AUT Records presents - Spring 2025

AUT Records presents - Spring 2025

Various

AUT Records

LAC Trio / TMR TUSCANY MUSIC REVOLUTION / JORDI CASSAGNE BARBASTELLE / FRIEDRICH MICIO

 




LAC Trio - L’ala incerta della farfalla


Über das Album lesen wir im Text des Labels u. a. Folgendes: „“L’ala incerta della farfalla” (The Uncertain Wing of the Butterfly) is a musical journey without a clear destination. Each sound dissolves into the flow of the moment, playing with the fragility and strength of doubt, which is enriching the secure progression of the notes. Like a butterfly's flight, the music unfolds through unpredictable paths, revealing the hidden grace in the uncertainty between two sounds, between two wingbeats, it surprises us, like a skipped heartbeat, creating a tremor, a shiver.“

Der Klang des Tenorsaxofons umweht uns von Anbeginn an. Das, was wir hören, suggeriert einen unverstellten Blick, Weite und Weitsicht. Besen wischen über Felle von Trommeln und einzelne Saitentöne werden vom Gitarristen in den Klangraum dazugegeben. Man mag beim Zuhören an eine laue Frühlingsbrise denken, die über eine hügelige Landschaft weht. Beinahe fragil mutet an, was der Gitarrist im Folgenden als Phrasierungen zum Besten gibt. Bei „43“ muss man nicht zwingend an steten und sanften Schlag von Schmetterlingsflügeln denken, so wie es der Albumtitel suggeriert. Eher meint man, dass nicht nur im ersten Stück sich die Musik so entfaltet, wie der Schmetterling sich aus der Raupe und Verpuppung herausschält.  Das gilt im Übrigen auch für das zweite Stück namens „Bucaneve“. Im Duktus fügt es sich nahtlos an den Eröffnungstitel an. Besingt das Trio nicht eine Blumenwiese in all ihren Farben und mit all ihren Nektarsuchern? Mit  „L’ala incerta della farfalla“ hören wir den Song, der dem Album den Titel gibt. Stolpernde Schläge des Schlagwerkes, elektronische Effekte und ein metallisches Klirren und Schwirren – das ist das, was zu Beginn an unsere Ohren dringt. Tropfen des Klangs fallen; Saiten „zischen“; in Klangschleifen bewegt sich der Saxofonist im Weiteren. Ein wenig werden wir als Zuhörer in ein Klanginferno eingebunden. Klänge wie beim Stimmen von Instrumenten werden gespielt; Röhrendes ist angesagt;    Sirenen-Klänge tauchen auf. Melodieversuche verteilen sich im Raum. Dazu gibt es ein Tschzipp-Tschzipp in sehr hohen Lagen auszumachen. Und der Saxofonist übt sich in kehligen Klängen.

„Beau Soir“ wartet mit einer Klangcouvertüre auf, die der Gitarrist verantwortet. Zudem hören wir einen Text  u. a. „The river reflects the colour …“. Und der Saxofonist zeigt, das auch ein sanft und gehaucht gespieltes Tenorsaxofon zu überzeugen weiß. Die Stimme von Hanna Marieke wird instrumental integriert, im hohen Sopran. Dabei vereinen sich Stimme und Saxofon in einem Duett. Bevor es dann heißt: „Can I trust …“. Mit „Ciclamino“ wird das Album abgerundet, das sich auf die fein-zerbrechlichen Klänge fokussiert.

© ferdinand dupuis-panther 2025


Musicians
Andrea Leone - tenor saxophone
Leonardo Franceschini - guitar
Carlo Longo - drums
Featuring Hanna Marieke - voice on track 5




TMR TUSCANY MUSIC REVOLUTION
- Live in Buonconvento


Wahrlich international ist die Besetzung des Ensembles: Es umfasst Musiker aus Australien (Altsaxophonistin Flora Carbo) und Katalonien (Oboistin, Hornistin und Sängerin Cèlia Tort Pujol), neben Musikern aus Italien, Deutschland und den Niederlanden, die bereits seit den ersten beiden Alben Teil des Projekts sind: Virginia Sutera (Violine), Michele Mazzini (Bassklarinette), Alberto Braida (Keyboards), Gabriele Lattuada (Perkussion und Objekte) und Ermanno Novali (Live-Elektronik und Synthesizer). Erstmals integriert das Improvisationsensemble Elektronisches in seine Musik.

Gewisper, tropfende Pianoklänge, Klacken und Klicken, Oboensanftheit oder doch Bassklarinette, Gebrabbel, ohne verstanden zu werden – das macht Part I der Improvisation aus. Eine Geige „weint“ und „wimmert“ obendrein. Ist das Gerede, das wir weiterhin wahrnehmen, eines in slawischer Sprache? Kurz angerissene Geigenseiten symbolisieren Kaskaden, oder? Ach ist da nicht auch ein „Jajajajouioui“ zu vernehmen und ein röhrendes Saxofon, das wie ein Baritonsaxofon klingt? Oder nimmt sich da die Oboe das musikalische Zepter? Minnegesang scheint vorhanden bzw. wird mittels Violine evoziert. Bewegt geht es im Part II zu. Wir scheinen einem musikalischen Diskurs bzw. Streitgespräch zu lauschen, an dem sich die Bläser echauffierend beteiligen. Irgendwie scheint ausgetragen zu werden, wer denn hier die Leitstimme innehaben soll. Zwischendrin gibt es immer wieder Passagen, bei denen man an mittelalterliche Volksweisen denken muss. Und auch Signalgebläse wie bei einer Jagd dringen an unsere Ohren. Mit weiteren musikalischen Fragmenten setzen die Musiker ihr improvisierendes Spiel fort, auch wie in Part III mit Gesang. Nordische Weisen oder was? – das fragt man sich. Schließlich vereinen sich Gongklang und Oboenschraffuren in Part IV. Zudem erleben wir Saxofon, Klarinette und Oboe in einer Klangschmelze, die wenig schmeichlerisch anmutet. In Part V und einer Zugabe aus düster anmutenden Textfragmenten kulminiert das Album, dabei auch die Violine in ihrer melancholischen und schwermütigen Klangfärbung nochmals herausstellend.

© ferdinand dupuis-panther 2025


Musicians
Flora Carbo: alto saxophone
Michele Mazzini: bass clarinet
Cèlia Tort Pujol: oboe, english horn and vocals
Virginia Sutera: violin
Alberto Braida: keyboards
Ermanno Novali: live electronics and synthesizers
Gabriele Lattuada: percussion and objects




JORDI CASSAGNE BARBASTELLE
- Vestige Étésien


Zum Album kurz und knapp: „This album is a logbook of sound, inspired by geological formations shaped by winds, currents, and time. Written over the last decade, these compositions find new light through the unique voice of the Barbastelle ensemble.“

Eine Komposition, die einen Pflanzentitel trägt, nämlich Affodil aus der Familie der Grasbaumgewächse, bildet die Ouvertüre des Albums und stellt uns ein Ensemble vor, dass  sich auf tieftönige Getragenheit versteht und Baritonsaxofon mit Cello und Bass in melodischen Formen vorstellt, dabei durchaus auch dem gestrichenen Cello einen Platz gewährend. Aufgebürstet agiert der Schlagwerker zu den lang gezogenen Tiefklängen. Hören wir da nicht auch Klarinette und Bassklarinette im Umfeld? Plätscherndes Wasser dringt an unsere Ohren, wenn „Satori“ erklingt. Zudem erhebt der Klarinettist sein sonores Timbre. Dabei schweben die Klänge des Holzbläsers leicht dahin. Begleitet wird er von dem gestrichenen Cello, das scheinbar ein Lamento anstimmt. „Stolpernde Schlagwerksequenzen“ sind Teil der musikalischen Inszenierung. Doch „federführend“ ist der Klarinettist in der Gestaltung des Stücks, durchaus mit klassisch-sakralen Anlehnungen. Das gilt auch für den Bassklarinettisten, der für musikalische Fundamente sorgt. Stets ist das plätschernde Wasser zu vernehmen, auch wenn das Cello gezupft wird und in ein Plink-Plink verfällt.

„Rive de Basalte (Roche, Ciel, Eau)“ sieht ein „klapperndes Schlagwerk“ als Begleiter zu den Passagen der Klarinetten. Deren Klang in Verbindung mit dem Titel „Basaltufer“ zu bringen, erscheint schwierig. Wird hier gar versucht, eine vulkanische Gesteinsform in eine musikalische Form zu übertragen? Man muss es unterstellen. Von den Harmonien her muss man allerdings eher an einen Totenmarsch und eine Begräbniszeremonie denken. Auch der Untertitel – Fels, Himmel, Wasser – schafft keine geeigneten Assoziationen in Richtung Geologie. Vom Charakter her bildet „Limon d’Éclat“ eine Fortsetzung zum „Basaltufer“. Symbolistisch aufgeladen erscheint das, was an unsere Ohren dringt. Man muss unwillkürlich an entsprechend symbolistisch aufgeladene Werke von Arnold Böcklin denken, oder? Im Verlauf des Stücks hellen sich die Harmonien ein wenig auf, verschieben sich die rhythmischen Strukturen. Und doch keimt die Assoziation auch auf Filme des Cinema Noir auf, für die das Stück durchaus passend erscheint. Mit „Écueil“ ist schließlich das musikalische Gebinde des Ensembles an seinem Endpunkt angelangt.

© ferdinand dupuis-panther 2025


Musicians
Jordi Cassagne: double bass, composition
Yann Lecollaire: clarinet
Hanne de Backer: baritone saxophone, bass clarinet
Adèle Viret: cello
Samuel Ber: drums




FRIEDRICH MICIO – Retrospektive


Der Charakter des Albums vorab kurz zusammengefasst. „RETROSPEKTIVE presents an anthology of thematic pieces, musical divertissements, and improvisations that have taken shape over a decade of creative exploration. This process often unfolds without a clearly identifiable author, driven instead by a collective maieutic approach that emphasizes orality and spontaneous mnemonic gestures, thus minimizing the role of formal notation.“

Konzertant und mit Bezug zu klassischer Musik eröffnen die Musiker ihr Album. Wir hören dabei auch die „Korruption“ des Stücks durch Einlagen von Vaudeville und instrumentalem Couplet sowie Musik einer dörflichen Blaskapelle:  „Aßaßinio sull’Ovovia Express“. Dramatik wird von den Streichern im Fortgang des Stücks zelebriert und zugleich hört man ein bekanntes musikalisches Zitat. Doch wie ist dieses einzuordnen? Hören wir da gar ein Euphonium oder eine Serpent, obgleich diese gar nicht im Line-up genannt werden? Doch die Tieftönigkeit lässt uns vermuten, genannte Instrumente werden gespielt. Fein gezupfter Saitenklang auf dem Cello bildet einen klanglichen Kontrapunkt zu dem Bassgebrumme. Und dann, ja dann meint man, man lausche gar einem Banjo und nervösem Schlagwerkspiel. Ein Bogentanz bringt die Violine ins Schwingen oder ist es gar das Cello? Und dann ist plötzlich Stille.

Mit einer Art Marschweise macht „Edamame“ auf, und auch ein Spielzeugklavier interveniert. Streicher-Reigen schließt sich an mit und ohne Pling-Pling. Musikalisch werden Zinnsoldaten in Bewegung gebracht, zackig in der Bewegung. Und wie gesagt, gelegentlich hat man die Vorstellung, man lausche auch avantgardistischer Zirkusmusik für den Auftritt von Harlekins. Mit großer Geste tritt „Corolini di anguille grigliere“ in Erscheinung. Hat man hier Stummfilme von Buster Keaton vertont oder von Charlie Chaplin? Jedenfalls mischt sich Clownesques mit klassischer Moderne, oder? Klamauk, Chaos, Inferno oder was? – das fragt man sich beim Hören von „Lo squalo nello Stretto stomp“. Ohne Frage ist es so, dass die Musik des Albums vor Genregrenzen nicht Halt macht. Im Gegenteil, man zitiert munter und verändert diese Zitate, nimmt auch Anleihen an höfischer Musik, an Blasmusik und mehr.

© ferdinand dupuis-panther 2025


Musicians
Enrico Milani: cello, percussion, yoyoshu
Matteo Minotto: reeds, percussion, toy piano
Pietro Pontini: violin, percussion, hulusi


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