Sam Bevan - Emergence
S
self production
Alle Kompositionen dieses Albums stammen vom Bassisten Sam Bevan, ob nun zu Beginn „H & A“, gefolgt von „Old Cool“ und „Parallel Falcon“ oder „Blues for CM“ und abschließend „Nellowee’s Waltz“. Neben Bevan sind auf dem Album nachstehend genannte Musiker zu hören: Eric Garland (drums), Kasey Knudsen (alto sax), Cory Wright (tenor sax, bass clarinet), Ian Carey (trumpet), Henry Hung (trumpet), Patrick Cress-Bari (sax, bass clarinet), James Mahone (tenor sax), Donna Viscuso (flute) und schließlich Jackie Rago (percussion).
Der Bassist und Komponist Sam Bevan gehörte jahrelang der Jazzszene der San Francisco Bay an, ehe er sich 2016 in New York City niederließ. Für das aktuelle Album griff er auf seine Kontakte nach Nord-Kalifornien zurück, um seine Band zu formieren. Es handelt sich bei dieser Band im Kern um ein Quintett mit wechselnden Besetzungen. So gibt es z. B. gleich zwei Trompeter, die jedoch nicht gemeinsam zu hören sind, nämlich Ian Carey und Henry Hung.
Allen Kompositionen Bevans sind musikalische Themen gemeinsam, die nachhaltig im Gedächtnis haften bleiben, und das nicht nur, weil sich der eine oder andere beim Zuhören manchmal an die Musik von „Blood, Sweat & Tears“ erinnert fühlen mag. Der Zugriff auf die drei Hornisten lässt die Band aufgrund des Klangvolumens größer erscheinen, als sie tatsächlich ist. Dass neben Hard Bop auch freiere Ausdrucksformen bei der Musik Bevans zum Tragen kommen, sei an dieser Stelle erwähnt.
Mit “H & A” eröffnet das Quintett den musikalischen Bilderbogen: Klappernde perkussive Passagen treffen auf satt gestimmte Bläser. Dabei hat der Zuhörer den Eindruck, als würden die Bläser anfänglich ein lang gezogenes Akkordeon imitieren. Doch diese Momente verfliegen im Laufe des Stücks, das dann sehr leicht und tänzelnd daherkommt. Neben den Tutti gibt es auch immer wieder kurze solistische Interventionen, lösen sich einzelne Bläser aus dem Verbund, dabei unterstützt durch eine intensive Basslinie Bevans. Über diese setzt der Altsaxofonist Knudsen zeitweilig seine quirlenden Linien.
Der Tradition des Hard Bops verbunden ist “Old Cool”: Der Trompeter Ian Carey und Cory Wright auf der Bassklarinette stehen bei diesem Song besonders im Fokus. Weiche wellige Melodielinien sind zu vernehmen. Gleichsam wie eine sich langsam ausbreitende Springflut entwickelt sich daraus der solistische Auftritt Ian Careys. Nachfolgend entsteht dann ein Dialog zwischen dem Hornisten Carey und dem Holzbläser Wright. Dann stoßen kantige Linien auf samtene, tiefgründige. Ein besonderes Vergnügen ist es, bei diesem Song dem Solo von Bevan zu folgen, der gesanglich sein Bassspiel begleitet, ehe wieder Tutti angezeigt ist.
„Sleepness in Suresnes“ hat m. E. auch gewisse Bezüge zur Musik von Nat and Cannonball Adderley und zeichnet sich nicht nur durch das distinkte Bassspiel Bevans aus, sondern auch durch den Wechselgesang der Saxofonisten. Bei „Grass“ verschmelzen zu Beginn die beiden Saxofonstimmen mit der Trompetenstimme, die in manchen Sequenzen einer Posaune klanglich nahekommt. Auch dieser Song fühlt sich, so scheint es, der Tradition des Hard Bop verpflichtet. Zugleich schwingt in dem Song auch ein wenig bluesige Schwere und Balladenhaftes mit. Zudem kann man Anklänge an Soul verzeichnen.
Zu hören ist mit “Blues For CM”, eine eher freiere Adaptation von Bop. Der Song ist also eher im Sinne von Ornette Coleman angelegt. Abgeschlossen wird das Album mit “Nellowee’s Waltz”. Dabei kann der Bassklarinettist nochmals durch ausgesprochene Spielfreude auf sich aufmerksam machen.
Zum Schluss: Die farbenfrohen Solos der Musiker, die von Bevan auch den Freiraum ihrer Entfaltung erhalten, machen das Album aus, das sich zwar in einer Tradition des Bops begreift, aber weit darüber hinausgeht.
Text © ferdinand dupuis-panther – Der Text ist nicht Public Commons.
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