Samuel Blaser - 18 monologues elastiques
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Blaser Music/Outnote/Outhere Music
Über die Entstehung und den Aufnahmeprozess im Rahmen des Projekts der „18 elastischen Monologe“ lesen wir Nachstehendes: “Martin Ruch and I were looking for unique recording environments to create the 18 Monologues élastiques. Attracting a range of well-known musicians from classical composers to soundscape engineers from around the world, the Funkhaus was a perfect fit for our project as the available facilities offered so many different options for us to create spectacular sounds.” Und weiter: “While working on creating the album we came up with the idea to add a third dimension to the music by including motion. Instead of recording the trombone in a traditional manner, that is, in one studio and in a static way, we decided to capture the sound while walking throughout the entire complex. The result is outstanding and adds a cinematographic aspect to the music.”
Blaser nimmt mit diesem musikalischen Werk Bezug auf Blaise Cendrars, einen weitgehend international unbekannten französischsprachigen Schriftsteller, der eigentlich Frédéric-Louis Sauser heißt und wie Blaser aus dem Schweizer Ort La Chaux-de-Fons stammt.
Mit einem sehr kurzen „Auftritt“ beginnt die Solopräsentation. Dabei hat man den Eindruck eines herumwandernden Bläsers, hört man doch verhallende Schritte im Raum. Im Saal 3 des Rundfunkhauses in der Nalepastraße (Berlin) vernimmt man bei „Missing Marc Suetterlyn“ das volltönige Geschnurre der Posaune. Ab und an scheint deren Stimme gebrochen. Ausschläge treffen auf dunkle Basslinien. Für Momente wird die Erdung aufgegeben. Auch ein kehliges Wah-Wah füllt den Raum. Doch wurde Marc Suetterlyn auch gefunden?
„Grand 8“ nutzt die Garderoben im Foyer als Klangraum. Gebläse, das im Raum vergeht, steht am Anfang des Solostücks. Eigentlich wartet man auf vielfaches Echo oder auf Loops. Widerhall gibt es tatsächlich, analog und nicht digital. Klangliche Sternschnuppen durchziehen schließlich den Raum. „78 instead of 45“ wurde wie die Suche nach Marc Suetterlyn auch im Saal 3 aufgeführt. Aufgeregt und beinahe wie ein Stadtrufer, der vor einem Stadtbrand warnt, klingt das, was wir hören. Kurze Klangpassagen auf einer gedämpften (?) Posaune sind es, denen wir lauschen. Perkussives bestimmt „Le grand numéro“ und trifft gleichsam auf den „wiederkehrenden, weithin hörbaren Ruf eines Ochsensfrosches“, auf ein waberndes Gebläse, auf Tieftöniges. Ein teilweise zischender Ausbruch wird von einem Tiefton eingefangen. Kantige Atemluft geht in eine sonore Passage über, die sich entfernt. Der Bläser scheint im Fortgang mit sich im Zwiegespräch, scheint Ja- und Nein-Sager. Schritte sind vernehmbar. Sind es Schläge auf den Klangkörper der Posaune? Spielt Blaser gelegentlich auch nur mit dem Mundstück? Das ist auch eine Frage, die sich aufdrängt. Tiefe Einatmungen verschmelzen im Übrigen mit dunklem Röhren und Schnurren, während das Rundfunkhaus durchstreift wird und unterschiedlich trocken und voll klingende Räumlichkeiten angesteuert werden.
Auf den Einspielungen finden wir auch „The Blues is Green“. Dabei geht dann Blaser für Momente im Blues auf, der jedoch bei 0.49 Minuten sein Ende findet. „Vinko“ weist Anlehnungen an Gothic auf, bringt ein entfesselte Posaune zu Gehör, die auf Stimmausbrüche trift. Sie könnten auch von „Rammstein“ stammen. Zudem lässt Blaser auch Obertonsingen in sein Stück einfließen. Mit „Glissandino“ bespielt der Posaunist den Saal 1. Dabei handelt es sich um das Gleiten von Tonhöhe zu Tonhöhe, was auf der Posaune angesichts deren vielfachen Züge möglich ist. Doch wir hören weniger Verbindungslinien als eher isolierte Klangsetzungen mit anschließenden kurzen „Möbius-Schleifen“ des Klangs. Auch an Mäander kann man beim Hören des Stücks denken. Das Kreuzgewölbe des Gebäudes wurde während des musikalischen Vortrags zum „Torture Room“ und mit „Waedamah“ wird der Soloauftritt schließlich beschlossen.
© ferdinand dupuis-panther
Infos
https://www.samuelblaser.com
https://www.18monologueselastiques.com/home-1