Vlado Grizelj - Purple Sky
V
Challenge Records
Der aus Bosnien-Herzegowina stammende, in München lebende Gitarrist und Komponist Vlado Grizelj legt mit seinem Quartett sein jüngstes Album vor. Der Gitarrist, der mit 17 Jahren seine Heimatstadt Sarajevo verließ, widmet dieses Album seinem Vater Marko, wie man auf dem Cover nachlesen kann. Unschwer wird man beim Hören des Albums feststellen können, dass der Bandleader und die Band eine Vorliebe für Funk und Soul der 1960er und 1970er Jahre haben.
Über den Bandleader lesen wir Folgendes: „Vlado Grizelj's virtuosity, nonchalance and conciseness reminds one of many guitarists in the broad fusion spectrum between Larry Coryell, John McLaughlin and Volker Kriegel to Pat Metheny or George Benson, but it always remains his own expression and style. It is above all his talent for far-reaching but always memorable melody lines that characterizes his eleven compositions. Exciting musical stories are told, which Grizelj draws on the experience of 30 years in the business. A line of development runs from his world-music-based fusion band Etna, with which he was at the forefront of genre-busting young German jazz 20 years ago, to his trio with bassist Sebastian Gieck and drummer Sebastian Wolfgruber, which is bursting with wit, to this new funk quartet.“
Also lassen wir uns von einem „Purpurnen Himmel“ und dessen Klangwelten faszinieren: Synkopierte und verspielte Linien sind für "The First One" ebenso charakteristisch wie das Unisono-Spiel zwischen Saiten- und Tastenspieler. Sehr hörenswert ist außerdem das Solo, das Vlado Grizelj uns präsentiert, begleitet vom Bassisten und Drummer der Band. Hier und da scheinen Orgelklänge durch, findet das Stück seinen Fortgang. Ab und an vereinen sich obendrein Saiten- und Tastenklang. Schließlich wird der Orgelklang in einem Solo freigestellt. Und dann, ja dann ist der Funk erlebbar. Shake your body – das ist in zahlreichen Momenten angesagt, oder? Mit der Wiederholung des Themas zum Schluss endet der Opener des Albums.
„Bring It On“ steht nachfolgend auf dem Programm. Klänge, die der Tradition des Gitarren-Jazz entsprechen, werden ebenso vorgetragen wie melodische Linien in der Tradition von R&B, ohne dass ein allzu überdrehtes Jaulen und Wimmern der Gitarre dominiert. Sehr hörenswert sind insbesondere die solistischen Passagen des Gitarristen. Kapriolen des Klangs erleben wir nicht, sondern eher an Blues orientierte Sequenzen. Matthias Bublath greift nachfolgend energetisch in die Tasten, vermittelt dabei auch ein wenig Ragtime-Flair. Man meint gar, im nächsten Moment folge ein Jive oder Rock `n Roll, aber dem ist nicht so, auch wenn man bisweilen meint, man höre Jerry Lee Lewis an den Tasten. Zeit für ein eingebundenes Drumming-Solo gibt es außerdem, ehe der erneute Fokus auf dem Gitarristen liegt.
"Purple Sky" ist der Titeltrack, in dem neben einem Rocksolo des Gitarristen vor allem die lyrischen Schraffuren des Fender Rhodes existieren – und das gleich zu Beginn des Stücks. Einen Ohrenschmaus liefert außerdem der Gitarrist, der mit Seele seine Gitarre im Blues schwelgen lässt. Nicht zu überhören sind die erdigen Basslinien, die Boris Bošković dezent im Hintergrund verantwortet. Im Nachgang zieht musikalisch ein "Dark Storm" auf. Und wahrlich, lauscht man dem Gitarristen in seinem Spiel vereint mit dem Tastenspieler, dann muss man an eine aufziehende Windhose, aber nicht an einen mächtigen Sturm denken. Und der Orgelspieler steuert eher „dunkel-schattige Klänge“ bei. Glockenhelle Kristallklänge hören wir obendrein. Nur was hat das mit Sturm zu tun? Rockiges Klanggewebe strickt der Gitarrist im Folgenden. Und danach ist das Fender Rhodes zu hören, mit dahinfließenden und kaskadierenden Klangschemen, sich dabei an die Phrasierungen des Gitarristen anlehnend. Trommelrausch vermischt sich zudem mit Bassklängen, ehe dann der Gitarrist seine Gitarre sanft wimmern lässt, dabei das Thema erneut anstimmend.
Im Weiteren heißt es „Fine“ und "Coming Home": Ob man aus den Gitarrensequenzen in „Fine“ eher Anmutungen von Kriegel oder Coryell heraushören kann, mag jeder für sich entscheiden. Eine Kette von Klangtropfen setzt dabei der Gitarrist zusammen, teilweise auch über einem Klangteppich liegend, die der Tastenspieler zum Klangbild beisteuert. Auch bei „Coming Home“ hören wir nicht Funk im Sinne von Les McCann oder Eddie Harris, sondern Jazz Rock und Funk 2.0. mit feinsten Gitarrenriffs, die ein Ohrenschmaus sind. Zu diesem Genuss trägt auch der Rhodes- und Orgelspieler Matthias Bublath entscheidend bei. Immer wenn Bublath in die Tasten greift, gibt es durchaus hier und da Verweise auf Les McCann, aber auch auf Joey DeFrancesco.
Orientierte sich Vlado Grizelj beim Komponieren von „Wow“ an Jimi Hendrix? Vielleicht? Jedenfalls scheint er mit diesem Stück sehr nahe an denen zu sein, die Hendrix berühmt gemacht haben. Man denke z. B. an „Purple Haze“ oder „Hey Joe“. Brillant sind die Linien der Gitarre ausgestaltet, hier und da auch mit einem Jaulen der Saiten versehen , dank wohl an den Tremolo der Gitarre. Perlend gestaltet Bublath sein Tastenspiel auf dem Rhodes. Das groovt und swingt zugleich, oder? Und am Ende gibt es sogar eine musikalische "Supernova" zu bestaunen. Wie auch in anderen Stücken lebt dieses von den feinen Klangabstimmungen zwischen dem Gitarristen und Pianisten/Organisten.
Fazit: Blues, R&B, Funk und Soul – das ist die gelungene Melange des Albums.
© Ferdinand Dupuis-Panther
Musicians
VLADO GRIZELJ – GUITARS
MATTHIAS BUBLATH – FENDER RHODES, HAMMOND B3 ORGEL, PIANO
BORIS BOŠKOVIĆ – BASS
CHRISTIAN LETTNER - DRUMS– DRUMS
Track Listing
1 THE FIRST ONE - 7:02
2 WANNA DANCE?- 6:50
3 BRING IT ON - 5:25
4 PURPLE SKY - 5:30
5 DARK STORM - 7:48
6 FINE - 6:19
7 HEADHUNTER - 6:04
8 COMING HOME - 7:36
9 WHEN IT’S GONE - 7:54
10 WOW! - 7:18
11 SUPERNOVA - 6:21
TOTAL TIME: 74:11
All compositions by Vlado GrizelJ