Samuel Bonnet Trio – Live! In Harmony
S
Self produced
Über den in Kanada lebenden Gitarristen Samuel Bonnet lesen wir im Text zum Album: „Guitarist Samuel Bonnet has always felt "in between". Born in Israel and raised in France, it is in Montreal that he was allowed to fully assert his multiple identities and his hybrid artistic color. His musical inspiration has always evolved among the crossing of various styles. … Merging both classical and jazz guitar worlds. Berlioz said of the guitar that it was a "real little orchestra" and Samuel has understood this well by creating arrangements where all his influences are mixed with ingenuity.“
Neben Bonnet hören wir auf der Veröffentlichung Jonathan-Guillaume Boudreau am Bass und den Drummer Simon Bergeron, die uns durch die Welt der Gitarrenmusik begleiten, von „Caravan“ über „Nardis“ und „ Green Dolphin Street“ bis zu „Recuerdos De Alhambra“.
Zu Beginn werden wir von dem lyrisch ausgeformten Song „Falling Grace“ (S. Swallow) mitgenommen. Dabei muss auch der solistische Part des Bassisten nebst feinem melodischem Saitenschwingen hervorgehoben werden. Das Melodische gleicht dabei dem gemächlichen Wasserrinnen eines Bächleins. Nach dem Bass-Solo greift dann der Gitarrist phrasierend die Basssequenzen auf. Wohlklänge breiten sich aus und fließen dahin, derweil der Drummer im Hintergrund sachtes Beckenspiel an den Tag legt. Nachfolgend gibt es ein Medley zwischen dem traditionellen „Hava Nagila“ und „Caravan“ (Juan Tizol und Duke Ellington). Letzteres Stück wurde vor allem durch die Aufnahmen des Duke Ellington Orchestra bekannt. Das Medley eröffnet mit weiten Basslinien und zartem „Piziccato“ des Gitarristen. Dabei gibt es auch Anmutungen barocker, höfischer Gitarrenmusik zu erleben, oder? Langsam schält sich nach der Einführung das Thema des hebräischen Volksliedes heraus. Das liegt dann gänzlich in den Händen von Samuel Bonnet. Im weiteren Arrangement nimmt der Bassist das musikalische Zepter in die Hand. Der sonst eher behäbige Bass scheint dabei ins beschwingte Tanzen zu kommen. Bisweilen meint man gar, der Bass sei gar kein Bass, sondern eine Oud oder eine Guembri. Nervöses Drumming ist als Begleitung auszumachen. Und dann, ja dann geleiten uns die Musiker, vor allem der Gitarrist, hinüber zu „Caravan“, einem fast „orientalisch“ anmutenden Stück aus den späten 1930er Jahren. Hierbei unterstreicht Bonnet sein vielfältiges Saitenspiel, das die Originalfassung vergessen lässt. Fluchtlinien des Klangs dringen an unsere Ohren – welch ein Genuss.
Nach „My One And Only Love“ folgt dann der Miles-Davis-Titel „Nardis“: Entstanden im Jahr 1958 wurde das Stück von Cannonball Adderley ebenso eingespielt wie mehrfach von Bill Evans. Vergessen wir all das, vor allem die Fokussierung auf das Saxofon als führende Stimme. Lassen wir uns einfach auf das Gitarrenarrangement ein, das uns Bonnet präsentiert. Melodische Ausschweifungen des Gitarristen nehmen wir beim Hören wahr. Klanglauf fügt sich an Klanglauf. Und nachfolgend steht der Bassist darin dem Gitarristen in nichts nach. Überhaupt ist der „Wechselgesang“ zwischen den beiden Saiteninstrumenten nicht nur bei „Nardis“ ein Hörgenuss, sondern auch in den anderen Arrangements der Standards, die Bonnet für dieses Album ausgewählt hat. Übrigens auch einen Anflug von Drumming Solo wurde in das Arrangement von „Nardis“ eingebunden.
Zu hören ist auf dem Album zudem „On Green Dolphin Street“, der Titelsong des gleichnamigen Films, der 1947 in die Kinos kam. Bei „Ba-Lue Bolivar Ba-Lues-Are“ (T.Monk) vereinen sich ein kurzes Tick-Tack-Tick mit auf- und absteigenden Gitarrenläufen und einem erdigen Bass, der sich in Klangschleifen versteigt. Im Kern ist die Komposition ein Blues, im Original 13 Minuten dauernd. Ein bisschen Frühform des Rock`n Roll verpasst Bonnet dem Stück hier und da. Und der Drummer scheint in seinem entfesselten Drumming aufzugehen, das Teil des Arrangements ist.
Und Schlusspunkt und zugleich ein besonderer musikalischer Leckerbissen für diejenigen, die Gitarrenmusik lieben, ist „Recuerdos De Alhambra“ (Francisco Tárrega). Geschrieben wurde das klassische Gitarrenstück 1896 - neben den Etüden von Sor ein Muss für jeden Gitarrenschüler! Bekannt ist das Stück auch als „Tremolo-Etüde“ – und die Tremolos sind die Herausforderungen – sowie als „Königin der klassischen Gitarrenmusik“. Zum Schluss erlebt der Hörer also einen Ohrenschmaus der ganz besonderen Art.
© fdp2025
Tracks
1.Falling Grace
2.Hava Nagila - Caravan
3.My One And Only Love
4.Nardis
5.On Green Dolphin Street
6.Ba-Lue Bolivar Ba-Lues-Are
7.Recuerdos De Alhambra