The Jig - Live in Rio
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Self produced
The Jig ist eine siebenköpfige Funk-Band aus Amsterdam, die eigene Kompositionen präsentiert, auch auf diesem Album eines Live-Mittschnitts. Zu hören sind dabei Elemente von Soul, Afro, Jazz und Rock & Roll. Es ist eine Musik, die Bezug nimmt auf Bootsy Collins, Tower of Power, James Brown, Average White Band und The Meters. Seit 2009 ist die Band intensiv auf Tourneen sowohl in den Niederlanden als auch in Spanien, Belgien, den USA und Brasilien unterwegs. 2011 erschien das Debütalbum der Band mit dem Namen „ Brooklyn Blowout“, aufgenommen in New York. Zwei Jahre später war das zweite Album auf dem Markt. 2016 wurde „Proximo Disco“ herausgebracht. Dabei war auch der Sänger Mr. Ruben Seyferth, den wir auf dem aktuellen Album erleben können. Und nun also heißt es „Live in Rio“. Nachstehend noch einige Zitate, die die Band charakterisieren: „Razor-sharp funk from The Jig – a group who come across with a really classic feel throughout – and a vibe that's a lot like The JBs at their early 70s best! Like that legendary group, these guys have a great way of fusing their horn parts with their rhythms.“ (Dusty Groove). Desweiteren: „The Jig sind unüberhörbar musikalische Söhne der Ära Shaft, begnügten sich jedoch nicht mit der Rolle der Epigonen, sondern bewiesen ganz deutlich eigene Handschrift.’ (Mojo Mendiola, Rheinische Post).
Aufgemacht wird mit „Jorge Leigh“, gefolgt von „Come Get It“, „Give It Back“ und Larry“. Wir hören zudem „Break Me“, „Release My Chance“ und „Second Line“. Mit „The One“ endet das Album. Bereits ab dem ersten Takt von „Jorge Leigh“ geht die Post ab, entwickelt sich aus einem schrillen und furiosen Saxofon-Potpourri das folgende Gebläse und das dynamisch-rhytmische Gitarrenspiel. Im Hintergrund hört man wohl eine B3-Hammond-Orgel, die einen satten Klangteppich ausrollt. Im unten stehenden Line-up ist das leider nicht spezifisch aufgeführt, sodass der Rezensent aufgrund des Klangbildes diese Annahme hat.
Trompete und Saxofone vereinen sich nachfolgend mit dem schlagfertigen Bassgitarristen. Und ja, dann ist auch wieder die wabernde Stimme des Tasteninstruments zugegen. Dominant sind jedoch die Bläser, die für gewaltige Klangeruptionen sorgen, darunter auch das Baritonsaxofon. Mit „Come Get It“ geht es weiter. Und erstmals ist auch der Sänger Mr. Ruben Seyferth mit von der Partie, teilweise in die Fußstapfen von Michael Jackson tretend und im Falsett unterwegs, ehe er dann ein souliges Timbre an den Tag legt. Das Wimmern der E-Gitarre mischt sich mit dem „Leuchtfeuer der Bläser“. Hier und da muss man dabei an Auftritte von James Brown denken. Doch auf der Bühne stehen The Jig aus Amsterdam. Sie sorgen dafür, dass jeder, der zuhört, nicht nur mit der Fußspitze wippt, sondern seinen ganzen Körper in Bewegung bringt.
„Give It Back“ lässt den Soul der 70er Jahre wieder aufblitzen. Eine Stimme wie Richie Havens hat der Sänger von The Jig nicht, aber er verfügt über eine leicht rauchig-raue Stimme, die bestens zu Funk und Soul passt. Einem Synthesizer gleicht das weitere Klangbild und dazu gibt’s fulminantes Gebläsestakkato zu vernehmen. Schließlich schwingt dabei auch immer ein wenig „Shaft“ mit, oder? Auch bei dem Song „Larry“ sind die Bläser nicht handzahm und leise. Sehr gelungen ist das eingebundene Trompetensolo, das von den Saxofonen nachfolgend eingefangen wird. Zwischendrin „grunzt“ auch das Baritonsaxofon, ehe sich der Tenorsaxofonist in gewaltige Höhen aufschwingt. Weiter geht es mit einem Solo von Martijn Smit an der E-Gitarre. Hier ein bisschen Alvin Lee, dort ein bisschen Jeff Back und Konsorten, so meint man. Nie scheint das Jaulen und Wimmern fehl am Platz. In dieses Solo mischen sich die Bläser auf ihre Weise kommentierend ein, entwickeln ihre verschlungenen Klangläufe, mit denen sie die Hörer einfangen. Und zudem rufen sie: „Shake your bones! Move your body!“. Schließlich meldet sich kurz vor Schluss auch der Bassgitarrist Arry Niemantsverdriet zu Wort. Was für ein Klangschmaus!
Voller Bläsergesang empfängt uns zu Beginn bei „Break Me“, ehe man dann die hier teilweise rotzig-frech daherkommende Stimme des Sängers vernimmt, auf dem die gesamte Aufmerksamkeit liegt. Gleiches gilt aber auch für den Bassgitarristen, der stoisch seine Saiten zupft, mal von den Saxofonisten ganz abgesehen. Ohne sie hätte die Band nicht die gezeigte Klangfülle, würde das Ensemble nicht so vor Energie sprühen. Vielfarbige Klangeruption ist den beiden Holzbläsern der Band zu verdanken. Stampfend im Rhythmus macht „Releases My Chains“ auf, ehe man dann die aufgedrehte Gitarre hört und dazu den „Sprechgesang“ von Mr. Ruben Seyferth. Sehr hörenswert wie in anderen Stücken sind die Sequenzen, die die Bläser verantworten. Dabei muss man hier und da an Blood, Sweat & Tears denken, oder? Und dann, ja dann, hören wir erneut einen überwältigenden Orgelklang. Und gegen Ende scheint der Song in ein wenig Rock & Roll aufszuchwingen. Unter Oh und Ah der Zuschauer trommelt der Schlagzeuger zu Beginn von „Second Line“, was das Zeug hergibt. Dabei steht ihm der Keyboarder zur Seite, der bei diesem Stück wohl an einem E-Piano sitzt. Sobald Mr. Ruben Seyferth zu hören ist, denkt man Van Morrison sei im Geiste anwesend, ist doch Rhythm & Blues vom Feinsten zu hören. Röhrend sind die Saxofone zu vernehmen, über denen der klare Trompetenklang schwebt. Schnurrend meldet sich dann der Tenorsaxofonist Jeroen van Genuchten, dabei von der dunklen Stimme des Baritonsaxofonisten unterbrochen. Und im Fortgang scheint eine Mischung aus Chicago und Blood, Sweat & Tears die Zuhörer einzufangen. Mit „The One“ ist dann die rasante Achterbahnfahrt, auf die uns Jigs mitnehmen, beendet. Im Gedächtnis bleiben vor allem die eruptiv agierenden Bläser und auch die Grooves sowie der Funk, der zu erleben ist, wenn es mal wieder „Come Get It“ heißt.
© ferdinand dupuis-panther
Line - up
Willem Pluk – trumpet
Jeroen van Genuchten – tenor saxophone
Koen Schouten – baritone saxophone
Bas Grijmans – keys
Martijn Smit – guitar
Arry Niemantsverdriet – bass guitar
Niels van Groningen – drums
Mr. Ruben Seyferth - vocals