Tingvall Trio: Beat
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SKIP / Soulfood, SKP: 9137
„Das Tingvall Trio steht in den letzten zehn Jahren für eine beispiellose Erfolgsgeschichte im Jazz aus Deutschland“. So heißt es am Beginn einer Pressemitteilung und über die reibt man sich gewiss die Augen. Der Pianist und Spiritus rector ist der schwedische Pianist Martin Tingvall. Also, wie kann man da von Jazz aus Deutschland sprechen? Den Bassisten Omar Rodriguez Calvo und den Schlagzeuger Jürgen Spiegel hat sich Martin Tingvall in das von ihm geleitete Trio geholt, mit dem er aktuell sehr erfolgreich ist.
Selbst wenn das Trio nun in Hamburg beheimatet ist, sollte man mit Zuordnungen doch etwas vorsichtiger umgehen, zudem Jazz eine mondiale Musik ist. Man mag vielleicht bestenfalls von den afroamerikanischen Wurzeln des Jazz und einem Jazz in Europa reden, der auch von der europäischen Klassik geprägt wurde. Übrigens: Wer auf die Titel der CD schaut, findet überwiegend schwedische Bezeichnungen wie „Den Gamla Eken“ (Die alte Eiche) oder Heligt (Heilig). Also deutscher Jazz bzw. Jazz aus Deutschland?
Das Trio hat ohne Frage in den letzten Jahren für Furore gesorgt und wurde daher auch mit Recht mehrfach ausgezeichnet. Es erhielt drei Auszeichnungen mit dem ECHO JAZZ als Ensemble bzw. Live Act des Jahres und vier JAZZ AWARDS für mehr als jeweils 10.000 in Deutschland verkaufte Tonträger für jedes ihrer vier bisherigen Studioalben (SKP 9057 Skagerrak, SKP 9077 Norr, SKP 9087 Vattensaga, SKP 9107 Vägen). Nun liegt nach drei Jahren erneut ein Studioalbum vor: „Beat“. Hören wir also mal auf den Pulsschlag des Tingvall Trios!
Um es gleich vorwegzunehmen: Hört man aufmerksam in die Aufnahmen hinein, so blitzen spontan Gedanken an die Musik der Romantik, an Brahms und Schubert, aber auch hier und da an die bekannten Komponisten des hohen Nordens, Edvard Grieg und Jean Sibelius auf. Dabei sind diese Gedanken weitgehend von den sehr volksliednahen Melodien und von der beschwingten Spielweise des Trios geleitet. Mittsommernacht scheint allgegenwärtig, eingeschlossen darin die Nächte, die keine mehr sind, der Tanz auf dem Tanzboden, das gute Essen und natürlich auch Hochprozentiges.
Wie gesagt Grieg oder Sibelius schauen vorbei, wenn wir die ersten Takte von „Den Gamla Eken“ hören. Doch nein, es ist nicht Klassik, sondern Jazz, den das Tingvall Trio zum Besten gibt, mit einem gestrichenen Bass und einem dann doch fröhlich gestimmten Piano. Die Melancholie zu Beginn der Komposition wird im weiteren Verlauf völlig verdrängt. Ein beschwingter Reigen dringt an unsere Ohren. Ebenso verspielt wie das Piano gibt sich auch der Bass. Nein, der alte Baum knarrt und ächzt nicht, sondern man denkt eher an den Wind, der sachte durch das Laub seiner Blätter streicht. Stets ist das eingängige Thema wahrnehmbar, auch wenn Martin Tingvall am Piano über das Thema phrasiert. Schnell findet die Weise Eingang in unser Gehör, und das Mitsummen ist dann nur eine Frage der Traute.
Nachfolgend unternehmen wir eine Hafentour, bei der wir uns im Wind liegende Segler ebenso vorstellen können wie auslaufende und anlandende Kutter, ob am Oslofjord oder an der schwedischen Küste. Fähnchen vermeint man im Wind flattern zu hören, wenn man dem Spiel von Martin Tingvall aufmerksam folgt. Die Musik strahlt beinahe eine mediterrane Atmosphäre aus, wenn „Hamnen“ erklingt. Diese Komposition könnte auch von einem Singer/Songwriter stammen. Schnelle Beats und ausufernde Klavierkaskaden, die schneller und voller werden, sind für das Stück „Spöksteg“ kennzeichnend. Zugleich gehen von der Musik Leichtigkeit und Luftigkeit aus, wenn sie über den Zuhörer ihren Klangteppich ausbreitet. Ähnlich leicht kommt auch das für das Album namensgebende Stück „Beat“ daher. Damit die Bodenhaftung nicht verloren geht, ist der Bass zur Stelle, der sich stetig den Klavierpassagen nähert. So plätschert, so sprudelt und fließt es, so rinnt es dahin, Ton um Ton, Akkord um Akkord. Wir erleben den musikalischen Pulsschlag des Lebens.
Balsam für die Seele und Ruhepol im urbanen Dschungel sind auch die anderen Weisen, die auf der Einspielung zu hören sind, ob nun „Cowboy“ oder „Heligt“. Wir steigen zwar nicht in den Dampfzug, aber in den „Beat Train“, der uns beschwingt durch den Tag bringt. Mit „Den Vilsa Tomten“ endet die fröhliche „Romantiktour“, die Martin Tingvall zu verdanken ist. Und was hören wir wohl demnächst?
© ferdinand dupuis-panther
Press Release by SKIP records
The three players come from different countries. Despite the wide variety in their backgrounds, a level very much their own emerged from their creative alliance. Among the mentors who taught Swedish pianist Martin Tingvall his craft was Bobo Stenson. Jürgen Spiegel from Bremen, Germany gigged with artists like Nneka, but audiences were “boffoed” above all by his enormously multifaceted playing and the vividness of this percussion work. Double Bass player Omar Rodriguez Calvo from Cuba was already a sideman of Ramon Valle and Roy Hargrove among others. With the addition of Calvo , the music fluctuating back and forth between Scandinavian Jazz/Folk melodies and straight 4 rock rhythms obtained a southern lightness that easily brought listeners to their feet. Meanwhile is seen as one of Europe’s top jazz acts at all.
Informationen
Label
SKIP Records GmbH
Henriettenweg 1
20259 Hamburg
www.skiprecords.com
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