Vinny Raniolo: Air Guitar
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Der Gitarrist Vinny Raniolo hat das aktuelle Album gemeinsam mit dem Bassisten Elias Bailey eingespielt. Zusammengespielt hat Vinny Raniolo allerdings auch mit so namhaften Gitarristen wie Bucky Pizzarelli, Frank Vignola und Tommy Emmanuel.
Der „Hexer auf den sechs Saiten“ hat seine besondere Vorliebe fürs Fliegen im vorliegenden Debütalbum zum Ausdruck gebracht und insgesamt 15 „klassische“ Songs interpretiert. Darunter sind Kompositionen von Benny Goodman und von John Denver. Die Geburtsstunde der Fliegerei spiegelt sich in “Come Josephine in My Flying Machine” wider. Mit Django Reinhardts “Nuages” geht es auch ab in die Lüfte und zu den schwebenden Wolkenbändern. Der Swing für das gemeinsame Abenteuer in den Lüften findet sich in Jimmy Van Heusens “Come Fly With Me”.
Raniolo zeigt aber auch ein besonderes Interesse für das Great American Songbook. Zu dieser „Bibel des Jazz“ gehören Kompositionen und Songs von Cole Porter, Irving Berlin und Hoagy Carmichael, denen Raniolo eine Frischzellenkur verschrieben hat. Das ist sehr wohltuend und eröffnet andere Klangfärbungen, abseits der gängigen Standardarrangements.
Schon früh entdeckte Raniolo sein Interesse für den Jazz, nachdem ihn sein Lehrer mit den Meistern der Jazzgitarre wie unter anderem Joe Pass, John Pizzarelli, Bucky Pizzarelli und Herb Ellis bekannt gemacht hatte.
Zur Verbindung von Jazz und Fliegerei sagte der Gitarrist: „My background in music definitely helps with my overall understanding. It’s learning another language, and there are a lot of crossover skills such as coordination and math,” Vinny points out. “ I think that in life we are always playing jazz: You are alert to the environment around you and quickly improvise based on your knowledge of the situation. Just like music, aviation is a lifelong study and takes a lot of dedication.”
Aufgemacht wird das Album mit „Come Fly with Me“. Danach folgen „Flying Down to Rio“ und „Blue Skies“ (comp. Irving Berlin). „Leaving on a Jet Plane“ ist ebenso in der Interpretation von Raniolo zu hören. Bekannt gemacht haben diesen Song allerdings Peter, Paul and Mary. Die Verse von „Leaving on a Jet Plane“ muss man sich beim Hören des Songs im Arrangement von Raniolo mitdenken: „ All my bags are packed I'm ready to go / I'm standin' here outside your door / I hate to wake you up to say goodbye /“ …
Zu den bekannten Standards, die Raniolo eingespielt hat, gehört „Fly Me to the Moon“ (comp B. Howard), ein Song, den Frank Sinatra im Repertoire hatte. „Volare“, gesungen von Domenico Modugno, wurde in den späten 1950er Jahren ein Hit und eroberte auch das San Remo Festival im Sturm. „Let's Fly Away“ (Cole Porter), „East of the Sun (And West of the Moon)“ und „Skylark“ (com H. Carmichael/J. Mercer) tragen zur Abrundung des Albums bei, mit dem eben nicht versucht wird, dem Original möglichst nahezukommen. Übrigens „Skylark“ mag der eine oder andere on Ella Fitzgerald, aber auch von Art Blakey & the Jazz Messenger her kennen.
Bereits bei den ersten Riffs heben wir als Hörer in Gedanken ab und fliegen davon. Man hört das Schwirren der Rotorblätter, kann sich den Wind denken, der den Fliegern in einem offenen Doppeldecker ins Gesicht bläst. Dabei folgt der Bass dem Gitarristen in der Linienführung auf Schritt und Tritt, auch wenn dieser die Melodie gekonnt paraphrasiert und gleichsam klanglich gen Horizont entschwebt: „Come Fly With Me“.
Wesentlich getragener als „Come Fly With Me“ kommt „Blue Skies“ daher. Man hat eher den Eindruck, ein Segelflieger steige majestätisch am Himmel auf und ab, dabei die Thermik nutzend. Erst im Verlauf des Songs ändert sich der Duktus. Der Wind scheint zugenommen zu haben. Auch die Reisezeit wird um einiges schneller, um das Ziel zu erreichen. Besonders flink ist das Fingerspiel Raniolos im letzten Abschnitt der Komposition von Irving Berlin.
Erinnerung an John Denver und Peter, Paul and Mary werden bei „Leaving on a Jet Plane“ wach. Das ist Pop Folk aus den 1960er Jahren. In dem vorliegenden aktuellen Arrangement kann auch der Bassist zeigen, wie fingerfertig er ist, ehe Raniolo wieder zum Thema zurückkehrt.
„Stardust“, von Lous Armstrong ebenso im Stil des frühen Jazz vorgetragen wie von Nat King Cole und Ella Fitzgerald gesungen, ist ein weiterer Standard, den Raniolo nicht übergehen wollte. Raniolo lässt in seinem Spiel die lyrische Note des Originals in jedem Moment durchscheinen. Anschließend geht die Reise zum Mond, wenn „Fly Me To The Moon“ erklingt, dabei stark rhythmisch im Duktus.
„Django Reinhardt hat „Nuages“ bekannt gemacht, mit einer beschwingten Klangmelange. Insgesamt wohl 13 Versionen gibt es von dieser Komposition. Auch Raniolo bringt Beschwingtheit bei seinem Spielansatz zum Ausdruck, auch wenn nicht ausgelassen, sondern in ruhig und gelassener Weise. Nicht Cirrus- und Cumuluswolken wurden wohl musikalisch nachgezeichnet, sondern wohl eher kleine Schäfchenwolken, die gemächlich vorbeiziehen.
„Volare“ war lange in den Hitparaden und ein melodischer Ohrwurm. Darum kommt auch Raniolo in seinem Arrangement nicht herum, auch wenn dieses weniger auf Süßlichkeit ausgerichtet ist. Zum Glück! Am Ende des Albums erklingt „Skylark“, eine eher „episch-balladenhafte Weise“.
Text: © ferdinand dupuis-panther – Der Text ist nicht public commons!
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