Tobias Hoffmann Trio - Blues, Ballads & Britney
T
Klaeng Rec.
Liest man den Pressetext zum Album, so finden sich darin nachstehende Zeilen: „Das Tobias Hoffmann Trio interpretiert Klassiker und Standards aus verschiedenen Genres und Epochen. Dabei müssen keine musikalischen Grenzen überschritten werden. Dieses Trio macht deutlich: sie existieren einfach nicht. Das Tobias Hoffmann Trio erscheint wie die bizarre Vorstellung, das Wes Montgomery Trio und The Cream hätten die Klamotten getauscht!“
An der Seite des Gitarristen und Banjospielers Tobias Hoffmann, der im Rock, Jazz, Blues und der Surfmusik in gleicher Weise heimisch ist, hören wir am Bass Frank Schönhofer und am Schlagzeug Etienne Nillesen.
Das Debütalbum des Trios „11 Famous Songs Tenderly Messed Up“ wurde 2015 mit einem ECHO Jazz in der Kategorie Gitarre National bedacht. Ein Jahr danach erhielt Tobias Hoffmann den WDR Jazzpreis in der Sparte„Improvisation“. Dazu liest man außerdem folgende Kritikerstimmen: „One of germany‘s most creative and original voices in guitar“ (Greg Cohen, Bassist/Producer für Tom Waits, John Zorn u.v.a.). Und: „Der derzeit wahrscheinlich beste Jazzgitarrist Deutschlands.“ (Wolf Kampmann, Jazz Journalist des Jahres 2015, Autor des Reclam Jazzlexikons).
Unlängst erschien das zweite aktuelle Album der Band „Blues, Ballads & Britney“. Damit signalisiert der Albumtitel schon, aus welchen Genres sich dasTrio „bedient“. Selbst vor dem Geträller einer Birtney Spears wird augenscheinlich nicht Halt gemacht. Zu den Songs des vorliegenden Albums gehören u. a. „Heaven“, „Spoonful“, „The Look of Love“, „Toxic“ und zum Ausklang „Big Baby Blues“.
Begeben wir uns mal in den musikalischen Himmel, den das Trio zu Beginn des Albums verspricht: Ein wenig Hawaii-Klang vereint sich mit diversen Blechen, die am Rand heftig gestrichen werden und beinahe atonal schwirren. Die nächste Surfwelle scheint auch nicht weit entfernt, die Beach Boys allerdings. Denn das, was das Trio anstimmt, ist hier und da jenseits gängiger Harmonie angesiedelt, nicht nur weil der Schlagzeuger für viel Wirbel sorgt. Doch bei „Come Home Baby“ erscheint die Welt als Alltag zwischen braungebrannten Surferleibern und Hawaii-Gitarrenklang wieder in der Balance. Ein bisschen Musik der erfolgreichsten Instrumentalgruppe der Rockgeschichte, The Ventures, scheint das Trio dabei auch noch adaptiert zu haben. Natürlich ist auch eine Portion Blues beigemischt worden. Ganz herrlich jault Hoffmanns Gitarre bei dem Song „Spoonful“. Sind da nicht auch Harmoniefolgen eingewebt worden, die man von Clapton und Co. kennt? Dabei belässt es das Trio nicht. Insbesondere der Schlagzeuger scheint schräg gestrickt und tobt sich an seiner Schießbude aus, nach allen Kräften. Es gibt außerdem ein eindringliches Röhren und Wimmern für den Gehörgang zu erleben. Das Trio nimmt im Verlauf des Songs nicht nur bei The Cream, sondern zudem bei anderen Bluesbarden Anleihen, ob Gary Moore oder Rory Gallagher. So taucht der Hörer in die Tiefen des Blues ein.
Gespielt wird übrigens ein Willie-Dixon-Song, aber mit allen Hoffmanschen Freiheiten, wie man erleben konnte. Im Booklet lesen wir als O-Ton: „Mein Vater und mein Onkel sind schon ihr Leben lang Clapton-Fans, und so ist er auch einer meiner Helden geworden, was umso mehr Spaß macht, als dass er ja teilweise umstritten ist. „Spoonful“ basiert im Grunde nur auf einer Harmonie. Für die einzelnen Parts des Stücks habe ich mir verschiedene Basslines ausgedacht, die nur Frank so spielen kann (und vielleicht Jack Bruce, wenn er noch da wäre).“
Nach „The Look of Love“ folgt der Song „Ask me now“, zugleich verbunden damit, dass das Banjo von Hoffmann herausgeholt und leicht scheppernd zum Klingen gebracht wird. Die Melodielinie mutet etwas verschleppt an, so als würde ein Platte auf dem Schallplattenspieler nicht so recht rund laufen. Mit diesem Stück gelingt dem Trio ein wahrer Monk-Banjo-Streich. Bezogen auf den typischen Monk-Duktus scheinen die Banjo-Galoppaden durchaus passend. Zudem gelingt mit dem Banjo eine Irritation, aufgrund der nur die Eingeweihten Monk als Vater des Songs vermuten werden. Was es ausmacht, wenn ein Klavier durch ein Saiteninstrument ersetzt wird, und dann auch noch eines, das eher im Blue Grass oder in Country Music genutzt wird, wird obendrein deutlich.
Dass das Trio auch etwas davon versteht, Balladen zu zelebrieren, unterstreichen die drei Musiker bei „Angel Eyes“, einem Song, den unter anderem 1957 auch Ella Fitzgerald auf die Bühne gebracht hatte. Doch Ellas eher lyrisch-getragener Vortrag wird von Tobias Hoffmann und seinen Mitspielern durch bluesiges Saitengarn verfremdet und klingt zwischendurch auch wie ein Instrumentalvortrag von „The Ventures“, dank einer kräftigen Würze aus Surf-Musik.
Zum Finale ließ es sich Tobias Hoffmann nicht nehmen, seine Interpretation von „Big Baby Blues“ vorzustellen. Geschrieben wurde der Song in den 1950er Jahren von Ritchie Valens, einem jungen Rock & Roll Sänger und Gitarristen. Valens kam 1959 in sehr jungen Jahren zusammen mit Buddy Holly bei einem Flugzeugunglück ums Leben, lebt aber in seinen Songs weiter.
Übrigens, wer bei der Besprechung Britney vermisst, dem sei gesagt, dass „Toxic“ auf dem Album zu finden ist, mit „toxischen Geräuschen“ verfremdet, so Hoffmann in einem weiteren O-Ton! Noch eine Anmerkung: Wes Montgomery konnte man allerdings im Spiel des Trios nicht ausmachen, aber nun ja, zwischen Montgomery und Cream scheint jedenfalls ein kerniger PR-Slogan, wenn bezogen auf das Trio nicht unbedingt stimmig!
Text: © ferdinand dupuis-panther / Der Text ist nicht public commons!
Informationen
http://www.klaengrecords.de/de/
http://tobias-hoffmann.com/Tobias-Hoffmann.com/Start.html
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