The Brums - Analog Brass
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https://thebrums.bandcamp.com/releases
Das Reservoir junger Jazzer in Belgien scheint unerschöpflich. Nun also melden sich The Brums zu Wort. Dahinter verbergen sich Antoine Dawans (tp, synth), Adrien Lambinet (tb, fx), Clément Dechambre (as, bcl, synth) und Alain Deval (dms, electronics ,fx). Sie formen eine sehr atypische Brassband, die stark auf die Verquickung von Brass und elektronischen Effekten setzt, sich aber auch von Hip-Hop und Avantgarde-Jazz beeinflusst sieht. Selbst klassische Brassband-Musik ist aus dem Spiel des 4tets nicht ausgeblendet. Manch ein Kritiker mag der Band vorwerfen, eklektisch zu sein. Aber welche Band ist das nicht? Welche Band mixt nicht die eigene Rezeptur mittels „Rezeptanweisungen“ Dritter?.
Auf dem Album finden sich ausschließlich eigene Kompositionen für drei Hörner und ein Schlagwerk. Dabei stehen das Spiel aus dem Moment und das Energiegeladene im Vordergrund, so hat es den Anschein. Dass die Veröffentlichung „Analog Brass“ heißt, konterkariert die instrumentale Besetzung, die eben ohne elektronische Klangerzeugung nicht auskommt, durchaus aber über weite Strecken auf handgemachte Musik vertraut.
Zu hören sind auf dieser EP die nachstehenden Kompositionen: 1. Fuzzy, 2. Groove de ville, 3. Blow und schließlich 4. Luik. Bisweilen hat man den Eindruck, man lausche einer Street Parade Band, die durch die Straßen zieht, wenn Baseler Fasnacht angesagt ist. Anmutungen von Volksmusik sind hier und da auszumachen, auch wenn nicht durchgehend und nicht im Humpdahumda-Klangbild. Mit einem elektronischen Klangsog gemischt aus Synthesizerwellen und der Tieftönigkeit einer Bassposaune (?) werden wir bei „Fuzzy“ konfrontiert. Besonders die Passagen des Synthesizers lassen den Gedanken an Einspielungen von Mike Oldfield und Jean Michel Jarre aufkommen. Ansonsten vernimmt man Brassgetöse von Feinsten, die mit Begrifflichkeiten wie Rabatz und Krawall verknüpfbar erscheinen.
Frequenzstörungen oder aber Testreihe für die Brillanz von Orgelpfeifen – das vermeint man anfänglich und untergründig im Fortgang von „Groove de ville“ zu vernehmen. Dazu gesellt sich ein vereinter Bläsersatz, der jeder Großformation gut zu Gesicht stünde. Redundante Klangwelt trifft auf elektronische Effekte, die gebetsmühlenartig vorgetragen werden. Sphärisches kommt als Erweiterung hinzu. Hört man da nicht Wellenkraft im Hintergrund, ehe wieder die Bläser das Wort haben? Bisweilen kommt man zur Auffassung, Techno und House seien als Klanghüllen und musikalische Schablonen ins musikalische Konzept eingebunden worden.
Oszillierende Klangstruktur trifft in „Blow“ auf eine beinahe konzertant aufgelegte Brassformation. Rhythmische Dynamik entwickelt sich Zug um Zug. Dabei röhrt, brummt und rumort es gewaltig. Tieftönigkeit erklingt aus voller Brust. „Scharfkantige Saxofon- und Trompetenkaskaden“ breiten sich aus und verdichten sich. Man hört es schnarren und schnurren, vibrieren und flirren. Ungebunden scheint die Musik, die ins Nirgendwo davonzueilen scheint.
Zum Schluss verneigen sich die Musiker vor ihrer Heimatstadt Lüttich. Das erscheint beinahe wie ein Abgesang und weniger als Hymne und Lobgesang. Keine Frage, die Komposition ist sehr konzertant angelegt, zunächst. Dann geht es aber wieder zur Sache, und es gibt kein Halten mehr. Gewaltige Klanglava ergießt sich schließlich unaufhaltsam über den Zuhörer.
Text © ferdinand dupuis-panther – Der Text ist nicht public commons.
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