwesend. Die Bewegungen der Tanzenden scheinen wie eingefroren. Es ist spät, sehr spät. Doch die Unentwegten sind noch nicht von der Bildfläche verschwunden.
Temporeich kommt „Showtime“ daher. Beim Zuhören meint man, man hören den Jazz-Zug dahinfahren, im Eiltempo und über ratternde Schienen, aber Kirk wählte nicht „Jazz Train“, sondern statt dessen den Titel „Showtime“. Liegt es da nicht nahe, an Swingtänzer zu denken, die eine flotte Sohle aufs Parkett legen? Hier eine Drehung, da ein Hüftsprung, erneut eine Drehung, Spitze-Hacke-Setzungen, Kniespreizungen und hochgeworfene Unterschenkel wie beim Charleston, einer Form des Swing. Mit „Bring Me Home“ ist es dann wirklich so, als würden die großen Jazzorchester wie das von Ellington und Basie zum Tanz aufspielen. Ja, zu Jazz wurde einst getanzt. Und diese Tradition frischt Kirk mit seiner Musik wieder auf. Das gilt auch für den Track „Swing Point“. Im Weiteren können wir uns den „Meditations in Blue“ hingeben und dabei auch dem rhythmischen Gitarrenspiel von Mads Kjølby lauschen. Und schließlich endet mit „Boogie Rider“ die jazzige Zeitreise, die uns der Drummer mit seinem Ensemble beschert.
Marie Mørck – Songs to Comfort
Zack’s MUSIC - Believe
Über das vorliegende Album – es ist das zweite der dänischen Vokalistin Marie Mørck – lesen wir: „On her ... album, the 28 year old Marie Mørck from Denmark continues to explore the dreamy universe as heard on her succesful debut album, Fooling Around (2019), for which she was nominated at the Danish Music Awards 2020 in the “best vocal jazz” category. She displays excellent musical creativity, and you can hear how comfortable she feels in her role as a singer, and how playfully she uses her voice. Her music is a peculiar mix of influences, such as Joni Mitchell, Björk and Ella Fitzgerald, creating a unique and modern soundscape. She is not only a singer, she is also a gifted songwriter and composer. Apart from one standard, she has written or co-written 8 of the 9 songs on the album.“
Das Ensemble, mit dem die Sängerin auftritt, ist ein stimmgewaltiger musikalischer Korpus: Britta Virves [piano], Jon Henriksson [double bass], Jonas Bäckman [drums], Tobias Wiklund [trumpet], Hannes Bennich [alto saxophone], Agnes Darelid [trombone], Nikolaj Busk [accordeon], Lasse Mørck [double bass on track 8], Patricia Mia Andersen [violin], Gunvor Sihm [violin], Naja Helmer [viola] und Live Johansson [cello].
Und dieser Klangkörper ist in solistischen Sequenzen durchaus präsent, so auch beim ersten Track „On My Way to Nowhere“. Während die Sängerin eine Art Sprechgesang im Stakkato-Muster pflegt, vernimmt man nicht nur den Trompeter mit feinen Linien, sondern auch den Bassisten mit rhythmischem Klanggewebe. Mit gemäßigtem Tempo kommt „Days Gone By“ daher. Zugleich meint man, der Track sei in einen Bossa-Mantel eingehüllt. Die Sängerin unterstreicht bei diesem Stück, dass sie auch die Kunst des Scat Vocals beherrscht. Einen wahren Wohlklang verbreitet der Altsaxofonist in seinem Solo; das ist eher Klanghauch bis zur Ausblende. Im Vorspann war ja von Singer/Songwriter bezüglich der dänischen Vokalistin die Rede. Das unterstreicht sie durchaus mit „Different Beats / The Same Fire“, ohne dabei ins Fahrwasser bekannter Singer/Songwriter Amy Macdonald abzugleiten. Marie Mørck hat eben ihre eigene prägnante Stimme. Zudem sind Streicher nicht gerade das, was einem zu Singer/Songwriter einfällt. Doch im besagten Stück sind die Streicher durchaus ein essentieller Teil der Inszenierung. Nach beinahe toxischer Beziehung klingt der nachfolgende Titel, den wir hören: „You Got Me Addicted to You“. Dabei scheinen im Gesang auch die bekannten afro-amerikanischen Ladys in Jazz durch.
In einem beinahe sakralen Gewand mit Streicher-Begleitung kommt „I Mörkret“ daher. Zugleich hat dieser Song auch etwas volksliedhaftes bzw. etwas von einem Lullaby, oder? Und auch am Ende ist ein Titel mit dänischen Verszeilen zu hören: „Mitten im Traum“, so die Übersetzung von „Midt i en Drøm“. Zuvor hören wir noch „Never Will I Marry“ und „Secret Reverie“. Aber auch in diesen Songs ist der Einfluss von Joni Mitchell und Björk nicht wirklich auszumachen, siehe die Vorabbemerkungen zu Beginn der Besprechung.
Martin Fabricius Trio – New World
Berthold Records
Gegründet wurde das Martin Fabricius Trio 2007. Seither sind der Vibrafonist Martin Fabricius, der Bassist Andreas Markus und der Drummer Jacob Hatholt auf großen Festivals ebenso unterwegs wie in intimen Jazzclubs. Nunmehr liegt ihr jüngstes Album vor. Über das Album lesen wir im „Waschzettel“: „New World ist das vierte Album des dänischen Vibraphonisten Martin Fabricius und seines Trios. Dieses Album handelt davon, Zeit zu finden, sich verbunden zu fühlen, von Fantasiereisen, der Pandemie, dem Versuch, weniger Rindfleisch zu essen (vielleicht) und von Themen wie Verlust und Liebe.“
Beim Eröffnungstitel „In Your Own Time“ gleiten die Sekunden und Minuten dahin, nimmt man über einem repetitiven Klangmuster die dahin schwebenden Klänge wahr, die der Vibraphonist uns zu Gehör bringt. Für die Erdung sorgt der Bassist im Hintergrund, derweil der Vibraphonist ein universelles „Panta rei“ vermittelt. Nachfolgend erleben wir „A Much Needed Moment“. Dass auch Elektronisches für dieses Stück Relevanz hat, ist hörbar. Martin Fabricius dazu: “I setup a loop, use a backward delay and an octave pedal. The octave pedal adds a deep bass sound to the vibraphone. This way I can play the bass part and the melody at the same time and Andreas are free to do other stuff.” Übrigens, der Bass ist bei diesem Stück in einem 1-2-Modus zu erleben und begleitet die kristallinen Klangsequenzen des Vibraphons mit dunklen Bassschritten. Fabricius erklimmt hingegen gleichsam eine Himmelsleiter des Klangs. In diesem Stück spielt sich der Bassist durchaus frei und paraphrasiert die Muster des Vibraphonisten. Nachhaltig schwirrt der Bass nicht, sondern es ist ein kurzes Saitenflirren, das zu hören ist, ehe es dann wieder in den 1-2-Modus hinübergeht.
Zu „Two of a Kind“ erzählt Fabricius Folgendes: “One day during the lock down I was writing this song by the piano in our living room. My then three year old son grabbed his harmonica and started to play along. I never expected to have such a fulfilling jam session with a three year old. It reminded me that music, at its best, is egoless, easy and fun to play. It also made me feel very connected, hence the title Two of a Kind.” Dabei illustriert die Aufnahme die starke Bindung zwischen Vibraphonisten und Bassisten, auch Zwei ihrer Art. Sehr kontemplativ ausgeformt sind die Passagen, die Fabricius spielt. So persönlich wie dieser Song „Two of a Kind“ ist „A Very Good Man“. Fabricius hat dieses Stück seinem Vater gewidmet, meint jedoch, dass jeder seinen eigenen Helden in den Sattel setzen könne. Einen Hauch von Country Music verbreitet das Trio mit „First Train Out“. Da hört man wirklich einen Zug dampfend durch die Gegend fahren, dank an den Drummer. Und gleichzeitig sieht man Line Dancer, dank an die gemeinsamen rhythmischen Linien des Bassisten und Drummers. Derweil fliegen die Klänge des Vibraphons so dahin, als würden Wölkchen am Himmel gezeichnet werden und der aufsteigende Rauch der Lok sich nach und nach auflösen.
Der Song „Our Land“ erscheint als eine Mischung aus Hymne und Folksong über Dänemark. Erstmals gespielt wurde der Song an dem Tag, als Russland die Ukraine angegriffen hat. „Moving On“ gleicht in den Färbungen und seiner Webform einem fliegenden Klangteppich, auf dem wir mitgenommen werden. „Old Words“, der letzte Song des Albums, unterstreicht ganz besonders die seidig anmutenden Linien, die Andreas Markus auf seinem Kontrabass zu spielen versteht.
https://martinfabricius.eu
https://martinfabricius.eu/videos/
Svaneborg Kardyb – Over Tage
Gondwana Records
Svaneborg Kardyb – das sind Nikolaj Svaneborg (Wurlitzer, Juno, piano) und Jonas Kardyb (drums, percussion). Beide gewannen zwei Preise beim Danish Music Awards Jazz 2019, als Nachwuchsmusiker und als Komponisten des Jahres. Über die Musik der beiden lesen wir im Vorwege der Plattenveröffentlichung: „ ...their music is an exquisite and joyful melding of beautiful melodies, delicate minimalism, catchy grooves, subtle electronica vibes, Nordic atmospheres and organic interplay, all underwritten by the sheer joy of playing together.
Da die Musiker jenseits der Grenzen Dänemarks nicht so bekann sind, nachfolgende Kurzanmerkungen über Svaneborg Kardyb. Die Musiker stammen aus dem nordjütländischen Aalborg. Dort trafen sie sich erstmals 2013. Doch eine Zusammenarbeit kam erst sechs Jahre später zustande. Über die Duoformation, die beiden viel Raum zur Entfaltung ermöglicht, sagen die beiden: “We enjoy the simplicity and focus it gives to the interplay. We come from very different musical backgrounds; Nikolaj from Scandinavian jazz, and Jonas from Roots, blues and folk, so the music is a sum of our personal contributions and doesn’t thrive to be anything else than that. It’s quite unique for us to have this shared musical tongue and friendship.“
Das jetzige Album ist das dritte des Duos in den letzten drei Jahren und ihr Debüt bei Gondwana Records. Schon bei den ersten Klangsequenzen fragt man sich, ob es hier um Roots, Folk oder doch um Ambient Music handelt. Oder spielen hier gar House und Acid Jazz eine Rolle? „Op (Up)“ fließt dahin in Wiederholungsmodulen ohne von Loops zu leben. Die Melodie ist feingliedrig aufgebaut und zugleich zerfließend wie der Zuckerguss über einer Torte.
„Fragt“ ist nachfolgend zu hören. Der Titel bedeutet übersetzt Güterzug. Dank des Drummers erleben wir das Nähern des Zuges, der über die Gleise fegt. Hören wir da nicht auch Signale, die der Lokführer setzt? Stetig fährt der Zug voran, das suggerieren die musikalischen Linien, die unter anderem vom Klang des Synths bestimmt werden. Die Muster, denen wir folgen können, wiederholen sich. Das Tempo scheint dabei gleichbleibend und durchaus hoch, wenn auch nicht 400km/h. Hören wir da im Hintergrund nicht auch Bläserklänge? Das kann eigentlich nicht sein, denn die Instrumentierung des Duos sagt etwas anderes. Aber was kann man nicht alles dank elektronischer Effekte zum Klingen bringen. Ach ja, gegen Ende hört man noch die Stimme eines Kleinkindes, ohne es genau verstehen zu können. Kam da vielleicht der Musikernachwuchs mal kurz während der Aufnahmen ins Studio? Mit harten und starken Beats macht „Orbit“ auf, ehe dann der satte wie auch kristalline Klang der Wurlitzer an unser Ohr dringt. Ja, tatsächlich, da nutzt das Duo auch Kuhglocken für die Perkussion. Nachhaltig ist der repetitive Rhythmus, der von A bis Z durchgehalten wird und zudem gibt es bei diesem Stück auch Momente von Ambient Music einschließlich Bläsereskapaden. Man wüsste nur gerne, wer die Trompetenintermezzos verantwortet. „Abschied“, im Original „Farvel“, ist ein weiteres Stück, das wir hören. Das Stück ist sehr lyrisch angelegt. Hört man da nicht ein perlendes Tastenspiel? Ist da nicht ein E-Piano Teil der musikalischen Inszenierungen? Es scheint so. Doch ein wehmütiges Wir-sehen-uns erleben wir nicht. Eher ist auch dieser Track auf Modern Dance Floor Music ausgerichtet, auf House meets Techno und Acid, oder?
Beim Hören des Albums können wir auch Orkanen lauschen, musikalisch lauschen. Es erklingt dann „Orkananer“ mit redundaten Modulen. Irgendwie meint man allerdings, dass die Orkane eher ein stetes Herbstlüftchen sind oder einer Windhose gleichen, die sich gen Himmel schraubt. Und zum Schluss nehmen uns die beiden Musiker mit „Over Tage“ mit, sodass wir über den Dächern, aber nicht im Himmel sind, also immer noch der Erdanziehung unterliegen und, wie die Musiker es formulieren, immer noch im Kontakt mit dem blanken, grauen Alltag stehen. Wir sind eben keine Luftakrobaten!
© fdp 2023 - foto © sejlor