The Silent Jazz Ensemble - Memories Of The Future

The Silent Jazz Ensemble - Memories Of The Future

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Unit Records

Die Plattenfirma äußert sich wie folgt über das Ensemble: „Die Musik des ungewöhnlichen Quartetts ist geprägt von immenser Spannung, Facettenreichtum und Spielfreude. Sie vereint Romantisches mit Modernem, Kammermusikalisches mit Impressionistischem, ist folkloristisch, rhythmisch und jazzig. Die vier virtuosen Musiker erzeugen die verschiedensten Bilder, Stimmungen, Gefühle und schaffen großartige Atmosphären. Aus Klang-Malereien entsteht Liedhaftes, Komponiertes geht über in Improvisiertes.“

Nun dann dürfen wir gespannt sein, denn das Ensemble ist aus früheren Veröffentlichungen für die eher weichgezeichneten Linien und Töne bekannt. Auch wenn Helmut Engel neben Flöten  ein Sopransaxofon zum Klingen bringt, so fehlt dem Ensemble die dominante Saxofonstimme, die aufbrausend, röhrend, gurgelnd, kehlig, rotzig und dominant in Erscheinung tritt. Jedenfalls ist das oftmals bei Bands der Fall, die als Saxofonquartett oder -trio auftreten. Die durchschlagende Präsenz des Saxofons geht auf die Entwicklung des Instruments zurück, das ja von seinem Erfinder Adolph Sax für Militärkapellen bestimmt war und in der Geschichte und Entwicklung des Jazz sehr klangprägend ist.

Mit einer „Schamanischen Reise“ beginnt das Ensemble seine „Gedanken an die Zukunft“. Dabei würde man fehlgehen, wenn man die Musik als New Age kennzeichnend würde, obgleich durchaus meditative Momente in der Musik vorhanden sind. Besser charakterisiert das Adjektiv besinnlich die Musik, die zu hören ist. Beim Zuhören drängen sich Bilder von dahingleitenden Segelbooten auf, die sich in den Wind legen. Man sieht Schäfchenwolken am Himmel schweben, hört das sachte Rauschen von vollen Ähren, so wie sie van Gogh mit expressivem Strich auf Leinwand gebannt hat. Dominierend ist musikalisch das sanfte Flirren der Flöte. Der Klang des Sopransaxofons erinnert eher an eine Klarinette und den Saxofonansatz, den Paul Desmond bevorzugte. Sehr gelungen ist auch das Intermezzo des Gitarristen Simon Rainer, der dabei einen klassischen Ansatz pflegt. Immer ist es jedoch die Schönheit des Melodischen, die im Fokus des Ensembles steht. Und das trifft auch auf alle anderen Tracks des aktuellen Albums zu.

Nicht „Autumn Leaves“ sondern „Autumn Lakes“ steht nachfolgend auf dem Programm. Dabei vernehmen wir anfänglich tropfende Klänge, ehe die gehauchte Flöte die Stimme erhebt. Fein gesponnen sind die Klangfäden, die Helmut Engel zu verdanken sind. Während des weiteren Hörens meint man gar, dass die Flöte die Welt der Levante und des Orients heraufbeschwört, oder? Das mag auch mit dem unterlegten Rhythmus zu tun haben. Wohlgenuss sind die Gitarrensequenzen, bei denen man ein wenig an Al Di Meola erinnert wird. Sanfte Klangwinde umwehen den Zuhörer im Übrigen bis zum letzten Ton.

„Diva Noto“ zeichnet sich durch die gekonnte Verbindung vom Klang der akustischen Gitarre und der Flöte aus. Die Musik gleicht dabei einer Gouache mit bewusst gesetzten Verwischungen. Auffallend ist zudem, dass es Momente des Liedhaften und höfischer barocker Tänze gibt. Das Solo des Flötisten ist gewiss ein Höhepunkt des musikalischen Arrangements. Das klingt dann so, als würde ein Pointillist farbige Lichtpunkte an Lichtpunkte setzen, um das Licht des Süden bzw. das des Frühlings einzufangen. Beschwingt ist das Stück obendrein und lässt hier und da das Bild graziler Tanzfiguren im Kopf des Zuhörers aufscheinen. Übrigens, bei „Old Spider“ hört man nachhaltig das Perkussionsinstrument Hang, eine gestimmte Klangschale in UFO-Gestalt. Das klingt dann beinahe so wie eine Steel Drum. Zudem gibt es in diesem Stück Ansätze von Sphärischem, die für das Stück charakteristisch sind. Und über allem weht der samtene Flötenhauch.

Weiter geht es mit „Mo Boma“, ein wenig getragen und gleichwohl mit der dominanten Färbung der Flöte. Unter der Flötenstimme liegt ein weicher Klangteppich und eine springend strukturierte Rhythmik. Ob da wohl Bongas klingen oder Toms und Snare mit den Fingern angespielt werden? Gitarrensequenzen ergießen sich teilweise wie Kaskaden. Und ist da nicht auch eine Bassflöte Teil der Inszenierung? „Memories of the Future“ – so lautet nicht nur der Albumtitel, sondern auch einer der Tracks. Grenzenlose Weite und die Leichtigkeit des Seins suggerieren die Gitarren- und Flötenklänge des Stücks. Man meint, man schwebe mit Albatrossen oder Fregattvögeln durch die Lüfte, getragen von der Thermik. Wohin die Reise geht, bleibt offen, oder? Man lausche bei diesem Stück auch auf das Sopransaxofonsolo und dessen Weichklang. In diesem Solo bündelt sich zudem das Erzählerische, das die Musik des Ensembles ausmacht Zum Schluss werden wir dann vom Ensemble in „November Mood“ versetzt. Und auch dieser Track ist ein Hörgenuss wie das gesamte Album. Hört man es, dann kann man sich in die Musik versenken und schlicht seine innere Ruhe finden, oder?

© Ferdinand Dupuis-Panther




https://www.engel-musehold.de/index.html?/silentjazzensemble.html
http://www.unitrecords.com

Line-up

Ulrich Moritz (D): Percussion, Drums, Hang
Helmut Engel (D): Bass Flute, Flute, Soprano Saxophone
www.engel-musehold.de
Roberto Badoglio (IT): Electric Bass Guitar, Fretless Bass, Piano
www.robertobadoglio.com
Simon Rainer (IT): Electric Guitar, Acoustic Guitar, Classical Guitar


Tracks

Shamanic Journey
Autumn Lakes
Diva Noto
Old Spider
Mo Boma
On the Way
Memories of the Future
13 Steps
November Mood


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