Caligola Records presents - 01 2025

Caligola Records presents - 01 2025

Various

Caligola Records


BANDCAMP
CALIGOLA RECORDS

 




Eddy Marcano - Onda Nueva


Zu Beginn der Besprechung kurz und knapp einige Worte zu den Musikern, angefangen bei dem aus Venezuela stammenden Violinisten und Komponisten Eddy Marcano: Der Komponist Sergio Bernal schrieb für Marcano - die erste Violine des Simon Bolivar Symphony Orchestra in Caracas, eines der wichtigsten Symphonieorchester Lateinamerikas - ein Konzertwerk für Violine und Orchester. Diese Komposition wurde vom Utah Symphony Orchestra in den Vereinigten Staaten uraufgeführt. Sein jüngstes Projekt ist eine Hommage an den Komponisten Aldemaro Romero (1928-2007), einen der Schöpfer und Vertreter eines in Venezuela sehr populären Genres, das als „onda nueva“ bekannt ist - daher auch der Titel des Albums. Aus der Verschmelzung von traditioneller Volksmusik mit Jazz und Bossa Nova entstand das erwähnte Genre.

Von den fünf Titeln des Albums tragen drei die „Handschrift“ des oben genannten Aldemaro Romeros. Bereits bei den ersten Takten des Albums wird deutlich, dass der Bandleader und Geiger Eddy Marcano von einer kompakten und swingenden Rhythmusgruppe begleitet wird, zu der der Pianist Baden Goyo, der Kontrabassist Freddy Adrian und der Schlagzeuger Juan Pablo Romero gehören.

Die Musik des vorliegenden Albums ist nicht durchgehend ausgelassen und mit Swing versehen, sondern es gibt auch ein melancholisches Stück, das von dem Geiger und Pianisten des Ensembles eingespielt wurde: „Tema de amor“. Hier und da vermitteln die Harmonie und der Duktus auch Wehklagen und Verstimmung. Die Melancholie wird gelegentlich durch das perlende Klavierspiel im Diskant durchbrochen. Doch die Stimme der Geige bringt immer wieder eine eher düstere, vielleicht sogar depressive Stimmung zurück. Hier und da scheint es auch Querverbindungen zu klassischer Musik zu geben. Man achte mal auf das Solo von Eddy Marcano!

Den Anfang des Albums macht „Der Sperber“ ( „El gavilán“). Nun ja, hätte man nicht eher einen Song über einen Kondor erwartet, wenn wir uns musikalisch nach Lateinamerika begeben? Ein frischer Bogenstrich durch Eddy Marcano und akzentuiertes Tastenspiel von Baden Goyo sind die wesentlichen Elemente dieses Stücks, das swingt und gleichsam einem musikalischen Lavastrom gleicht. Man spürt zugleich das tänzerische Element in dem Stück. Da gibt es keinen Stillstand, sondern ein stetes Vorwärts. Insbesondere in einer Passage, die Violinist und Pianist bestreiten, blitzt lateinamerikanische Folklore nebst einem Hauch Bossa pur auf. Im Übrigen ist es der Violinist der die „marmorierte Klangfärbung“ des Stücks bestimmt.

Anschließend folgt „De Repente“ mit einem sehr ausgeprägten rhythmischen Klavier-Duktus. Die Geige ist zwar noch präsent, aber nicht in der überaus dominierenden Rolle wie zu Beginn des Albums. Stattdessen bestimmt auch der Trompeter Pacho Flores als Ensemblegast den Charakter des Stücks. Durchaus weiche Trompetenklänge dringen an unser Ohr. Das Melodische gleitet dahin, bildlich gesprochen wie wabernder Nebel. Und warum heißt der Titel in der deutschen Übersetzung „Unvermittelt“ bzw. „Plötzlich“? Wer Salsa und Son schätzt, dem bietet das Ensemble mit „Aragüita“ einen besonderen Ohrenschmaus. Im Zentrum stehen dabei der Violinist und der Pianist, die schnelle Klangläufe zelebrieren. Und auch der Vibraphonist Juan Diego Villalobos ist nachhaltig an der klangfarblichen Ausgestaltung beteiligt. Kurz sind die Drumming-Interventionen, dank an Juan Pablo Romero.

Das Schlussstück „Vida mia“, in dem der Bassist auch mal seine solistischen Momente hat,  stammt vom Pianisten und Arrangeur der Gruppe, Baden Goyo. Bei diesem Song erhebt der Klarinettist Paquito D'Rivera seine „tänzelnde“, aufgeweckte Stimme. Welch Ohrenschmaus, auch wenn die eingespielten Kompositionen von A bis Z sehr durchgetaktet scheinen. Fazit: Wir erleben insgesamt eine aufregende Melange aus Jazz und südamerikanischer Folklore.


Musicians:
Eddy Marcano (violin)
Baden Goyo (piano, arrangements)
Freddy Adrián (double bass)
Juan Pablo Romero (drums)

Special guests:
Héctor Molina (cuatro) on n. 1
Pacho Flores (trumpet) on n. 2
Juan Diego Villalobos (vibes) on n. 3
Paquito D’Rivera (clarinet) on n. 5.

Tracklist
1) El gavilán (Ignacio Figueredo, Ángel Custodio Loyola)
2) De repente (Aldemaro Romero)
3) Aragüita (A.Romero)
4) Tema de amor (A.Romero)
5) Vida mía (B.Goyo)




Francesco D‘Auria, Michel Godard & Tino Tracanna
Spiritus Spiritus (Live at Jazz in Bess)


Ein Dreigespann mit einer eher ungewöhnlichen Instrumentierung präsentiert aktuell ein Live-Album. Zu hören sind Francesco D’Auria (drums, percussion, hang), Michel Godard (tuba, serpent) und Tino Tracanna (tenor and soprano sax). Eine schlangenförmige Serpent ist im Jazz ebenso wenig geläufig wie das Hang, ein wenig an Klänge von Steel-Drums und Meditations-Klangschalen erinnernd.

Das vorgelegte Album ist das zweite seiner Art mit Francesco D’Auria, das bei Caligola Records veröffentlicht wurde. Zu dem Duo, bestehend aus dem Schlagzeuger aus Como/Italien und dem Multi-Saxophonisten Tino Tracanna kam noch der aus Frankreich stammende Tubist Michel Godard hinzu. Dieser Meister der Tuba ist der einzige, der im Jazzkontext den Serpent verwendet, das im 17. Jahrhundert das Bass-Cornett ersetzte. Alle drei vereint, wie man in Pressetext zum Album lesen kann, „die Vorliebe für Freiheit und Dialog“. Dabei sind Grenzüberschreitungen gewollt, auch in Richtung Weltmusik.

Vier der sieben Tracks entstammen der Feder des Perkussionisten, Hang-Spielers und Schlagwerkers. Sie folgen kohärent aufeinander wie Teile einer Suite. „Meeting's Dance“ wurde zusammen mit Tracanna komponiert, und dieser wiederum fügte „Pow How“ in das Repertoire des Trios ein. Das Schlussstück „What Will We Do After Sunday“ wurde von Michel Godard komponiert.

Gurgel-Laute und explosive Atemluft im steten Strom, Beckenrausch, Gemurmel, Zischlaute – ein Vorspiel als Teil von „Monetina“. Spitze Saxofon-Schreie vereinen sich mit dumpfem Tubaklang – Sopran trifft Bass. Im Wechselspiel bewegen sich der Saxofonist und der Tubist im weiteren in ihren Umlaufbahnen, teilweise parallel, teilweise versetzt. Manchmal hört man auch ein überaus tiefes Uahhhh – dank an Michel Godard. Und dann, ja dann setzt eine kontinuierliche melodische Linie des Stücks ein. Sacht gesetzt ist das Perkussive. Michel Godard und Tino Tracanna entwickeln das Melodische weiter, stets Schritt um Schritt. Vergessen ist dabei das eher frei gesetzte Klangbild der Einführung. Und zu allem hören wir tief gestimmte Trommeln (Hang?), die Francesco D’Auria anschlägt. Die Tuba, die sehr selten im Jazz der Gegenwart ist, ist in einem Solo zu erleben. Das Gehörte erscheint wie der Klang einer Bassposaune, oder? Danach treten Interventionen des Saxofonisten auf, durchbrechen den tieftönigen Schwall des Klangs. Und am Ende erklingt wohl ein Hang, oder? Das Ende des Stücks gehört im Übrigen dem Saxofonisten.

Nachfolgend entschweben wir musikalisch in den Himmel: „Il cielo“ steht auf dem Programm. Der Klang eines Hang umgibt uns nebst einem kurz angebundenen perkussivem Ticke-Tacke-Tacke-Ticke. Im verlauf des Stücks muss man  hier und da an den  Klang einer Klangschale denken, die zur Meditation angeschlagen wird. Das klingt dann wie ein vollmundiges Dong-Dong. Perkussives und Rhythmisches sind allein vorhanden; Saxofon und Tuba schweigen über lange Zeit. Doch dann versprüht der Saxofonist den Klangstaub eines Tenorsaxofons, sonor und langatmig. Und aus der Tiefe des Raumes meldet sich wohl der Serpent, dem Michel Godard Leben einhaucht. Vibrierende Klänge dringen an unser Ohr, Posaunenklängen nicht unähnlich. Oh, ein Serpent kann auch wie ein Didgeridoo klingen, folgt man dem „Solo“ von Godard. Fein gesetzt sind die zarten Linien des Saxofonisten, der nachfolgend seine Stimme erhebt. Gelegentlich wird ein Klong und hohes Bong durch das Hang gesetzt. Spitze Entäußerungen des Saxofonisten sind Teil der weiteren Klangdramaturgie.

„Pow How“ heißt es auch auf dem Album; dabei eine ritualisierte Tanzform der First Nations Nordamerikas aufnehmend. Rhythmisches Gewische dringt zu Beginn ans Ohr der Zuhörer. Ähnlich rhythmisch aufgelegt ist der Saxofonist, der das Perkussive überlagert. Und für das Erdige, die Bodenhaftung, sorgt der Tubist. Derweil zeigt sich der Saxofonist in seinen Sequenzen dahin schwebend. Godard agiert im Weiteren solistisch – aber auch da ist von klassischem Pow Wow nichts zu spüren. Also, was haben der Titel der Komposition mit dem eigentlich Klangspektrum zu tun, das wir erleben?

Von den sieben Kompositionen des Albums sei nachstehend detailliert auch auf „Sogni di Pietro“ eingegangen: Erneut ist es das Spiel auf dem Hang, das faszinierende Klangwelten eröffnet. Wie gesagt, man muss beim Zuhören an Klangschalen denken, die angeschlagen werden, und an das Spiel auf gestimmten Benzinfässern, auf denen in der Karibik Musik gemacht wird. Hochstimmig interveniert der Saxofonist hier und da. Bisweilen sind aber auch Weichzeichnungen auszumachen. Wie in anderen Kompositionen des Albums wird stets die Schönheit der Melodie zelebriert. Das gilt auch für Godard, der wohl erneut die Tuba durch den Serpent ersetzt hat und uns eine Melodie spielt, die an ein wenig Alpenfolklore erinnert.

Und am Ende stellen die drei Musiker die Frage: „What Will We Do After Sunday?“ Wer aufmerksam zuhört, wird für sich die Antwort finden. Fazit: Eine ungewöhnliche Instrumentierung macht dieses Album in seinen Klangausformungen und -nuancen besonders hörenswert.


Musicians:
Francesco D’Auria (drums, percussion, hang)
Michel Godard (tuba, serpent)
Tino Tracanna (tenor and soprano sax)

Tracklist
1) Monetina (F.D’Auria)
2) Il cielo (F.D’Auria)
3) Pow How (T.Tracanna)
4) Meeting’s Dance (F.D’auria, T.Tracanna)
5) Sogni di Pietro (F.D’Auria)
6) Kalim–bone (F.D’Auria)
7) What Will We Do After Sunday (M.Godard)




Nagual - Anna

Der venezianische Saxophonist und Komponist Nagual, alias Giovanni Ancorato (Gianni für seine Freunde), veröffentlicht mit „Anna“ sein fünftes Album unter seinem Namen. Bereits in seinem vorherigen Album spürt man die Vorliebe für lateinamerikanische Rhythmen und Harmonien, insbesondere für die Musik Brasiliens. Dieser Musik fühlte sich ja bereits Stan Getz sehr verbunden. So ist das jüngste Album als eine Frischzellenkur für die Musik nicht nur von Getz, sondern auch von Gilberto und Jobim zu verstehen. Und auch das Vokale hat dank an Silvia Donati einen Platz, wenn es um Bossa-Stücke geht, die auf dem jüngsten Album zu finden sind. An der Seite des Saxofonisten finden wir den Pianisten Paolo Vianello sowie die Bass-Schlagzeug-Einheit, bestehend aus Paolo Andriolo und Roberto Rossi.

In die Karibik entführt uns das erste Stück des Albums namens „Aruba“ Nein, karibische Musik mit Steeldrums bringt uns das Ensemble nicht zu Gehör. Uns nimmt der Saxofonist mit seiner sonoren Instrumentenstimme mit, um Latin Fever zu erleben. Beim Hören wird man schon animiert, ein Tänzchen zu wagen. Bossa, Bossa, Bossa – das ist die Botschaft, die uns vor allem die Rhythmusgruppe vermittelt. Schwungvoll ist gegen Ende des Stücks auch der solistische Auftritt des Bassisten, unterfüttert mit sachtem Tick-Tick des Drummers. Lässt man die Saxofon-Sequenzen an sich vorbeiziehen, so fühlt man sich dem Reklamejingle für Barcadi Rum ganz nahe, oder?

Mit gedämpften Schwung geht es dann zum zweiten Stück des Albums: „Inverno“. Dass dabei der Winter besungen wird, scheint nebensächlich, sind die Winter in unseren Breiten doch schon lange nicht mehr verschneit und eisig, außer in den alpinen Lagen. Klangvolle Winterwölkchen lässt der Saxofonist mit seiner Stimme aufziehen. Im Solo des Pianisten mag man tanzende Schneeflocken entdecken. Was wir zudem hören, sind kaskadierende Passagen, die Stufe für Stufe dahin rinnen. Aufgeweckt ist Nagual unterwegs, bestimmt die melodischen Linienführungen im Gesamtspektrum eines Tenorsaxofons. Bei „Samba par Elis“ hören wir die mit dunkler, weicher Stimme aufwartende Vokalistin, die als Gast auftretende Silvia Donati. Flotter Rhythmus umgibt uns, dank auch an die Klavierpassagen und  stimmige Rhythmussetzung durch den Drummer. Ja, es ist Zeit für den Samba. Übrigens, mit diesem Stück verneigen sich die Musiker vor Elis Regina, der unbestrittenen „Königin der Música Popular Brasileira“.

Die Titel gebende Komposition „Anna“ schließt sich in getragenem Duktus an. Wieder ist es die Vokalistin, die die Färbung des Stücks mitbestimmt. Nur gut, dass sie nicht Astrud Gilberto kopiert, sondern abseits von stimmlichem Hauch tonsicher und mit Volumen ihre Stimme erhebt. Begleitet wird sie von der Rhythmusgruppe, die auf den Punkt genau ihre Linien setzt. Weichzeichnungen des Saxofonisten erleben wir obendrein.

Fokussieren wir uns im Folgenden zunächst auf „Nossa bossa“: Die Eröffnung liegt in den Händen der Rhythmusgruppe und dann erhebt die Vokalistin ihre Stimme und „erklärt“ uns den Bossa nova.  Ein Ohrenschmaus ist die Stimme des Saxofonisten, der in seinem Spiel nie überdreht und marktschreierisch zu Werke geht. Mit einem Klaviersolo macht das Stück  „Cartagena“ auf. Dazu gesellt sich der Bassist, der seinen Tieftöner wie eine Bassgitarre klingen lässt. Ohne Frage ist es auch bei diesem Stück der Saxofonist, der die Farbnuancen des Klangs bestimmt. Lyrisch und auch ein wenig besinnlich klingt das, was wir hören. Zum Abschluss des Albums heißt es: „Paz y amor“. Beides ist in diesen unruhigen und von Kriegen bestimmten Zeiten überaus wichtig.


Musicians:
Nagual (tenor sax)
Paolo Vianello (piano)
Paolo Andriolo (bass)
Roberto Rossi (drums, percussion)

Special guest:
Silvia Donati (vocals) on track n. 3/4/7.

Tracklist
1) Aruba
2) Inverno
3) Samba pra Elis
4) Anna
5) Alem
6) Tarab
7) Nossa bossa
8) Cartagena
9) Coração
10) Paz y amor

All tunes composed by Nagual (Giovanni Ancorato)




Nico Menci, Filippo Cassanelli & Enrico Smiderle
I Never Knew


Ein klassisches Klaviertrio lädt uns zum Hören ein. Dabei, so ist zu lesen, gibt es Referenzen zu den Trios von Red Garland, Ahmad Jamal und João Donato als Quellen der Inspiration. Die drei Musiker des Trios, Nico Menci (piano), Filippo Cassanelli (double bass) und Enrico Smiderle (drums), kennen sich seit Jahren und treten regelmäßig gemeinsam auf. So waren sie in der Vergangenheit oftmals in einem der populären Jazzclubs Cantina Bentivoglio in Bologna zu hören.

Zum Album war zudem Nachstehendes zu lesen: «I Never Knew» embodies the passion and love of  Menci for Latin American music (Tin Tin Deo, Noa Noa) and jazz standards, both known and not (Four, Lujon but also the title–track). Despite the fame and having his talent acknowledged, the pianist boasts few recordings as a leader and Caligola has taken pride in helping him make up for this.“ Die veröffentlichten Aufnahmen, die nunmehr vorliegen wurden in einer Studiosession live in einem Raum ohne Overdubs aufgenommen. Dabei ging es darum eine intime Konzertatmosphäre zu simulieren.

Zu den Kompositionen, die vorgetragen werden, gehören solche von Sergio Mendes, Miles Davis oder Hank Jones und Henry Mancini. Dabei sind keine sogenannten Ohrwürmer zu hören wie „All the things you are“ und auch nicht „Kind of Blue“. Insoweit „bediente“ sich das Trio an eher unbekannten Standards. Drei der neun aufgenommenen Titel sind gemeinsame Kompositionen des Trios, unter anderen „Soundcheck“.  Keine Frage, angesichts der Interpretationen von Jazzstandards mag der eine oder andere dazu neigen, die Originale anzuhören und zu vergleichen. Doch das verstellt möglicherweise den Blick auf die Interpretationen des Trios um den Pianisten Menci.

Swingend wird das Album aufgemacht, wenn „I never knew“ zu Gehör gebracht wird. Mit diesem Stück beamen wir uns in die Geschichte des Jazz: Geschrieben wurde das Stück 1925. Es war unter anderem im Repertoire von Louis Armstrong und Frank Sinatra vorhanden. In der reinen Instrumentalversion lebt das Stück im vorliegenden Fall von den Klangdarbietungen des Pianisten, der es auch versteht, seine „Bass-Hand“ zur Geltung zu bringen. Obendrein gibt es Raum für die anderen Musiker sich zu entfalten, siehe das Bass-Solo, das zu hören ist. Doch nachhaltig im Ohr bleiben, die sprunghaften Tastenfolgen, die dem Pianisten zu verdanken sind. Als nächstes tauchen wir in die Musikwelt Brasiliens ein, wenn „Noa Noa“ auf dem Programm steht und uns der Bossa umweht. Stark akzentuiertes Klavierspiel ist ebenso wahrzunehmen wie ein „Drumming-Stakkato“. Da kaskadiert der Tonfluss ohne Unterlass und scheint uns zum Tanzen zu animieren. Auch in diesem Stück hat der Bassist seine solistischen Momente, wenn auch Menci weitgehend die Klangfärbungen und den teilweise „perlenden Duktus“ bestimmt.

„Soundcheck“ ist eine Eigenkomposition des Trios. Aufgemacht wird mit einer „Klangleiter“, die im Bass des Klaviers beginnt und sich dann im Diskant ergeht. Die Nummer ist sehr kurz und ist so eher als Interlude mit plötzlichem Ende anzusehen. Danach gibt es mit „Tin Tin Deo“ ein wenig Latin Fever zu erleben. Man achte auf das ausgefeilte Rhythmuskonzept des Trios und die sprudelnden Klänge, die dem Pianisten zu verdanken sind. Keine Geringeren als Art Farmer, James Moody und Dizzie Gillespie waren schon mit diesem Titel zu hören. Also, sehr große Fußstapfen, in die das Trio tritt, oder?

Eine Hommage an Miles Davis, an diesen den Jazz vergangener Jahrzehnte prägenden Musiker, ist die Interpretation des Titels „Four“: Dabei handelt es sich um eine lyrisch und teilweise romantisierend ausgeformte Nummer in gemäßigtem Tempo. Um in einem Bild zu sprechen, kann man sich vorstellen, dass in der Interpretation des Trios  ein langsam dahin strömender Fluss bei Vollmond besungen wird.

Eine weitere Eigenkomposition des Trios heißt „ For JJJ“. Hinter dem Kürzel verbirgt sich wohl der Name des Posaunisten J. J. Johnson, oder? Untergründig erlebt man ein wenig Blues und eine zarte Note Funk, oder? Das ist vorrangig dem Bassisten des Trios geschuldet. Ansonsten sprudeln die Klavierklänge hernieder, ohne in ein „klangliches Aquarellgemälde“ zu münden. Dagegen steht das sehr pointierte Spiel des Pianisten und der Beckenrausch des Drummers. Der Schlussakkord des Albums wird mit „Lujon“ gesetzt. Dieser 1961 veröffentlichte Titel trägt auch den Zusatz „Slow Hot Wind“. Im Duktus ist auch dieses Trio-Arrangement eingepasst in den Vortrag aller anderen Titel des Albums, das durchaus „easy listening“ mitbeinhaltet.

Musicians:
Nico Menci (piano)
Filippo Cassanelli (double bass)
Enrico Smiderle (drums).

Tracklist
1) I Never Knew (T.Fiorito, G.Kahn)
2) Noa Noa (S.Mendes)
3) Soundcheck
4) Tin Tin Deo (G.Fuller C.Pozo)
5) Four (M.Davis)
6) Soundcheck Continues
7) Rough Ridin’ (H.Jones, E.Fitzgerald)
8) For JJJ; 9) Lujon (H.Mancini)

Tunes n. 3/6/8 composed by N.Menci, F.Cassanelli, E.Smiderle


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