Vitor Pereira 2x – Electric Chamber / Jung

Vitor Pereira 2x – Electric Chamber / Jung

V

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Electric Chamber / Vitor Pereira 5tet

 



Electric Chamber - Electric Chamber


Der aus Porto gebürtige und schon lange in Großbritannien lebende Gitarrist und Komponist Vitor Pereira hat den Cellisten Rupert Gillet, den Tenorsaxofonisten Alam Nathoo und den Drummer Adam Teixeira um sich geschart, um das vorliegende Album zu veröffentlichen. Insgesamt vier Stücke sind zu hören, die schlicht „Chamber 1“ , „Chamber 2“, „Chamber 3“ und „Chamber 4“ heißen. Entgegen der Titel handelt es hierbei nicht um klassische Kammermusik verjazzt, sondern um Kompositionen und Arrangements, die dem Jazz Rock und Fusion zuzurechnen sind.

Zur Entstehung des Albums ein O-Ton von Pereira: „The idea came about years ago. I was listening a lot of classical music and thought about making a quartet with a cello exploring some composition techniques such as counterpoint or a cannon but adapted to my sound. I also wanted to write longer pieces where the music flowed organically between improvised and written material as well as moving through a variety of different atmospheres. … After a few failed attempts to find a suitable cellist (it’s hard to find cellists who can improvise over chords) I met Rupert, who is an extremely versatile and creative cellist and gave it that final push to make this band a reality.“

Die Verknüpfung von Cello und Saxofon ist bei „Chamber1“ ganz wesentlich. Beide nehmen das Thema in ihre Hände und entwickeln daraus eine klangliche Doppelhelix. Ob man bei diesem klanglichen Zwiegespräch von einem Kanon reden kann, scheint umstritten. Und dann ist ja noch der Bandleader Vitor Pereira mit im Spiel, der ein eigenes Klangelixier fern vom klassischen R&B oder Blues kredenzt. Aufhorchen lässt der Cellist Rupert Gillet mit seinem Solo, bei dem man bisweilen meint, man höre eine Bratsche oder Geige. Man denke dabei durchaus an Lockwood oder Ponty, oder? Klassische Anmutungen vernimmt man im Übrigen erst gegen Schluss des Stücks, wenn wiederum Cello und Saxofon zu einem „Duett“ verschmelzen. Redundante Linien sind zu Beginn von „Chamber2“ zu vernehmen, ehe dann der Saxofonist mit klanglichem Pastell die Kompositionen weiter zeichnet. Unter den Linien des Saxofons vernehmen wir die dunkel gehaltenen Schraffuren des Cellos. Hier und da hat man den Eindruck von Dux und Comes, aber nicht im strengen Sinne. Und danach vereinen sich Gitarrist und Saxofonist zu einer Art zweistimmigen Kanon. Dieser wird jedoch abgelöst von einem Cellosolo. Dabei klingt die Stimme dieses Streichers nach Tragik, oder? Überschwall im Tenor umgibt den Hörer dann gegen Ende des Stücks. Eher ins Wehmütige driftet dann „Chamber3“ zu Beginn ab. Gefolgt wird dies durch eine nachhaltige basslastige Setzung und den Singsang des Tenorsaxofons, der bildlich mit einem klanglichen Wolkenband zu vergleichen ist. Zwiesprache nehmen im Weiteren Saxofon und Cello. Da ist Ja- und Nein-Sgen im Spiel, werden Positionen kontrovers ausgetragen, so der Höreindruck. Doch aus dem Gegeneinander wird nach und nach ein sehr rhythmisch durchzogenes Miteinander. Schwingt da nicht auch ein wenig Acid Jazz, House und Techno mit? Schließlich wird das Album durch „Chamber4“ abgerundet. Die starke rhythmische Ausrichtung ist auch bei dieser Komposition auszumachen. Dabei setzt sich das Cello ein wenig dadurch ab, dass der Cellist Klangformen einer Geige zum besten gibt. Der Saxofonist begleitet dies durch eine wiederkehrende Klangfolge. Einen beinahe stampfenden Rhythmus kann man im Weiteren auch heraushören. Und das hat alles wirklich nichts mit Kammermusik zu tun, noch nicht einmal mit verfremdeter Kammermusik. Stattdessen ist man dann eher, wie oben beschrieben, in anderen musikalischen Sphären der Gegenwart.




Vitor Pereira 5tet – Jung


Zum Quintett um den aus Porto stammenden Gitarristen gehören nachfolgend genannte Musiker: Chris Williams (alt sax), Alam Nathoo (tenor sax), Mick Conrad (bass) und Adam Teixeira  (drums). „Jung“ ist das vierte Album des Quintetts. Die Kompositionen sind inspiriert von dem Werk des Schweizer Psychiaters und Begründers der analytischen Psychologie C.G. Jung. Zu den Hintergründen hören wie Pereira: „I’ve been interested in Jung for a long time now, his portrayal of the fantastic and living world that permeates our unconscious still blows my mind today. Prior to the writing of this album I was brainstorming about the direction I wanted to take for this. I was interested in writing music which somehow induced a journey moving organically through improvised and written moments, and specially exploring the contrast between darkness and luminosity…. It’s not in any way necessary to know about Jung’s work to enjoy this record but who knows might probably hear it in a different way.“

Insgesamt sind sieben Kompositionen eingespielt worden, angefangen bei „Individuation“ über u.a. „The Hero“ und „Mandala“ sowie „The Shadow“ bis hin zu dem Schlussstück „Synchronicity“. Das Zusammenspiel zwischen den Saxofonen verleiht „Individuation“ eine besondere Färbung. Hierbei ist das eine melodischer Träger, das andere rhythmische Beigabe. Beide bestimmen das Stück in seinem Verlauf, auch dank ihrer klanglichen Verschweifungen, ihrer Flic-Flacs und Saltos. Zwischendrin gibt es durchaus auch eher ruhige Erzählmuster. Zugleich vernehmen wir auch das Dialogische von Alt- und Tenorsaxofon.

Beinahe aus dem Sphärischen heraus entsteht „The Hero“. Dabei obliegt es dem Drummer und dem Gitarristen das Stück zu entwickeln, ehe dann die Saxofonisten ihre Beiträge leisten. Allerdings sind sie eher zurückgenommen am Werk und überlassen dem Gitarristen zunächst das führende Wort. Doch dann werden die Färbungen des Stück durch die beiden Saxofonisten bestimmt. Zuweilen weist dieses Stück Anklänge an einen Pop-Song auf. Changiert das Stück nicht zwischen Peter, Paul & Mary und The Hollies? Und das, obwohl das Gitarrensolo zum Ende des Stücks den Zuhörer an eine Nähe zu Fleetwood Mac denken lässt, wenn solche Vergleiche überhaupt angebracht sind. Nachhaltig bestimmen die beiden Saxofonisten des Quintetts den Charakter von „The Shadow“. Obendrein vermischt sich deren Klang mit den Basssetzungen und hier und da mit Saitenskizzierungen des Gitarristen. Doch die Saxofonisten sind schon als nachhallender Klangkörper am Werk, schnurren, surren, summen, verstehen sich auf Umspielungen, üben sich im Wechselspiel, brechen aus. Hören wir bei  „Mandala“ wiederkehrende Muster oder nicht? Das stellt sich als Frage. Aufgebracht äußern sich die beiden Saxofonisten, sich dabei gegenseitig herausfordernd und übertreffend. Das Impulsive und Eruptive ist augenfällig, jedenfalls zu Beginn des Stücks. Anschließend bewegen sich die beiden Saxofonisten in Begleitung des Gitarristen in lyrischem Fahrwasser. Melodisch findet das Stück durchaus Anschluss an „Shadow“. Gefällig – das ist nicht abwertend gemeint – kommt das Stück nachfolgend daher. Immer mal wieder durchbrochen von eruptiven Zwischenspielen. Und auch das für Mandalas so typische wiederkehrende Muster ist musikalisch auszumachen. Zum Schluss hören wir dann „Synchronicity“. Man darf auf Mehr von Vitor Pereira gespannt sein.

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