Thomas Siffling’s Jazz - Live at the Ella & Louis

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JAZZNARTS Records
Alle Songs zu "Jazz" wurden von Thomas Siffling komponiert und mit einer fabelhaften Band, live im Ella & Louis Jazz Club in Mannheim, aufgenommen. In Der FAZ las man zur Musik folgende Beurteilung: "Die Musik selbst ist so sinnlich, so emotional, dabei in ihrem traditionellen Rahmen so originell bildhaft geprägt, dass Gefühle, einer gedankenschweren Jazzabstraktion beizuwohnen, gar nicht erst entstehen mögen."
Zu Anfang des Albums heißt es „Sunday Afternoon“. Ein Schelm, der da an „Lazy Sunday Afternoon“ von The Small Faces denkt, denn das von Thomas Siffling komponierte Stück hat mit dem Popsong so gar nichts zu tun. Das Ensemble um den Trompeter Siffling stimmt vielmehr ein Hohelied auf Hard Bop, Modern Jazz und Jazz Rock an. So erleben wir eine Melange aus den musikalischen Arrangements der Adderley Brothers, Brecker Brothers und Blood, Sweat & Tears und sehr viel Eigenem, insbesondere in den diversen Solos. Beeindruckend ist der „Bläserchor“ auf der Live-Aufnahme. Hört man die mitgeschnittenen Beifallsbekundungen aus dem Publikum, so haben Siffling & Co das Publikum vollständig überzeugt und musikalisch in ihren Bann gezogen.
Nachfolgend entführen uns die Musiker in die Welt von Son, Samba und mehr. „Cuban Hang“ lautet der Titel. Nachdrücklich ist der Klang der gedämpften Trompete, dank an Thomas Siffling. Nur zartes Trommeln begleitet das Solo des Trompeters, der alle Register des Spiel zieht; „Latin Fever“ breitet sich aus. Und irgendwie muss man auch an „Carmen“ sowie Flamenco denken, oder?
Weiter geht es mit „Changing Minds“, und das unter Mitklatschen der Zuhörer. Hören wir da nicht ein wenig Funk? Dabei achte man auf den Gitarristen. Doch dann sind es die Bläser, die vereint, das musikalische Geschehen bestimmen, auch mit ein wenig Big-Band-Anlehnungen. Und diese Bläser signalisieren: „Shake your body, baby, shake!“ Hörenswert sind die gekonnt arrangierten kurzen Wechsel zwischen Trompeter und Saxofonisten, die sich zu Höchstleistungen anstacheln. Das ist Zwiegespräch, aber auch „musikalischer Wettkampf“. Doch das Klang-Feld wird den Bläsern nicht überlassen, sondern mit seinem Saitenspiel nimmt uns Heiko Duffner gefangen. Zwischenapplaus war ihm sicher.
Mit einer getragenen Klaviereröffnung macht „Erinnerung“ auf. Der Tempowechsel scheint gegenüber den drei vorherigen Titeln durchaus ein Bruch, der bedacht ist. Neben dem Pianisten ist Erwin Ditzner mit stetem Besenspiel auf dem Schlagwerk zu hören. „Klangrinnsale“ erleben wir, dank an den Pianisten Konrad Hinsken. Und auch Rosanna Zacharias am Bass hat, wenn auch verhalten, etwas zu sagen. Doch die Klangfärbung prägt allein der Pianist, der mit „Erinnerung“ an die Tradition des Lamento anknüpft, oder?
Johlen und Bravo des Publikum sind auf dem Live-Mitschnitt auch eingefangen worden. So erhalten die Aufnahmen ihre Lebendigkeit. Im Verlauf des Konzertmitschnitts erleben wir einen morgendlichen Blues („Blues in the Morning“). Nur, Blues ist Blues, egal zu welcher Tageszeit. Arrangiert wurde dieses Stück als Dialog zwischen den Bläsern und einer wimmernden, jaulenden E-Gitarre. Dieses Stück zeigt obendrein, welche Bandbreite an Musik Thomas Siffling komponiert und als seine Musik präsentiert. Vielfalt ist halt gefragt. Das zeigt sich außerdem im Solo des Pianisten, der Keyboards in den Morgenblues einbringt. „8 to the bars“ war ganz nach dem Geschmack des Publikums, das sich begeistert zeigte, auch über die „weinende“ Gitarre zum Schluss.
Noch einen Titel in Deutsch entdecken wir auf dem Album: „In Liebe“. Und dabei dringen klare Trompetenklänge an unser Ohr begleitet von dumpfem Saitenschwirren des Basses. Beinahe an einen „Choral“ erinnern Teile des musikalischen Vortrags, in den sich dann irgendwann auch der Schlagzeuger mit zurückgenommenem Becken- und Besenspiel einmischt. So löste sich aus dem Sextett für die „Liebeserklärung“ ein Trio, in dem die Bassistin aus einer marginalen Rolle in den Fokus rückte. Es gab halt die Räume, die das ermöglichten.
Nach „Heavy Soundscapes“ und „Flowting“ hören wir zum Abschluss: „Latin Quarter“. Und dann ist er da, der Salsa auch ohne „Oye como va“. Was für ein Abschluss!
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Line-Up:
Thomas Sifffling trp, flgh
Olaf Schönborn as, bs, bclar
Heiko Duffner git
Konrad Hinsken piano
Rosanna Zacharias b
Erwin Ditzner dr
Tracklisting:
1) Sunday Afternoon
2) Cuban Hang
3) Changing Minds
4) Erinnerung
5) Blues in the Morning
6) In Liebe
7) Heavy Soundscapes
8) Flowting
9) Latin Quarter