Vansina Orchestra - Morning Forest aka Nose Up Bottom down (fdp)
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RAT 027
Zum Kern des Orchesters gehören: Bruno Vansina (alto saxophone), Christian Mendoza (piano), Bert Cools (guitar), Stefan Lievestro (bass) und Teun Verbruggen (drums). Für einige der aufgenommenen Tracks wie „Dark Nights“, „Fiesta Festivo“ oder „Groove Along“ kamen nachstehend genannte Musiker hinzu: Malik Mezzadri (flute), John Ruocco (clarinet & tenor saxophone), Kristien Cueppens (oboe), Kensuka Taira (bassoon), Bart Indevuyst (french horn), Steven Delannoye (tenor saxophone), Wietse Meys (tenor saxophone & clarinet), Carlo Nardozza (trumpet), Jeroen Van Malderen (trumpet & flugelhorn), Frederik Heirman (trombone), Tom Verschoren (trombone, bass trombone & euphonium) und Kobe Proesmans (percussion, „Fiesta Festivo“, „Ploink“ und „Groove Along“).
„Dark Night“ und „Fiesta Festivo“ - zwei überaus lange Kompositionen stehen am Anfang des Albums. Danach folgt dann der „Titelsong“ des Albums: „ Morning Forest aka Nose Up Bottom Down“. Zum Schluss lauschen wir der „ Symphony Of The Fried Bananas“ und „Bike Insprivation“. Alle Kompositionen stammen von Bruno Vansina. Für einen Teil der Arrangements sorgte Dree Peremans.
Nachfolgend ein paar Worte zur Biografie des Saxofonisten Vansina, von dem man sagen kann, dass ihn Frank Zappa ebenso geprägt hat wie Bill Evans oder die Giganten des Jazz von Lester Young bis Charlie Parker, John Coltrane, Sonny Rollins, Lee Konitz und Ornette Coleman. Während seiner Studienzeit in Brüssel traf er den Drummer Teun Verbruggen, mit dem ihn seither eine bis heute anhaltende Zusammenarbeit verbindet. „Markenzeichen“ für Vansina ist das Altsaxofon, obwohl er auch Sopran- und Baritonsaxofon spielt, von Flöte und Klarinette mal ganz zu schweigen.
Vansina gehört neben Verbruggen zu den Gründern des Labels Rat records, eine Abkürzung für „Rare and Treacherous“, auf dem eine Reihe von Vansinas Alben erschienen ist.
Zerspringende Klänge des Pianos, gehauchter Saxofon-Atem, der melodisch anschwillt, Trommelschläge und Blechschwirren kommen hinzu– so beginnt „Dark Night“. Bläserlamento drängt nach und nach in den Vordergrund. Melancholie breitet sich aus und ebbt ab. Basslinien zeichnen sich anschließend ab. Eine Klarinette flirrt samten und mit Bedacht. Die Langsamkeit nimmt mit ihr ihren Lauf und verdrängt melancholische Ströme. Aufgehellt klingt das, was wir vernehmen, wenn auch in getragenem Tempo. Es scheint, als folge die Musik den Schatten der Nacht, auch im Tutti des Orchesters. Schließlich hat man den Eindruck, die Nacht verliere sich und man erkenne die ersten Sonnenstrahlen, zart und noch verborgen.
Südamerikanische Rhythmen muntern den Hörer auf, wenn „Fiesta Festivo“ erklingt. Das ist zwar nicht so animierend wie so mancher Santana-Song oder die Musik von Tito Puente und Cecilia Cruz, aber die Melodie und der Rhythmus gehen auch bei Vansinas Orchesterauftritt ins Blut. Besonders gelungen und nachhaltig im Gedächtnis bleibend ist das eingebundene Trompetensolo, das wohl Carlo Nardozza zu verdanken ist. Oder ist der Solist Jeroen Van Malderen? Leider gibt es zu den Solos keine Detailangaben.
Übrigens, nicht minder herausragend ist das Saxofonsolo, das sich fast nahtlos anschließt. An anderer Stelle ist das verspielte und sanft daherkommende Saxofon begleitet von Percussion zu hören. Dank dieser Solos löst sich das Gesamtgebilde Orchester immer wieder auf, wird aber außerdem in Vansinas Kompositionen und Arrangements in einzelne Bläsergruppen gegliedert, die das musikalische Zepter in der Hand halten. Und zum Ende hin nähern wir uns dem Höhepunkt der Fiesta. Bailando, bailando ...
Wie königliche Fanfaren klingt es zu Beginn von „Ploink“, ehe dann zu harten Rhythmen die zirkulierenden Saxofonläufe gezeichnet werden. Zudem werden immer wieder Bläserakzente gesetzt. Die Bläser wie Euphonium und Posaune sowie Trompeten scheinen übrigens in diesem Stück auch die tieftönigen Seiten herauszustellen. Wahrzunehmen gibt es ein stetes Auf und Ab, Rotationen und sich wiederholende Rhythmik. Ist da nicht auch eine Oboe mit im Spiel? Selten genug und darum herauszustellen ist ein Flötensolo, bei dem die spitzen und scharfkantigen Töne nicht zu überhören sind. Hier und da meint man, ein Tschilpen zu erkennen, ehe dann wieder Saxofone, Posaune und Trompeten das Sagen haben und diese Bläsergewalt die Flöte nach und nach zur einer Randfigur verkümmern lässt.
Abschließend noch ein paar Worte zu „Symphony of the Fried Bananas“. Ein Knarren, Knarzen, Klingeln, Schellen, ein Saxofon im „Geigenmodus“, Turbulenzen, Rabatz und mehr – so wird uns die „Symphonie der gebratenen Bananen“serviert. Verstörend ist das, was uns da vorgestellt wird, insbesondere nach der bewegten Fiesta. Das Stück scheint fragmentiert. Einzelne Klangstrukturen scheinen insulär. Widerstrebend zeigen sich die verschiedenen Instrumentalisten, die jedoch immer wieder zu einem kurzen Tutti zueinander finden, um sich dann wieder gespreizt zu zeigen. An wilde Improvisationen erinnern weite Passagen. An Rage und Zorn muss man beim Gehörten zudem denken, aber nicht an gebratene oder gar flambierte Bananen!
Zum Schluss steht dann „Bike Insprivation“ auf dem Programm, vom Charakter her versöhnlich in den Harmonien und Melodiekonturen, getragen vom quicklebendigen Saxofon. Auch der Gesamklangkörper zeigt sich, wenn auch immer wieder segmentiert und Raum für Solos gebend, aber nie in einen klassischen Big-Band-Sound verfallend.
Text © ferdinand dupuis-panther – Der Text ist nicht public commons.
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