SCHNTZL – Hendrik Lasure/Casper Van De Velde: „SCHNTZL Live“ 10.8.2014
S
self production
live recorded at De Werf im Aug. 2014, self production
Die Gewinner des diesjährigen STORM Award (2014) haben gleich zwei Einspielungen online gestellt, die zum Downloading bereitstehen, kostenlos oder gegen eine Spende! Das Album „Bamboo“ umfast insgesamt elf Titel, die Hendrik Lasure zum Teil auch beim Foyerkonzert anlässlich von Jazz Brügge 2014 vorgestellt hatte, so „Tot hier was ik gekomen“ und „Viscositeit“. Auf den ersten der beiden Titel kamen wir bei einem Interview auch zu sprechen, das im Umfeld von Jazz Brügge stattfand und bei Jazz'halo veröffentlicht wurde. Zudem existieren Liveaufnahmen mit vier Stücken von einem Konzert in Vielsalm.
Doch nun zunächst zur Live-Einspielung mit vier Aufnahmen, zu denen auch zwei Improvisationen gehören: Zwei Titel habe ich herausgegriffen, um sie ein wenig intensiver zu betrachten: „Improvisation of the nation 1“ und „Mosa“, die wie auch die anderen Liveaufnahmen einen Duktus verraten, der sich sehr an einer ausgeprägten Basslinie ausrichtet, ohne dass ein Kontrabass mit im Spiel ist. Der Bass wird entweder durch Tastenschlag oder aber augenscheinlich durch Saitenzupfen bei gleichzeitigem Tastenschlag erzeugt und noch durch Hall wohl verstärkt wie bei „Improvisation of the Nation 1“. Die rechte Hand scheint dabei, die linke Hand, den Bass, mit eigenen Linien zu umspielen, ohne allerdings allzu ausschweifend zu agieren. Gerade beim „zweiten Teil“ der Improvisation kann man recht deutlich die Wurzeln des von Lasure bevorzugten Pianojazz in der klassischen Musik erkennen. Stets agiert das Schlagzeug unaufgeregt und mit stoischer Ruhe im Hintergrund, sorgt aber gelegentlich auch für Wirbel und für Rasselgeräusche.
Doch nun noch ein paar Anmerkungen zu den Titeln, mit denen der Livemittschnitt aufgemacht wird: Ein Klangteppich, der von einem Fender Rhodes oder einem E-Piano erzeugt wird – eine Liste der Instrumentierung liegt leider nicht vor –, stößt auf ein sich Gehör verschaffendes Schlagzeug: So gestaltet sich der Anfang der Improvisation der Nation. Die elektronischen Pianopassagen werden augenscheinlich noch mit Hall unterfüttert. Gewische auf den Fellen der Trommeln dringt ans Ohr des Zuhörers. Dieser nimmt außerdem die schnellen Tonfolgen des E-Pianos wahr. Tiefe Basstöne füllen den Raum. Nein, ein Kontrabass ist nicht der Verursacher, sondern ein Klavier, das sich wohl dank Loops oder Delays in ein Zwiegespräch mit einem E-Piano/Fender Rhodes begibt. Sprunghaft und teilweise dissonant ist das anschließende Spiel von Hendrik Lasure auf dem Tasteninstrument, diesmal auf dem Klavier und nicht auf dem E-Piano. Dieses kommt allerdings auch zum Einsatz und legt einen satten Klangteppich aus. Auf diese Klangfarben folgen dann verspielte Klavierpassagen, die scheinbar aus dem Off kommen und von Rasselgeräuschen begleitet werden.
Beim nachfolgenden Stück „Mosa“ hat man den Eindruck, als würde es sich aus einem Zweiton- und Dreitonspiel entwickeln, wobei stets die linke Hand des Pianisten für den Basssound sorgt. Folgt man der Melodielinie, so meint man, dass das Klavier allmählich in Wallungen komme, so als würde ein Unwetter aufziehen und dunkle Wolken den Himmel bedecken. Auch die Vorstellung von Donner und nachfolgendem Platzregen drängt sich auf. Erst am Ende des Stücks nimmt man hellere Tonharmonien wahr. So könnte man denken, es habe aufgeklart.
© ferdinand dupuis-panther
Informationen
SCHNTZL
https://schntzl.bandcamp.com/
https://schntzlmusic.wordpress.com/