Thomas Siffling - Flow
T
Jazznarts Records
Auch wenn das Album unter dem Namen des Trompeters Thomas Siffling erscheint, so hat er noch Mitstreiter, um sich der Strömung, dem Fluss, dem Lauf, dem Fließen hingeben zu können. Ohne Alex Gunia (guitar, electronics), Konrad Hinseken (piano, fender rhodes), Dirk Blümlein (bass) und Christian Huber (drums, electronics) gäbe es das vorliegende Album nicht. Aufgenommen wurden Titel wie „In Motion“ (15:31), „Urban Flow“ (11:43), „Smooth Minds“ (10:17) und „Flow“.
„Panta rhei“ - alles fließt – kommt dem Zuhörer in den Sinn, aber auch New Age und New Wave, Fusion und Rock vom Feinsten. Sphärenklänge umschwirren den Zuhörer, derweil bei „In Motion“ rhythmisches Rascheln zugleich zu hören ist. Der Bass schwingt tief und stetig mit breitem Dum und Dum. Die Trompete säuselt und schwirrt, wird mit Dämpfern gespielt. Klangschlieren schweben über dem elektronischen Hintergrundschwall. Bisweilen überkommen den Zuhörer Reminiszenzen an Progressive Rock und Psychodelic Rock. Alles ist in Bewegung, so wie der Titel „In Motion“ es ja zum Ausdruck bringt. Rhodes und Trompete liefern sich eine Klangschlacht, treiben sich an, derweil der Bass nicht die Beherrschung verliert. Das musikalische Gemälde gleicht aufziehenden Cirruswolken. Neben der Trompete zeigt sich dann gegen Ende des Stücks auch die Gitarre, gespielt von Alex Gunia, solistisch. Oder ist es Dirk Blümlein, der seinen E-Bass zum rasanten Schwingen bringt? Ein kurzes Aufbrausen ist schnell vorbei. Der Gleichlauf des Sphärenschwalls bekommt die Oberhand, und die Trompete verfällt wieder in ihr Themenschema.
Anlehnungen an Techno-Beats – dank sei dem Bassisten und dem Drummer – vernehmen wir bei „Urban Flow“. Auf- und abschwellend sind die „Sphärenwolken“, die aus dem Hintergrund aufziehen. Über diesen erhebt sich Thomas Siffling mit seinem Spiel, das einem Fanal gleicht und sich vom unruhig flackernden Klangfluss abhebt. Ohne expressis verbis Funk zu sein, hat man doch den Eindruck des Tanzbaren, auch und gerade angesichts der starken, wenn auch redundanten Rhythmik. Also: Shake your bones and move your arse …!
Über einem starken, von Bass und Drums bestimmten Rhythmus flirren sphärische Klänge bei „Smooth Minds“. Als Zuhörer scheinen wir auf einem fliegenden Teppich eine musikalische Reise zu unternehmen. Eine weitläufige musikalische Landschaft liegt vor uns, vor allem wenn Thomas Siffling in partieller Anlehnung an den nordischen „Fjord Sound“ das musikalische Geschehen mitbestimmt. Mit einer Basseinleitung macht „Flow“ auf und man wartet eigentlich auf Acid und House in der Folge. Stattdessen jedoch hat man den Eindruck eines musikalischen Wetterleuchtens, wenn der vielschichtige Klang-Potpourri an unser Ohr dringt. Ist da nicht auch eine Triangel mit ihm Spiel? Zeigt sich das Fender Rhodes nicht auch hier und da? Thomas Siffling steuert in diesem Stück einen spitzen, leicht ätzenden Trompetenklang bei. Dabei unterbricht er den Klangfluss nicht, sondern steuert nur einen weiteren musikalischen Farbfleck bei.
Ach ja, zur CD gibt es auch eine Schlafmaske. Mit dieser Maske vor den Augen kann man sich wohl am Besten von den melodiösen Strömungen mitnehmen lassen.
Text © ferdinand dupuis-panther
Informationen
Label
https://www.jazznarts.de
Musiker
http://www.thomassiffling.com
http://www.jazzhalo.be/interviews/thomas-siffling-im-gespraech-mit-dem-in-sueddeutschland-beheimateten-trompeter/