Stephan Bormann / Tom Götze – Pearls
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Acoustic Music, Artikel-Nr.: 319.1501.2
Tom Götze und Stephan Bormann kennen sich seit vielen Jahren. Ihre musikalischen Wege kreuzten sich immer wieder. Aktuelles Ergebnis der Begegnung dieser beiden Musiker ist das vorliegende Debütalbum „Pearls“, ein Album mit wunderschönen, eigenständigen Klangwelten. Die Musik ist eine faszinierende Melange von Kammermusik, Pop und Nordic Jazz. Vor Volksweisen wie „Vöglein“ schreckt das Duo ebenso wenig zurück wie vor einem Sting-Song, siehe die Adaptation von „whenever i say your name – auf der Plattenhülle findet sich diese „schräge“ Kleinschreibung! Bearbeitet haben die beiden Musiker auch einen Song von Ralph Rainger (* 7. Oktober 1901 in New York City als Ralph Reichenthal; † 24. Oktober 1942), einem amerikanischen Musiker, Film-Komponisten und Liedtexter.
Also, lassen wir uns in den Sessel sinken und hören mal, was ein 10 String Orchestra an musikalischen Perlen zu bieten hat. Übrigens, „Pearls“ ist der Name des Albums, auf dem sich beide Saitenzupfer auch mit eigenen Kompositionen verewigt haben. Bisher nahm ich immer an, dass Hardin und York das kleinste weltweit bekannte Orchester begründet haben, aber Bormann und Götze stehen den beiden wohl in nichts nach.
Atemlos wird man beim Zuhören, ganz jenseits von Helene Fischer, vor allem wenn man die Klangharmonien der beiden Instrumente, des Basses mit vier Saiten und der Gitarre mit sechs Saiten, in sich aufnimmt. „breathless“ ist erst der Anfang eines Zusammenspiels, das sich nicht allein in „kurzatmigen“ Duetten ergeht. Bisweilen klingt Tom Goetze auf seiner Gitarre so, als wolle er es mit J. J. Cale aufnehmen. Die Musik, die man hört, reißt mit. Dabei muss man feststellen, dass die Luft für Bormann und Götze nach oben nicht dünner wird.
„Nur nicht aufgeben“ (don't give up) fordern die Saitenzauberer nachfolgend. Der sonst eher beschaulich agierende Bass führt bei diesem Stück die Regie, während sich die Gitarre auf das Rhythmische beschränkt. Da die beiden Musiker ein reges Wechselspiel pflegen, werden im Verlauf des Stücks die Rollen getauscht. Am Ende hat der Bass nochmals mächtig etwas zu sagen, und zwar jenseits seiner tiefen Stimmlage. Dabei ist auffällig, dass wohl das Duo die Formation ist, die dem Bassisten am ehesten auf den Leib geschneidert ist. Hier ist er nicht einsam und ein Mitspieler im Rückraum, sondern ein Macher. Im Duo traut sich der Bass alles zu und darf sich auch ausprobieren, jedenfalls beim Gespann Bormann-Götze.
Man nehme mehr als einen Esslöffel Rock und mische diesen mit einer Messerspitze Flamenco – schon hat man die Komposition „cuembues“ charakterisiert. Was bedeutet der Titel wohl? Handelt es sich um eine türkische Laute? Das kann angesichts der Harmonien und der Melodie des Stücks nicht sein. Auch in diesem Stück geht das Spiel der Melodielinie Hand in Hand, um Flamenco revisited präsentieren zu können. Es bedarf keiner schmelzend-klagenden Stimme und Kastagnetten, um den Flamenco hochleben zu lassen, wie Bormann und Götze mit ihrer Darbietung unterstreichen. Dass der Bassist nicht der einsame Wolf unter dem Jazzhimmel ist, sondern sich auch mal was traut, können wir gerade beim Stück „cuembues“ feststellen. Komponist des Stücks ist, man hätte es sich denken können, der Bassmann Tom Götze.
Wie ein spanischer Canto fängt „ if i should loose you“ an, getragen und wehmütig. Im weiteren Verlauf färben sich die Harmonien heiter. Für diesen Stimmungsumschlag ist vor allem Stephan Bormann verantwortlich, der über weite Strecken als Solist agiert, ehe der Bass beherzt tieftönig eingreift. Doch im Duo gibt es Raum für jeden, sodass dann auch Tom Götze seine Zeit für ein Basssolo erhält. Stephan Bormann setzt dazu auf der Gitarre kurze Zwischenmarkierungen. Oh, was hört man da? Der Bass kann sich auch mit hoher Stimme verständigen und gerät dabei beinahe außer sich. Nach „dipita“ und „eric would like it – jeweils Kompositionen der beiden Saitenakrobaten – ist dann Sting an der Reihe. Nein, der Ex-Police-Sänger tritt nicht als Gast mit dem Duo auf, sondern dieses unterhält uns bestens mit einem Arrangement des Sting-Songs „whenever i say your name“. Der Bass köchelt und brodelt. Die Spannung wird aufgebaut, und über dem Bass hört man die kurz angerissenen Saiten der Gitarre, gleichsam wie ein Blitz, der vom Himmel zuckt. Nach und nach vereinen sich beide Saiteninstrumente im Melodiefluss. Hm, müsste man nicht diesen Sting-Song kennen, um eine besondere Wertschätzung für Bormann-Götze zeigen zu können? Man müsste es, um zu wissen, wie frei die Interpretation des Duos wirklich ist. Egal, es ist jedenfalls Musik, die gute Laune verbreitet. Das gilt bis zur letzten Note des Albums, das aus einem bunten akustischen Reigen besteht.
© ferdinand dupuis-panther
Informationen
Label
Acoustic Music Records
www.acoustic-music.de
Musiker
Tom Götze
http://tomgoetze.de/
Stephan Bormann
http://www.stephanbormann.de/