Uğurel – Meinhold – Hengst present Pep Ventura

Uğurel – Meinhold – Hengst present Pep Ventura

U

Wismart

Der Essener Drummer Patrick Hengst formt mit den Berliner Musikern Christian Uğurel (sax) und Niko Meinhold (piano) ein bassloses Trio. Doch der Bass wird wirklich bei der Musik nicht vermisst.

Doch. Wer ist eigentlich Pep Ventura und wie kam die Band auf einen derartigen Titel. Eine Mischung von Nino Ventura (französischer Schauspieler)  und Pep Guardiola (Fußballtrainer)? Nun ja, wäre da nicht eine Notiz in einem Booklet von Vorteil? Schließlich erschließt sich das nicht von selbst, oder?. Wenn der Albumtitel – als solchen begreife ich Pep Ventura – allerdings irrelevant wäre, dann hätte man es bei der Bezeichnung des Trios belassen können.

Insgesamt elf Kompositionen, vor allem kürzerer Natur, wurden veröffentlicht. Der Hauptteil der Stücke wurde von Christian Uğurel komponiert. „Mohn Marzipan“, „Hölzern“ und „Punksong“ – dieser Song bildet den Ausklang des Albums – stammen von dem Pianisten Niko Meinhold. Stücke wie „Jaume I“ und „Peppinger“, aber auch „Viertelsong“ sind dem Tenorsaxofonisten des Trios, Christian Uğurel, zu verdanken.

Das Album, gelb ausgeschlagen, erscheint in der Ausstattung sehr minimalistisch. Ein Booklet fehlt ebenso wie Liner Notes. Nun gut, man mag ja der Auffassung sein, die Musik spreche für sich, aber ...

Bei „Ruth“ wird der redundant erscheinende Bass – man achte auf den Pianisten – von quirligen Saxofonsequenzen überspielt. Bisweilen überkommt den Zuhörer, der sich auch ein wenig mit Kompositionen von Kurt Weill und Hans Eisler auskennt, der Eindruck, bei diesen beiden modernen Komponisten seien Anleihen genommen worden. Für mich beinhaltet „Ruth“ in der rhythmischen und in der Melodielinie ein zum Ausdruck gebrachtes Stop und Go. Würde man historische Bilder vom geschäftigen Potsdamer Platz in Berlin zusammenschneiden und bräuchte man noch eine Filmmusik, die das ungebändigte Großstadtleben einfängt, dann wäre m. E. die vorliegende Komposition genau richtig. Zum Schluss:  Interessiert eigentlich jemand, der die dem Free Jazz sehr nahekommende Komposition hört, wer eigentlich „Ruth“ ist?

Sehr basslastig – diesen Part übernimmt bei dem basslosen Trio der Pianist – kommt „Jaume I“ daher. Bedächtig webt Christian Uğurel feine Klangfäden über der Basslinie und den Kaskaden, die Niko Meinhold mit seinem Tastenspiel erzeugt. In der Tendenz kommt die Komposition einem Lamento schon recht nahe.

Wie, so fragt man sich beim Lesen des Songtitels „Februar“, fängt man einen Monat ein, der klirrend kalt und winterlich sein kann? Nein, ein Klirren des Eises ist nicht zu vernehmen, auch kein Schneeschauer, wenn die ersten Takte zu hören sind. Eher kommt die Vorstellung auf, winterliche Ruhe werde eingefangen. Das Tempo ist verhalten. Besen wischen über das Schlagwerk. Sprunghaftes ist zu vernehmen, wenn Niko Meinhold in die Tasten greift. Schlieren gleich überlagern Saxofonsequenzen das Schlagwerk und die Tastenlinien. Liegt die Landschaft unter einer meterdicken Schneelast? Ist das Leben im Stillstand? Ja, solche Assoziationen drängen sich beim Hören m.E. auf.

Warum klingt „Mohn Marzipan“ so nervös, so angespannt und aufgeregt? Würde man nicht eher einen süßlichen Chorus erwarten? Nicht zum ersten Mal überkommen den Rezensenten angesichts der Titel zu der dann komponierten Musik Irritationen. Titel und Musik scheinen nicht zueinanderzupassen. Man könnte das Stück auch „Fahrt im ICE“ nennen oder ganz auf einen Titel verzichten. So aber suggerieren Titel etwas, was nicht im Einklang mit dem musikalischen Werk steht, meine ich. Warum heißt dieser Song zum Beispiel nicht „Punksong“ wie der letzte Song der aktuellen Einspielung?

Als ich „Mohn Marzipan“ hörte, dachte ich eher an aufkommende und nachlassende Gewitter, an ein bedrohliches Grollen, an das gewaltige Meeresrauschen bei Sturm, an einen Segler, der bei schwerer See in seinem Boot hin- und hergeschleudert wird. So what!

Schrill kommt „Hölzern“ daher, obgleich wenig Holz im Einsatz ist, sondern eher Blech und das metallene Atemrohr, das in den letzten Zügen zu liegen scheint. Tanzen da nicht auch dünne Holzstäbchen über die Saiten des geöffneten Flügels? Schließlich widmet sich das Trio dem Punk, ist doch am Ende des Albums der „Punksong“ zu hören. Dabei geht es rockig zu und der Pogo geht ab – ein aus meiner Sicht guter Abschluss einer Einspielung, die in ihren Nuancen durchaus spröde und nicht im ersten Moment zugänglich ist.

Text © ferdinand dupuis-panther

Informationen

Label
http://www.wismart.de

Musiker

Pep Ventura
https://myspace.com/pepventura/music/songs
http://www.pepventura.de/Kontakt_files/Pep%20Ventura%20Info%20English.pdf
http://www.pepventura.de

Musik
http://www.pepventura.de/Musik.html

Niko Meinhold
http://www.nikomeinhold.de/

Christian Uğurel
http://www.ugurel.de/en/

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http://www.jazzhalo.be/reviews/concert-reviews/20-joe-festival-tag-3-der-kroenende-abschluss/


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