The Upper Austrian Jazz Orchestra & Jack Walrath: You got My Wife, But I Got Yor Dog

The Upper Austrian Jazz Orchestra & Jack Walrath: You got My Wife, But I Got Yor Dog

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ATS Records, ATS 0822, veröff. 2014

Ohren gespitzt für alle, die den vollen Sound der Big Band lieben. Es muss ja nicht immer Count Basie oder die WDR-Big Band sein, warum nicht mal ein Häppchen Alpen-Big-Band genießen, oder? Es hat zwar 14 Jahre gedauert, ehe die Livemitschnitte des Upper Austrian Jazz Orchestra das Licht der CD-Welt erblickten, aber nun gibt es das volle Programm zum Genießen.
Im April 1999 begann die Zusammenarbeit des Orchesters mit dem Trompeter Jack Walrath, der auch einige Kompositionen zum Gelingen der Konzerttour und Mitschnitte beigetragen hat. Einen Namen hat sich Walrath aufgrund seiner Zusammenarbeit mit Charles Mingus gemacht, dessen Big Band er nach dessen Tod leitete. Kein Wunder also, dass mit 'Sketches No. 3' auch ein Mingus-Titel auf dem aktuellen Album zu finden ist.

Die überwiegende Zahl der Kompositionen der CD stammen von Walrath, darunter auch das Werk mit dem bissig-ironischen Titel ' You Got My Wife, But I Got Your Dog'.
Jed Levy steuerte den Titel 'Panther' für die Aufnahmen der Band bei, natürlich eigens arrangiert durch Jack Walrath, der auch mit zahlreichen Soli auf dem Album brilliert. Die Komposition von Charles Mingus, die wir hören können, wurde zuvor noch nie aufgenommen. Mingus konnte in den letzten Jahren seines Lebens nicht mehr Bass spielen und hat diesen Titel gesungen und mit dem Tonband aufgezeichnet. Walrats Aufgabe bestand also in der Übertragung des Gesangs in ein Orchesterarrangement. Welch ein Job!
Das Orchester hat, wie sollte es auch anders sein, eine sehr stark durch die Bläser bestimmte Klangfarbe. Vier Trompeter plus Jack Walrath, vier Posaunisten, fünf Saxofonisten und dazu eine um einen Gitarristen erweiterte Rhythmusgruppe füllen mit ihrem Sound nicht nur die Konzertsäle, sondern dringen auch nachhaltig ans Ohr der Zuhörer. Gleich der Aufgalopp mit 'Hideaway' ist so ganz nach dem Herzen von Big-Band-Freunden. Satt kommen die Bläser daher, die über einer unterlegten Basslinie ihre musikalischen Kreise ziehen, vor allem eines der schnalzenden Saxofone. Lauscht man dem Melodiefluss, so meint man aufgeregtes Hin- und Herlaufen,
Umschauen und Weiterlaufen zu vernehmen. Nervös gezupft erklingt der Bass, und der dann einsetzende Saxofonpart erscheint so, als ob es noch einige Hindernisse zu überwinden gibt, ehe man sein „Versteck“ gefunden habe.. Selbst ein Schlagzeugsolo haben die Mannen des UAJO noch eingebaut. Kurze Beats, stete Wirbel, Tamtamtam und ein sich steigerndes Tempo vernehmen die Zuhörer. Nachdem der Schlagzeuger fast verstummt ist, erhebt sich der Bass in all seiner Behäbigkeit. Wie ein Warnruf klingen die einsetzenden Posaunen und dann ergießen sich reiche Klangkaskaden auf den Hörer.
Wohin so fragt man sich, entführt uns das Orchester eigentlich mit 'Badlands'? In die Ödnis? In die Steppe? In die nordamerikanische Prärie? Übersetzt man den englischen Begriff, so steht er für ein von tiefen, eng stehenden Erosionsrinnen zerschnittenes Gelände. Ist das auch musikalisch in irgendeiner Weise umgesetzt worden? Getragen erhebt sich der Bläsersatz, nachdem zuvor sich das Sopransaxofon über die Pianometren erhoben hatte. Posaunenklang überlappt andere Bläser, die mit Dämpfer gespielt werden. Irgendwie scheint der Melodiefluss ein Ohrwurm zu sein und könnte gut und gerne einen Film wie „Über den Dächern von Paris“ musikalisch begleiten. Oder wie wäre es als Filmmusik zu „Phantomas“? Im Laufe des Stücks überwiegt das Lyrische, das allerdings durch den blechern-metallischen Klang der Gitarre nachhaltig konterkariert wird. Nach und nach vergeht der Pianoreigen, der am Beginn von 'Sketches No 3' steht. Dann setzen in einem Lamento die Bläser ein: mehrstimmig und im Einklang zugleich. Melancholie breitet sich aus, lauscht man der weiteren Phrasierung einzelner Blasinstrumente. Saxofon und Posaune lassen sich auf ein Zwiegespräch ein, auch eine Trompete stimmt in das Gespräch ein, ehe dann das gesamte Orchester seinen Einsatz hat. Neben den getragenen Sequenzen gibt es in den „Skizzen von Mingus“ auch nervös anmutende schnelle Passagen.
Nach einer Komposition von Jed Levy namens 'Panther', die als fünfter Titel des Albums erscheint, gehen die übrigen Aufnahmen alle auf Jack Walrath zurück. Mit „Kinderkram“ endet das bunte Big-Band-Feuerwerk. Klassische Big-Band-Musik mit viel Raum für Solos, das zeichnet das UAJO aus – und das wissen viele Jazzfreunde zu schätzen.

© ferdinand dupuis-panther

Informationen

Label
http://www.ats-records.de/

Band
www.toene.at/uajo

 


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