The Three Seas – Afterlife

The Three Seas – Afterlife

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Earshift Music

Ohne den australischen Komponisten und Saxofonisten Matt Keegan gäbe es das Ensemble gewiss nicht. Im Jahr 2009 machte sich Keegan auf nach Indien und endete bei seiner Suche nach neuen musikalischen Inspirationen in der westbengalischen Stadt Santiniketan. Dort trafen sich die Musiker von The Three Seas erstmals und stellten gleich fest, dass die Chemie zwischen ihnen stimmt. Neben Keegan gehört der Baul-Sänger Raju Das, der auch die Khamak, eine Handtrommel spielt und so für die perkussiven Linien sorgt. Raju Das geschuldet ist der Vortrag alter Baul-Gesänge. Dabei handelt es sich bei den Baul um ein Nomadenvolk mit eigener Sprache, Tänzen und Musik.

Aus Darjeeling stammt der Sänger und Multi-Instrumentalist Deo Ashis Mothey, der für Klangeffekte und für ein wenig Soul sorgt, die die Band ausmachen. Zudem ist er auf  verschiedenen bengalischen Saiteninstrumenten zu hören, so auf einer Art Banjo namens Dotora und einer besonderen Harfe namens Esraj. Der Drummer Gaurab Chatterjee kommt aus Kolkata und ist zudem Mitglied der bengalischen Rockband Lakkhichhara.  Außerdem beherrscht er die Rhythmen der westbengalischen Volksmusik.

Ethno Pop, Fusion oder was – das fragt man sich, wenn man das aktuelle Album hört. Zunächst sind es ungewöhnliche Klangfärbungen, auch und wegen der indischen Saiteninstrumente, die zu vernehmen sind. Zudem wird nicht in Englisch, sondern in Nepali und Baul gesungen, Sprachen, die für westliche Ohren exotisch klingen. Das schließt auch den letzten Track ein. Dabei verwandelt sich John Lennons „Imagine“ zu einem sentimentalen indischen Popsong mit klassischen Einfärbungen, denn auf Streicher, Violine, Viola und Cello, wurde bei der Aufnahme nicht verzichtet.

Mit „Digital Alap“ macht das Album auf. Dabei umfängt uns ein Gesang mit elektronischer Verfremdung bzw. Verzerrung. Im Kern hat man den Eindruck eines lautmalerischen Gesangs, den man bildlich mit Schleifenformen umschreiben kann. Hier und da könnte man auch an eine elektronisch modulierte Shruti-Box denken, wenn man dem gesanglichen Vortrag folgt. Übrigens, wer sich in der gängigen Popmusik auskennt, wird für die Stimmverzerrung den Begriff „Cher-Effekt“ kennen. Rhythmische Formen, wie wir sie aus Rap, Hip-Hop und Techno kennen, erleben wir beim Hören von „Afterlife“.Neben dem Gesang und den elektronischen Effekten ist es vor allem der Saxofonist Matt Keegan, der den Charakter des Stücks bestimmt. Auch ein Synth ist beim Arrangement mit im Spiel und sorgt für redundante Segmente. Vor allem lässt Keegan sein Saxophon röhren und schnurren und über den Gesang und den distinkten Beats schweben.

Der vokale Vortrag bei „Teesta“ gleicht einer Rezitation, die von dem Tsisch-tsisch der Hih-Hat begleitet wird. Wiederkehrend ist der Rhythmus. Wellige Synthlinien sind Beigaben zu dem Stück. Diese werden zu einem Klangteppich ausgeformt. Doch vor allem ist es das nachhaltige Drumming, dass auch die Rezitation in ihrer Rhythmik stützt.

Rotierender Synth-Klang vereint mit Klarinettensequenzen, die sich ins Tieftönige begeben – das macht die Komposition Matt Keegans namens „3Cs fanfare“ zu Beginn aus. Im Weiteren ist das Stück aufgrund der Verschmelzung von Klarinetten- und Saxofonklang ein wahrer Hörgenuss. Dieses rein instrumentale Stück geht nahtlos in „Moner Moto Pagol Palem Na“, eine traditionelle Weise der Baul, über. Lauscht man  dem folgenden Gesang, meint man gar ein Muezzin rufe vom Minarett zum Gebet. Aber weit gefehlt, denn wir hören ja einen Sänger vom indischen Subkontinent. Dumpfes Getrommel dringt ans Ohr des Zuhörers und kurze Punktierungen des Saxofons. Und was klingt da so verzerrt? Ein indisches Banjo vereint mit einer indischen Harfe? Ohne Frage ist jedoch, dass dieses Stück durchaus eine Nähe zu Ska und Reggae hat. Bisweilen meint man gar die Musik stamme aus Westafrika und Osibisa sei der Stichwortgeber, oder?

Und noch ein Wort zu „Dub Dupki“. Ist da nicht ein Baritonsaxofon zu hören, dass die Basslinien prägt oder reizt Keegan die Bandbreite seines Tenorsaxofons aus, um auch den Bassklang einzufangen? Auf alle Fälle nimmt uns die Band mit auf eine musikalische Reise, die Funk streift und auch Elektronika einschließt.  Abschließend sei auf „Menoka Mathaye“ eingegangen, eine Volksweise der Baul. Erzählt wird die Geschichte der Tochter von Menoka mit Lord Shiva. Das Arrangement hat dabei nicht nur auf die Erzählung, sondern auch auf die Präsenz von Streichern abgestellt, die den Sänger Raju Das begleiten.

©  ferdinand dupuis-panther


Info

http://www.thethreeseasmusic.com
https://www.earshift.com

Line-up

Raju Das Baul - vocals & khamak
Deo Ashis Mothey - vocals, guitar, esraj & percussion
Gaurab Chatterjee - vocals, drums & dubki
Matt Keegan - clarinets, saxophone & synthesisers.

Midi programming: Matt Keegan & Niall Cameron

Additional musicians:

Véronique Serret - Violin (Tracks 7, 9)
David Wicks - Viola (Tracks 7, 9)
Heather Lindsay - Cello (Tracks 7, 9)
Declan Kelly (Track 2+3) – drum


Tracklisting

1 Digital Alap (Matt Keegan / Raju Das Baul)
2. Afterlife (Matt Keegan / Gaurab Chatterjee)
3. Teesta (Deo Ashish Mothey / Matt Keegan)
4. 3Cs fanfare (Matt Keegan)
5. Moner Moto Pagol Palem Na (Baul Traditional)
6. Dub Dupki (Matt Keegan/Deo Ashish Mothey)
7. Menoka Mathaye (Baul Traditional)
8. DrK (Matt Keegan)
9. Kalpana Gara (Imagine)


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