Tierney Sutton Band – Screenplay
T
BFM JAZZ
Die Band um die Vokalistin Tierney Sutton wurde bereits achtmal für den Grammy nominiert und war auch in den US Jazz Charts ganz oben vertreten. Die New York Times schrieb über Sutton “a voice as pure and sparkling as mountain spring water”. Nunmehr liegt der erste Teil von „ScreenPlay“ vor, einem Album, das sich mit dem ersten Jahrhundert amerikanischer Filmmusik beschäftigt. In fünf Segmenten wird das Filmmusikwerk als digitale EP mit bis zu fünf Kompositionen je EP veröffentlicht, sodass im Juni dann das komplette Album erscheinen kann. Der jetzt zur Besprechung vorliegende erste Teil des Gesamtalbums trägt den Titel “The Bergman Suite” und umfasst fünf Songs, die in den Arrangements Alan und Marilyn Bergman zu verdanken sind.
Aufgemacht wird das Album mit „The Windmills of Your Mind“, gefolgt von „What Are You Doing the Rest of Your Life“ und „How Do You Keep the Music Playing?“. Die Schlussakkorde werden mit „It Might Be You“ und „Ev’ry Now and Then“ gesetzt.
Die Besetzung ist klassisch und umfasst neben der Vokalistin Bassisten, Drummer und Pianisten. Das begrenzt gewiss den musikalischen Spielraum, zumal sehr häufig bei Jazzgesang der Fokus ganz und gar auf der Vokalistin oder dem Vokalisten liegt.
Mit leicht rauchigem Timbre und zugleich in Sopranfacetten präsentiert uns Tierney Sutton „The Windmills of Your Mind“. Im Hintergrund vernimmt man einen sehr lyrisch aufgelegten Pianisten, der hier und da kristallene Klangakzente setzt. Kurzes Besengewische gehört zur dezenten „Untermalung“. Dass Sutton auch etwas von Scat Vocals versteht, unterstreicht sie beim Vortrag, dabei erstaunliche Höhen meisternd. Eigentlich wartet man auf ein Piano- oder Basssolo, doch die Instrumentalisten scheinen nur Beigaben. Hätte man nicht eine Antwort auf Suttons Scat Vocals durch den Bass einbauen können?
„What Are You Doing the Rest of Your Life“ heißt es nachfolgend. Die Eröffnung liegt in den Händen des Pianisten, ehe dann Tierney Sutton mit weichem Stimmschmelz den Song anstimmt. Zerbrechlich wirkendes, perlendes Klavierspiel fungiert als Begleitung. Diese Spiel setzt sich auch in einem kurzen Solo fort, ehe der Fokus erneut auf Tierney Suttons sonorer Stimme liegt.
Anfänglich ohne jede Begleitung ist Sutton in „How Do You Keep the Music Playing?“ zu hören. Zudem vernehmen wir anschließend eine männliche Gesangsstimme zu kristalliner Klavierbegleitung. Die Stimme gehört dem unterdessen 93-jährigen Alan Bergman, der im Weiteren im Duett mit Sutton seinen Song vollendet. Bei „It Might Be You“ aus dem Film „Tootsie“ vermeint man, angesichts der Klavierbegleitung den Schlag einer Turmuhr zu vernehmen, derweil Sutton die Lyrik vorträgt: „I've been saving love songs and lullabies / And there's so much more/ No one's ever heard before/Something's telling me it might be you ...“ Und außerdem ist dem Song auch eine sehr fein gewebte Gitarrenpassage beigefügt.
Zum Schluss heißt es „Ev’ry Now and Then“. Das Thema des Liedes stammt aus dem 1996 entstanden Film „Mulholland Falls“ und wurde von Alan Bergman in ein Lied der verlorenen Liebe verwandelt. Doch einen unerwarteten Duktus bietet der Schlussakkord nicht.
Nun ja, wer Vocals im Jazz mag, mag gewiss auch den vorliegenden ersten Teil des Albums „ScreenPlay“. Doch wer vom Jazz das Interaktive fordert, der muss sich bei diesem Album auf „Minimalistisches“ einstellen. Dialogisches zwischen Sängerin und Instrumentalisten findet im strengen Sinne nicht statt. Rotierende Improvisationen sind leider Mangelware.
Text © ferdinand dupuis-panther – Der Text ist nicht Public Commons!
Informationen
Line-up
Tierney Sutton vocals – http://tierneysutton.com
Christian Jacob piano
Kevin Axt bass
Trey Henry bass
Ray Brinker drums
Label