Spook City - Spook City
S
Wizard Tone Records
Hinter Spook City verbergen sich Musiker aus Down Under, so der in Adelaide lebende Tenorsaxofonist Adam Page, Ed Zuccollo, der am Mini Moog Synthesizer und Fender Rhodes nicht nur für klangvolle Sinuskurven verantwortlich ist, der Drummer Angus Mason, den man auf dem linken Kanal hören kann, und Hugh Harvey, der für die Beats auf dem rechten Kanal die Verantwortung trägt. Bei „For the Kittens“ ist die Vokalistin Bianca Carbone neben den oben genannten Musikern zu hören. Die Mehrzahl der Kompositionen stammt von Adam Page; „Moog indigo“ allerdings von Ed Zuccollo und „Mademoiselle Majeur“ ist ein Gemeinschaftswerk von Ed Zuccollo und Adam Page. Aufgemacht wird mit „Rozzo Sticks“ und abgerundet wird die Veröffentlichung durch „Blood Rock“.
Einer klanglichen Windhose gleicht „Rizzo Sticks“. Dabei sorgen die beiden Schlagzeuger für Aufwirbelungen, aber auch der Tenorsaxofonist trägt seinen Teil zu diesem Bild der Verwirbelungen, des fortwährenden Windrasens bei. Und irgendwann ist auch der Tastenspieler Ed Zuccollo mitten im Geschehen, äußert sich jedoch nur hier und da, während die Klangwellen von Adam Page determiniert werden. Allerdings zum Zeitpunkt, zu dem das Instrument des Jazz, das Saxofon, schweigt, kann sich Zuccollo entfalten und seinen Phrasierungen freien Lauf lassen, nur begleitet vom andauernden Blechschwirren. Zuccollo entfaltet sich in seinem Spiel durchaus in Richtung Soul und Funk, steuert aber auch gelegentliche Effekte zu „Rizzo Sticks“ bei. „Huffman's Shake“ wird vom wechselden Schlagwerk eingeleitet. Hört man da nicht eine Tuba oder Bassposaune, die jedoch in der Instrumentierung gar nicht aufgeführt ist. Möglicherweise ist dieses Bassgebläse Ed Zuccollo und dessen Synthesizer zu verdanken? Auf alle Fälle groovt es gewaltig. Und außerdem ist Soul Music durchaus präsent. Schlierenklänge werden hingeworfen und Anklänge an elektronische Musik sind auch auszumachen. Stillsitzen ist nicht angesagt, sondern „Move your bump“. Sphärische Flächen werden im Verlauf des Stücks zudem ausgelegt, dank an Ed Zuccollo. Sonor ist das Tenorsaxofon, das in klanglichen Surfwellen schwimmt.
Heulende Winde und Theaterdonner, die im Off verschwinden, vernehmen wir bei „Moog indigo“ zu Beginn. Wiederkehrender Maschinenlärm, so scheint es, wird auch noch beigefügt. Man hat den Eindruck von Noise Music, einschließlich laufender Flugzeugmotoren. In diese Geräuschmusik mischt sich dann ein Fender Rhodes mit tropfenförmigem Weichklang. Augenscheinlich ist Ed Zucollo nicht nur der Komponist des durchaus elektronisch ausgerichteten Stücks, sondern auch der alleinige Performer. Dabei spielen Samplings wohl eine gewichtige Rolle, wahrscheinlich auch Loops, um den steten durchaus auch melodisch ausgerichteten Klangfluss hochzuhalten. Bisweilen fühlt man sich beim Zuhören an Acid und Nu Jazz, aber auch an Techno und House erinnert. Die Übergänge scheinen durchaus fließend zu sein.
„For the Kittens“ ist das einzige Stück, das sich nicht nur diversen Effekten hingibt, sondern auch dem Vokalen. Weichzeichnungen präsentiert uns Adam Page auf seinem Holzbläser. Dazu gesellen sich eine „Windmaschine“ und ein „monotones“ Schlagwerk. Kristalline Klänge vernehmen wir, die vermutlich dem Synthesizer entstammen. Bianca Carbone hat sich nicht dem Lyrischen verschrieben, sondern ihre Stimme ist eine weitere instrumentale Klangfärbung. Das Vokale gibt sich dem Zwiegespräch mit dem Tenorsaxofon hin. Beide schaffen klangliche Schraffuren, flüchtig und im nächsten Moment vergehend. Das Stück hat dabei durchaus Momente der Dramatik, strebt auch ins Tragische, ist opulent, aber nicht operettenhaft. Eher muss man beim Hören an Arbeiten von Alan Parsons und Pink Floyd denken, oder?
In einem Duktus von Blood, Sweat & Tears kommt zum Schluss „Blood Rock“ daher. Dabei lastet die Klangschwere auf dem Tenorsaxofonisten Adam Page, der sich dabei auf das Rhythmuswerk der beiden Drummer stützt. Das man sich an Jazz Rock der späten 70er und 80er Jahre erinnert fühlt, liegt gewiss auch am punktgenauen Tastenspiel von Ed Zuccollo. Dabei werden dann auch Erinnerung an Brian Auger wieder lebendig, könnte man meinen.
Text © ferdinand dupuis-panther 2020
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