TRILOGYC - Greetje Bijma/Jasper van’t Hof/Hans Fickelscher - Abstract Uncertainty

TRILOGYC - Greetje Bijma/Jasper van’t Hof/Hans Fickelscher - Abstract Uncertainty

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HGBS Blue Records

In den Liner Notes lesen wir nicht nur vom Welttheater, das die drei Musiker aufführen, sondern auch Nachstehendes: „Perkussives wissen alle drei einzubringen. Afrika schwingt mit ebenso wie der Drive des Jazz und die europäische Liebe zum Klang. Ein Triolog, der das MPS Studio erneut zum Vibrieren bringt und dem es in der Rasanz des Spiels gelingt, ein Fenster zur Welt aufzustoßen.“ (Bert Noglik) Fürwahr Welttheater ist es, wenn man die drei Musiker auf der Bühne live erlebt, so wie vor Jahren beim Jazzin the Black Forest. Da tanzten Pingpong-Bälle über die Bühne, unterstrich Greetje Bijma, dass Koloratur-Gesang von ihr ebenso beherrscht wird wie klassische Jazzlyrik und eine ganz eigenwillige Form von Scat Vocals im Stakkato-Modus wie in „Do Tornados Improvise?“. Irgendwie hat man auch beim Hören der vorliegenden Vinyl-Pressung den Eindruck, dass das Schelmische und Ironische Teil des musikalischen Vortrags ist, dass stets auch ein Augenzwinkern und ein wenig Schabernack im Spiel sind, wenn die drei Musiker interagieren.

„Do Tornados Improvise?“ vereint im Bass gegründete Klavierpassagen mit gesprochenem Wort. Dieses Wort ist dabei weniger poetische Lyrik als vielmehr Sprechgesang mit Redundanzen. Auch Dibbdabb und Kripptroppdie sind „Morphemfetzen“, die wahrnehmbar sind. Während also Greetje Bijma im eigenwilligen Scat Vocals eintaucht, begleitet sie Jasper van’t Hof mit Tastensequenzen, die sich anhören, als würde man ausgestellte Glasdominosteine nach und nach umkippen lassen. Dazu gibt es dann noch hektisch-nervöses Getrommel, das sich mit einem aufgeregten Tastenspiel vereint.  Ja, da ist bei „Fremdsüchtig“ der Gesang einer Sirene verbunden mit Ansätzen von Operngesang und einem harten Tastenspiel. Ist da nicht auch wahrzunehmen, dass Bijma Joik zu Gehör bringt, den Gesang der Sami? Und der ist vor allem durch Marie Boine über die Grenzen Norwegens bekannt gemacht worden. Zudem hören wir eine Art dumpfe Glockenschläge, dank an Jasper van’t Hof und auch an Hans Fickelscher. Im Weiteren hält die stark rhythmisierte Durchwirkung des Stücks an. Greetje Bijma lässt uns an stimmlichen Ausreifungen teilhaben. Dabei müssen wir unwillkürlich an Opernarien denken. Beeindruckend ist, welche Höhen und welche Tiefen die Vokalistin beherrscht. Zugleich hat man den vorschnellen Eindruck, man lausche einer Punkdiva wie Nina Hagen, oder?

Bei „Landscapes In My Heart“ vereint sich der Klang der Melodica, der hier und da an den eines Zuginstruments denken lässt, mit poetischer Rezitation, die Greetje Bijma zu verdanken ist. Die Vokalistin präsentiert aber auch hochtönige Stimmvibrationen und verwandelt so ihre Stimme zu einem „Instrument“, zu einem Klangkörper jenseits von Lyrik-Zeilen. Didididaa und weitere Lautmalereien sind auszumachen. Dabei schweift die Stimme vom Sopran in den Alt und tiefer. Zugleich vermittelt der Vortrag der Vokalistin große Geste, zeigen sich stimmliche Ausschweifungen, die auszuufern scheinen. Das hat alles nun nichts mehr mit klassischem Jazzgesang zu tun, ob wir dabei an Ella Fitzgerald, Sarah Vaughn oder Billie Holiday denken. Bijma verfolgt andere, außergewöhnliche Klangspuren der Stimme, begleitet von van’t Hof am Flügel.

Klassischer Jazzgesang ist auch bei „Colourful Leaves“ nicht zu finden. Kristalline Windspiele vereinen sich mit Gesang, der an russische Volksweisen erinnert, so mag man beim Zuhören denken. Derweil lässt der Pianist stetig Tonsilben über Kaskaden-Klippen fallen. Einen präparierten Flügel nehmen wir bei „Funny Klein Varkentje Groove“ wahr. Schnarren und Mijakakadalalalarrlalla sowie Ähnliches trägt die Vokalistin vor. Dadadada ist auch Teil des Vortrags. Nanganaga dringt zudem ans Ohr des Zuhörers. Wildes Blechvibrieren, das abgedämpft wird, ist zudem Teil der musikalischen Inszenierung. Und zum Schluss heißt es „Jazz To Go“.  Fazit: Eine theatralische Klangmelange, die uns das Musiker-Dreigestirn mit Spielwitz und -freude serviert, lässt allemal aufhorchen!

© fdp2023





Line up :

Greetje Bijma - voice
Jasper van’t Hof - piano, melodica
Hans Fickelscher - drums & percussion

Tracks :

SIDE A
Do Tornados Improvise? 8:03
Fremdsüchtig 6:20
Landscapes In My Heart 6:55

SIDE B
Colourful Leaves 5:03
Funny Klein Varkentje Groove 2:15
Go For A Walk Far Away 6:19
Jazz To Go 6:53

All music composed by Greetje Bijma, Jasper van’t Hof, Hans Fickelscher
except "Jazz to go“ by Jasper van’t Hof, lyrics by Greetje Bijma

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