Sergio Pereira - Nu Brasil
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Zoho ZM 201808
Man nehme einen Gitarristen namens Sergio Pereira, einen Saxophonisten namens Alexey Leon, Spaniens herausragenden Altsaxofonisten Perico Sambeat, den aus Kuba stammenden Flötisten Oriente Lopez, den spanischen Trompeter Voro Garcia, den brasilianischen E-Gitarristen Marcus Teixeira, den französischen Pianisten Baptiste Bailly, die Bassisten Ales Cesarini und Ariel Ramirez, den Harmonikavirtuosen Gabriel Grossi und zudem den Pianisten Helio Alves sowie den Drummer Mauricio Zottarelli, dann ist schon klar, wohin die musikalische Reise gehen kann. Es ist eine Reise mit und ohne Samba, eine Reise, auf er auch die Stimmen von Paula Santoro, Sergio Santos and Viktorija Pilatovic von Bedeutung sind, wenn sie Scat Vocals anstimmen. Obendrein ist auch der Rapper Devin Malloy in „Nu Brasil“ involviert. Man spitze mal die Ohren beim Eröffnungsstück „Down South“.
Die Vorliebe für den Rhythmus von Bossa und Samba scheint brasilianischen Musikern eigen, beinahe schon Teil ihrer musikalischen DNA zu sein: “I learned by growing up listening to samba rhythms and playing Brazilian percussion at a local school of samba,” so der 59-jährige Gitarrist Pereira, der aus Rio stammt, aber schon sehr lange in new York lebt. Und weiter: “Since I was a kid I have been always playing samba rhythm, making that ‘batucada’ rhythm with my hands and fingers at school until my teachers would tell me to ‘stop making that noise!’ I still do it all the time. It’s addictive.”
Die aktuelle Platte ist das Debütalbum Pereiras mit zehn Kompositionen, die von einer erstklassigen mehrköpfigen Band gespielt werden. Der Eröffnungssong mit einem Rap-Einschlag entstand im italienischen Puglia: „ It’s a happy samba groove with a magical soprano sax solo from Alexey. Devin’s rap is basically describing the experience of failure in pursuit of your dreams and talks about how life will continue to evolve and will pick you back up after you've fallen.”
„East River“ nimmt uns mit, den Blick von der Upper East Side zu genießen. Dabei fällt der Blick auf den East River, der, folgt man Pereiras Gitarrenspiel und den eingeblendeten Streichern gemächlich dahinzufließen scheint. An seinem Ufer finden sich Jogger und Spaziergänger ein, die das Leben in der urbanen Umgebung an sich vorbeiziehen lassen. Scat Vocals von Pereira zur Begleitung auf der akustischen Gitarre sind weitere Begleiter auf der Flusserkundung. Pereira beschreibt den Fluss und seine Umgebung wie folgt: “It’s very peaceful there with the nice breeze from the river, the sounds of boats going by and the FDR Drive humming with vehicles.”
Eine gewisse Leichtigkeit strahlt der Song nicht nur dank der Vokalpassagen aus, sondern auch dank der rinnenden Tastenklänge und der dezent eingestreuten Streicher. Gefolgt wird die Beschaulichkeit, die von „East River“ ausgeht, von einer Ode an einen der Strände von Rio. Zu hören ist der Song „Arpoador“ mit einer Bossa-Melange. Die Lyrik des Songs erzählt dank Paula Santoro von der Liebe, der Leidenschaft, dem Sommer, dem Strandleben und den Verlockungen des Meeres.
Sehr energiegeladen ist der Titelsong des aktuellen Albums namens „Nu Brasil“, im Original eigentlich ein Instrumentaltitel, aber durch Paulinho Nunes mit Lyrik versehen. Ja, so kennen die meisten Musik aus Brasilien. Da taucht man ein in gehauchte, erotisch-aufgeladene Stimmklänge, lauscht einem aufmunternden Beat, sieht das Tänzeln und Hüftwackeln der Samba-Tänzerinnen beim Karneval vor dem geistigen Auge, wird mitgerissen von der Leichtigkeit, die der Song ausstrahlt. Also, warum nicht mal Samba tanzen, um die Alltagslast zu vergessen?
Außergewöhnlich ist die Instrumentierung des Songs „Sambinha“, da die Melodieregie in den Händen des Mundharmonikaspielers liegt, der sich ein Stelldichein mit dem Gitarristen Sergio Pereira gibt. Die Vorgaben des Mundharmonikaspielers greifen in ihren Phrasierungen und Paraphrasierungen sowohl Pereira an seinem Saiteninstrument als auch der Pianist auf. Doch absolut ins Ohr gehend sind die teilweise scharfkantigen Sequenzen, die Gabriel Grossi zum Besten gibt. Das hat nichts von Weichzeichnungen, passt sich aber dennoch in die Rhythmuswogen ein, die nicht nur diesen „brasilianischen Song“ ausmachen.
Hinzuweisen ist schließlich auf „14 Clicks Away“, einen langsamen Bossa, bei dem man auf das elegante Solo des Pianisten Alvers ebenso achten sollte wie auf die an Sten Getz angelehnte Attitüde, die der Altsaxofonist Sambeat an den Tag legt. Es ist ein Song, bei dem man sich seinen Tagträumen hingeben kann.
Das Album findet seinen Abschluss in einem Jazz affinen Bossa Nova namens „Lascia Stare“. Auch bei diesem Song setzt der Mundharmonikaspieler Gabriel Grossi besondere Akzente. Dazu im O-Ton Pereira: “I always heard the more melancholic first part of the song with a harmonica, so Gabriel was my number one choice to deliver that feeling,” Für dieses Stück steuert Pereira einen melodischen Strom auf seiner E-Gitarre bei und Bailly feinste Klangregentröpfchen auf dem Klavier. Der Titel des Songs meint etwa „Belaste dich mal nicht damit“ oder „Lass es mal laufen“ - ein guter Vorsatz, der durch die fein gewebten brasilianischen Schwingungen gewiss beflügelt wird.
Text © ferdinand dupuis-panther – Der Text ist nicht Public Commons!
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