Siril Malmedal Hauge / Jacob Young - Last Things
S
Oslo Session Recordings
Über das vorliegende Album konnte man in einer Kritik Folgendes lesen: „If you like Melody Gardot, Eva Cassidy, Ella Fitzgerald or Chet Baker – chances are you will dig this too. “Last Things” is an album with a mix of original songs, covers and standards – all from different popular music areas and different times in music history. Songs from genres as diverse as the epic 1970´s rock ballad “Little Wing” – a cover of Jimi Hendrix´tune – to the Cole Porter masterpiece “So In Love” from the 1950´musical “Kiss me Kate”.“ (zit. Aus HDMUSIC!)
Nun ja, wirklich divers ist dieses Album im wahrsten Sinne. Auch zwei Originalkompositionen des Gitarristen Jacob Young, so der Eröffnungstitel „Bounce with me“ und „Last Things“ – namensgebend für das Album – sind zu hören. Ansonsten muss man von einer gewissen Form von Eklektizismus reden, wenn auch auf den gängigen Zugriff auf die Musikgeschichte verzichtet wird, also beispielsweise nicht „Autumn Leaves“ oder „Norwegian Wood“ und „Purple Haze“ zu hören sind.
Häufig enthalten Booklets Fotostrecken mit den jeweiligen Musikern. Beim vorliegenden Album findet man die Lyrik der jeweiligen Songs. Gewiss ist man „verführt“ bei dem vorhandenen Covern von Standards und Rocksongs, sich das Original anzuhören. Doch sollte man dies wirklich tun? Siril Malmedal Hauge ist schließlich nicht Hendrix und Jacob Young auch nicht. So sollte man das Album zunächst ohne Rückgriff auf die Originale aufnehmen. Dass bei Interpretationen von Standards des Jazz oder des Rock stets tatsächliche oder vermeintliche „Lücken“ wahrzunehmen sind, liegt auf der Hand. Hendrix ist Hendrix, die Beatles die Beatles und Cole Porter eben Cole Porter. So darf an dieser Stelle die Frage aufgeworfen werden, warum Musiker von heute ein solches Album vorlegen? Eigentlich können sie nur verlieren, es sei denn ihr Konzept beschränkt sich auf eine instrumentale Interpretation, kombiniert im Falle des Duos Hauge/Young im Zusammengehen von Scat Vocals und Gitarrenriffs, oder?
Aufgemacht wird das Album mit „Bounce With Me“. Mit „Skylark“ (comp H. Carmichael-J. Mewrcer) und „So in love“ (comp. C. Porter) ist das Great American Songbook präsent. „Lilac Wine“ ist ein Song aus dem Jahr 1950, der vielfach interpretiert wurde, so auch von Eartha Kitt, Nina Simone, Elkie Brooks, Katie Melua, Jeff Buckley, Clare Maguire, Jeff Beck, Fanny Ardant, John Legend, Miley Cyrus, Emily Keener, The Cinematic Orchestra, Lady Rizo, und Ana Moura. Das setzt gewiss auch Maßstäbe!
Folksong oder … – das ist die Frage bei „Bounce With Me“. Facetten von Singer/Songwriter sind auf alle Fälle präsent. Jacob Young brilliert in kurzen Zwischenstücken auf seiner Gitarre solistisch. Und dabei fragt man sich, ob das dominante Songhafte Young nicht in seiner Ausdrucksfähigkeit beschränkt. Wieso hat er nicht bei seinem eigenen Stück eine längere Solopassage beigefügt? Zu sehr beschränkt er sich in rhythmischer Begleitung. Mit glockenheller Stimme wird „Skylark“ vorgetragen. Aber wo bleiben die individuellen Noten? Warum haben die beiden Musiker nicht auf den Textvortrag verzichtet? „Skylark“ ohne Worte wäre doch mal was. Beim Solo von Young beinahe in der Manier eines Django Reinhardt kann man erahnen, was in diesem Gitarristen an Kreativität und Virtuosität steckt. Doch die flammt eben nur kurz auf, leider!
Sich an Hendrix zu versuchen, das spricht für gewisse Chuzpe, oder? In „Little Wing“ brilliert Hendrix mit einem sehr ausgereiften Solo, das ihn als begnadeten Gitarristen ausweist. Was hätte aus diesem Musiker der sogenannten Generation 27 werden können? Was wäre entstanden, wenn Hendrix auf Miles Angebot der Zusammenarbeit eingegangen wäre? Nun also haben Hauge/Young Jimi Hendrix gecovert. Oder bieten sie mehr als nur ein Cover? Zunächst einmal spielt Young akustische Gitarre und verliert sich nicht in ausufernden Blueswirbeln wie Hendrix. Ja, Haug ist auch in Scat Vocals versiert, was sie in diesem Stück unter Beweis stellt. Allerdings das Rockige und Bluesige wird in diesem Stück gegenüber dem Original doch stark „verwischt“ und „verwässert“. Und wo bleibt das Gitarrensolo, das wir aus dem Original kennen? Fehlanzeige - schade!
„So In Love“ ist so oft interpretiert worden, dass die Suche nach einer eigenen Note durchaus schwer fällt. Aimee Nolte hat in ihrem jüngsten Album „LOOKING FOR THE ANSWERS“ eine Prise brasilianischen Jazz beigemischt. Und Haug/Young? Sehr lyrisch beginnt Young diesen Porter-Titel. Vom Duktus her gibt es im Folgenden kaum einen Unterschied zur Interpretation von „Skylark“. Das ist ansprechend, aber ...
„Deep River“ findet sich auf dem Album ebenso wie „Ballad of The Sad Young Men“ von 1959 (comp. Tommy Wolf und Fran Landesman) als sogenannter Bonus-Track. Dieser Track wurde einst unter anderem von Roberta Flack und Anita O‘Day aufgenommen. Der sehr getragene Song enthält Zeilen wie „Sing a song of sad young man / Glasses full of rye/ All the news is bad again so / Kiss your dreams goodbye ...“ und lebt in der Interpretation des Duos Hauge/Young von dem zarten Saitenspiel Youngs im Kontrast zur vollen Stimme Hauges, die das Betrübtsein und die Traurigkeit in jeder Phase des Songs durchscheinen lässt.
Mit einer beinahe fernöstlichen Note macht „Deep River“ auf. Dabei kommt die Begleitung nicht ohne Effekte aus. So scheinen sich sphärische Klänge und bassige Gitarrenrhythmik zu vereinen. Kristalline Klangfolgen sind zu vernehmen, in kurzen Textpausen. Ansonsten steht wie bei allen anderen präsentierten Songs der Textgesang im Fokus. Hier und da fühlt man sich beim Gesangsvortrag bisweilen an Joni Mitchell erinnert.
Text: © Ferdinand Dupuis-Panther – Der Text ist nicht public commons!
Informationen
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