Viola Hammer: Close Up
V
Unit Records, UTR 4500
Mit der Einspielung liegt das Debüt-Album der noch recht jungen Musikerin Viola Hammer vor. Vor drei Jahren fanden sich Viola Hammer (piano), Lukas Raumberger (bass) und Mathias Ruppnig (drums) zusammen, um gemeinsam Musik zu machen, aber dabei die eigenen musikalischen Wurzeln im Punk und Indierock nicht zu verleugnen. Feine Nuancen der Klassik sollten mit populärer Musik und zeitgenössischem Jazz verschmelzen. Schöne Melodien stehen für das Dreigestirn im Vordergrund. Bei allen Aufnahmen handelt es sich um Eigenkompositionen.
Nein, tonales Geplätscher hören wir nicht, wenn wir die Ohren spitzen. Atonale und freie Musik steht auch nicht auf dem Zettel. Flott geht es auf der Einspielung mit „dance of...“ schon los. Das akzentuierte Klavierspiel wird dabei mit viel „Beckenverwirbelungen“ begleitet, die Matthias Ruppnig verantwortet. Nach einem sehr bewegten Eingangsteil geht es dann über in eher episch angelegte Passagen. Es ist nicht Polka, nicht Tango, nicht Samba, die wir hören, aber doch kann man sich vorstellen, zu dieser Musik auf dem Dancefloor zu sein. Stark sind auch Hammers Phrasierungen, ehe sie wieder ins Thema zurückfindet, begleitet von einem sanften Bass, der sich dann auch mal stärker zu Wort meldet, während Hammers Klavierspiel in den Hintergrund tritt. Anschließend schwillt wieder der mit den weißen und schwarzen Tasten erzeugte Klangstrom an. Langsam, sehr langsam blendet sich dann das Spiel des Trios nach und nach aus.
In „Erinnerungen“ scheint es so zu sein, dass das klassische Repertoire nicht fern ist, ohne dass man eine Zuordnung genau vornehmen kann. Auch in diesem Stück spürt man, dass Viola Hammer Wert auf ein ausgeprägtes Spiel der Basslinie legt. Nur von welchen Erinnerungen erzählt sie uns? Welche Sehnsüchte sind in der Musik verborgen? Welche Liebesgeschichten werden erzählt? Wie bereits im Stück zuvor wechseln sich schnelle und langsame, beinahe bedächtige Passagen ab. Pianosolos sind auch bei „Erinnerungen“ Teil des Arrangements.
Noch weitere fünf Stücke folgen und auch bei denen ist der Tempowechsel nicht stets vorhersagbar – und das macht die vorliegenden Einspielungen durchaus spannend. Es ist auch gut, dass die beiden Mitspieler von Hammer nicht nur Statisten und Beigaben sind, sondern sich wie bei „Erinnerungen“ z. B. mit einem Schlagzeugsolo Gehör verschaffen. Hammer ist zwar der Kopf des Trios, aber eben keine Einfraushow!
Die Komposition „fragil“ macht mit einer langsamen Basssequenz auf, in die Hammer mit ihrem Spiel einfällt, sodass es ein wenig nach Rede und Gegenrede klingt, was die beiden da miteinander musizieren. Oder ist es doch ein Gleichklang und Duett mit nicht vorhandenen Dissonanzen? Wenn man weiter lauscht, freut man sich über das gemeinsame Spiel. Jeder der Drei kann sich frei entfalten, ehe dann Viola Hammer wieder das Thema in die Hände nimmt.
Bei „is it or not?“ fühlt man sich ein wenig an Bar-Jazz erinnert, denkt vielleicht an Schwarz-Weiß-Filme über die Mafia und Prohibition, und auch an Frank Sinatra und den „Mann mit dem Goldarm“. Auch bei dieser Komposition gibt es einen flotten Drive. Es swingt, auch ohne dass klassischer Swing zu vernehmen ist. Derartige Musik ist überaus entspannend. Rotwein und Weißbrot gefällig? Denn nach Bourbon klingt das Viola Hammer Trio nun wirklich nicht, eher dann doch statt Rotwein nach gepflegten Cocktails.
Dass auch Stücke mit einem dezenten Schlagzeugspiel eingeleitet und eingeläutet werden können, unterstreicht das Stück „the nameless“ und macht auch auf den Variantenreichtum der veröffentlichten Kompositionen aufmerksam. Eine einleitende Pianopassage muss ja nicht stets zwingend sein.
Zum Schluss sei noch auf „Prague“ eingegangen: Bei dem Pragbesuch beginnt wieder Viola Hammer und nimmt dabei, so meint man, Anleihen bei Harmonien von „dance of ...“. Von Schwermütigkeit ist in diesem Stück nichts zu verspüren, nein, es rockt sogar ein wenig. Gäbe es E-Gitarren, die noch beigemischt worden wären, dann wäre das eine richtig gute Rocknummer zum Abtanzen geworden. Stopp: Mit dieser Anmerkung gehen dem Rezensenten doch ein wenige die Pferde durch, oder?
© ferdinand dupuis-panther
Informationen
Label
Musiker
Mathias Ruppnig
http://www.mathiasruppnig.com/
Lukas Raumberger
http://www.bruckmur.at/musikschule/Raumberger.htm