Triosence live: One Summer Night
T
Mons Records
Bereits der Titel dieser vorliegenden Live-Einspielung lässt Assoziationen gedeihen: die Nacht mit der Geliebten, die unvergessliche laue Sommernacht, das Erwachen nach einer Gipfeltour und.. und .. und. Man hat den Eindruck, der Titel solle gar auf einen Aufbruch zu neuen Ufern verweisen. Während bei der Herausgabe von Vinyl-Platten sich auch eine Kultur des Plattendesigns etablierte, scheint dies bei CD-Produktionen weitgehend verschwunden zu sein. Doch bei der vorliegenden CD hat Rainer Hoffmann eine aquarellierte Dünenlandschaft mit einem Paar als Cover gestaltet. Gleich hat man den Gedanken an eine „heiße Nacht“, betrachtet man das halbnackte Paar (?) auf dem Dünenkamm. Ist es eine Nacht auf Sylt? Wir können nur vermuten. Ebenso können wir nur annehmen, dass das aktuelle Album Jazz rund um das Thema „Liebe“ zu Gehör bringt?
Nur eine Komposition der aktuellen Veröffentlichung stammt nicht von dem in Bremen lebenden Pianisten Bernhard Schüler. Es ist m. E. für die aktuelle CD und die Musik von triosence sehr bezeichnend, dass in diesem Zusammenhang im Covertext nicht von Kompositionen, sondern von Songs die Rede ist. Schüler begreift sich, wie er in einem Interview mit mir betonte, als Geschichtenerzähler und als Songschreiber. Man möchte fast meinen, er habe verjazzte Balladen geschrieben, sehr persönliche Balladen wie „Waltz for Andrea“. Ob Andrea ihn jemals getanzt hat, den Walzer? Beschwingt gleitet die Melodie dahin. Nur wenige harte Pianoakzentuierungen unterbrechen den lyrischen Melodiefluss. Mal schneller und langsamer werdendes Tempo lässt an Drehungen auf dem Parkett denken, aber auch an losgelöstes Tanzen am Strand. Anschwellende Pianoläufe und ein gestrichener Doppelbass sind die Charakteristika für „No one's fault“. Bewegen sich zwei Menschen aufeinander zu oder entfernen sie sich schrittweise? Den Klangfarben und Tempi dieses „Songs“ entsprechend liegt eine solche Interpretation nahe. Wohin führt die Reise, fragt sich der Zuhörer von „The road ahead“. Könnte dies nicht auch eine geeignete Filmmusik mit starker Rhythmisierung sein, gut geeignet für die Untermalung eines durch die Camargue Reitenden?
Bluesig angehaucht kommt „Secret Holidays“ daher. Dabei darf der Bassist des Trios Matthias Nowak sein feines Spiel unter Beweis stellen. In die Ferne werden wir mit „A far off place“ entführt. Hören wir da etwa leicht dumpfe Bongos? Lässt man seiner Fantasie freien Lauf, dann meint man sich zwar nicht auf dem „African market place“ von Abdullah Ibrahim zu befinden, aber Anlehnungen an (nord)afrikanische Rhythmen und Klänge scheinen vorhanden zu sein. Daher: Sind wir in einem Beduinenlager oder ziehen wir auf dem Rücken der Kamele durch die Weite der Sahara, fragt man sich beim aufmerksamen Zuhören. Oder ist man auf dem nächtlichen Markt von Fes mit seinen Schlangenbeschwörern und Gauklern? Mit „Winterregen“ und auch „Sommerregen“ finden wir wieder zurück in unsere Breiten, ehe wir am Schluss „You're my spring“ hören. Wenn das nicht eine Liebeserklärung an eine Herzdame ist?
© Ferdinand Dupuis-Panther
Informationen
Homepage von Triosence
http://www.triosence.com/uber/
http://www.triosence.com/tour/
http://www.triosence.com/triosence-turning-points-video-doku-jetzt-online/
Diskografie
http://www.triosence.com/alben/
triosence: turning points Sony Music Entertainment 88765446592, released 2013
triosence: One Summer Night, MONS Records, released 20. Oktober 2014
Titel: Waltz For Andrea, No One’s Fault, The Road Ahead, Wan Chuen Fong – Ilha Fomosa, Secret Holiday, A Far-Off Place, When Time Stands Still, My Best Friend, Winter Rain, Summer Rain, Go For It, You Nearness, You’re My Spring
Hörproben
http://www.triosence.com/alben/one-summer-night-live-2014/
„Vorbilder“ und „musikalische Vorlieben“ von Bernhard Schüler
Oscar Peterson
http://www.oscarpeterson.com/
Keith Jarrett
http://www.youtube.com/watch?v=KPgEoDt_Duc
Pat Metheny
http://www.patmetheny.com/
Bill Evans
http://www.billevanswebpages.com/
Weather Report
http://de.wikipedia.org/wiki/Weather_Report