The Gallery Concerts III - Bernd Lhotzky: Rag Bag
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ACT
Scott Joplin – dieser Name ist eng mit Rag Time verknüpft und auch für Bernd Lhotzky eine Referenz. Der zweite Track auf dem aktuellen Album ist eine Komposition von Joplin namens „Heliotrope Bouquet“. Zum Album lesen wir unter anderem folgendes Statement des Pianisten Bernd Lhotzky: „Ragtime was my original route into jazz, and what still fascinates me about this music today is that it is so warm, life-affirming and authentic. I love early jazz because it brims with vitality and straightforward joy. It’s like children’s laughter: open-hearted, unconfined, unashamed. This emotional candour is something which neither a piano roll nor strict note-for-note copying could ever express.“
Über den in Tegernsee geboren Pianisten findet sich bei Wikipedia folgender Eintrag: „Bereits mit 17 Jahren – als bester Bewerber seines Fachs – wurde er am Münchner Konservatorium aufgenommen, das er neben dem Gymnasium besuchte. Er studierte Komposition bei Paul Engl sowie Klavier bei Michael Leslie, Franz Massinger, Gottfried Hefele und Henri Chaix. Er gilt heute weltweit als einer der kompetentesten Vertreter des klassischen Jazz-Pianos.“
Diskanter Klangfluss, Zirkulationen und Kaskaden, auch mit der Basshand – das macht die Musik auf diesem Album auf. Da scheinen kristalline Klangstäbe umzufallen wie bei einem Domino-Effekt. Kapriolen des Basses sind obendrein auszumachen. Aus dem „Rag Bag“ schüttet der Pianist vor unseren Augen und Ohren dramatische Klangcollagen aus wie bei dem Stück „Out Of Bondage“. Wilde Verfolgungen scheinen musikalisch umgesetzt zu werden. Nein, kleine Fluchten sind es nicht, sondern wahre Fluchten über Treppengassen und Stiegen, so der Höreindruck. Und dann ja dann entlädt sich die Situation, gleichsam als ein Knoten, der gelöst wird. Bisweilen hat man den Eindruck man lausche Filmmusiken, auch bei „Echoes of Spring“. Man kann beim Zuhören an die Ära des Schwarz-Weiß-Films denken und an Liebesdramen. Da hört man perlende Sprünge des Klangs, kann musikalische Wellenlinien ausmachen; auch ein wenig an Revue-Musik muss man beim Hören denken. „Hope, Promises and Life“ verrät durchaus eine Nähe zu romantischem Liedgut, oder? Musikalischen Luftsprüngen gleicht das, was wir in dem Stück „Yara’s Lazy Strut“ hören.
Auch an den Granden des Jazz, Duke Ellington, erinnert uns der Pianist mit einer Aufnahme von „The Mooche“. Auffallend ist der distinkt, sich wiederholende Bassakzent, der auf diskantes Tastenspiel trifft. Hier und da scheint auch das Tastenspiel von Thelonious Monk durchzuscheinen, oder? Im Weiteren hören wir fünf Kompositionen von Bernd Lhotzky: Darunter ist auch „Linden Tree Rag“ mit eher gemäßigtem Tempo und lyrischem Fluss. Da werden dann auch leise Töne angestimmt. Das eher „Stürmische“ des Ragtime, zu dem man durchaus Jive und Charleston tanzen kann, tritt dabei in den Hintergrund. „La Ardilla Ladrona“ mit einem gewissen Wellenschlag und gewissen Anlehnungen an Operettenmusik folgt anschließend. „Maple Syrup“ wird uns als musikalischer Brotaufstrich serviert. Dabei hört man unter anderem versetzte Linien, aber auch Umspielungen und Akzentuierungen des Ragtime. Edgar Sampson zeichnete für „If Dreams Come True“ verantwortlich. Mit diesem flotten Ragtime schließt das sehr gelungene Album und damit auch der Genuss von synkopierten Melodien und einem hämmernden Beat der Bass-Stimme.
© ferdinand dupuis-panther
Info
ACT
Musician
Bernd Lhotzky
Track Listing
01 Synkope Schlüpft
02 Heliotrope Bouquet
03 Echoes of Spring
04 Out Of Bondage
05 Hope, Promises and Life
06 Yara’s Lazy Strut
07 The Mooche
08 Linden Tree Rag
09 La Ardilla Ladrona
10 Maple Syrup
11 Salir a La Luz
12 The Host’s Request
13 If Dreams Come True