Sakina Abdou / Barbara Dang / Peter Orins – Lescence/Gmatique

Sakina Abdou / Barbara Dang / Peter Orins – Lescence/Gmatique

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CIRCUM MUSIC

Ein klassisches Saxofontrio oder doch nicht? Schlagwerk, Piano und Saxofon vereint in Geräuschmusik,. Gelegentlichen melodischen Zügen, Hinter- und Vordergründe, Wiederholungen, minimalistisch, organisch, anstrengend, delikat, dicht, klangreduziert – all das vereint das Trio in sich. Sakina Abdou, Barbara Dang and Peter Orins loten das Timbre ihrer Instrumente sensibel aus, lassen Gegensätze zu und kreieren ein besonderes Klangbild.

Die Musiker sind Teil des in Lille (Frankreich) beheimateten Kollektivs Muzzix, sind aber auch in verschiedenen Projekten wie La Pieuvre, the Grand Orchestre de Muzzix, Moondog – Round The World of Sounds, Toc & The Compulsive Brass undTombstones aktiv.  Flöte und Saxofon sind die Instrumente von Sakina Abdou, den man auch mit dem Duo Bi-Ki? und dem Eve Risser’s Red Desert Orchestra erleben kann. Klassisch ausgebildet, aber auch im Jazz sehr bewandert ist die Pianistin Barbara Dang, die im Feld von experimenteller und improvisierter Musik ihre Heimat gefunden hat. Sie spielt auch gemeinsam im Duo mit Sophie Agnel, mit dem Dedalus Ensemble und tritt auch mit experimenteller Musik solistisch auf. Peter Orins ist in der europäischen Jazzszene ein bekannter Schlagzeuger, dem auch das Feld der Improvisation und des Experiments nicht fremd ist. Unter anderem spielt er mit Satoko Fujii, Dave Rempis zusammen, abgesehen vom aktuellen Trio.

Nebelbänken gleich schwebt eine Klangfülle im Raum, sobald „Lescence“ erklingt. Man meint einen Tubaklang auszumachen, ein Klicken und ein Rascheln. Über Schlagwerkfelle schieben sich Schlagstöcke. Klack-klack taucht auf. Ein Quietschen wird beigemischt, auch ein Knarren und Knarzen. Aus dem Holzbläser entweicht ein einzelner Ton. Hört man da nicht auch ein Nebelhorn aus der Ferne? Das Kratzen auf dem Schlagwerk setzt sich fort. Die klanglichen Nebelbänke haben sich gehoben. Wieder ertönt das Saxofon mit der Anmutung eines Nebelhorns. Fellgeschabe dringt ans Ohr. Klonk-klonk folgt. Rauschen ist zu hören. Gebläse scheinen in Betrieb genommen zu werden. Ist da das Knarren einer verklemmten Tür zu hören? Hochtönige Vibrationen reizen das Trommelfell. Ticken und Klicken ziehen Aufmerksamkeit auf sich. Präparierte Klavierklänge sind wahrzunehmen, kurz und für den Augenblick.

Orins scheint mit seinen perkussiven Beiträgen das musikalische Geschehen zu bestimmen, eher Geräuschmusik als Improvisation, so hat es den Anschein. Ein Höhepunkt wird erwartet. Doch die Dominanz des fragilen Perkussiven überwiegt. Da fehlt mal ein Donnerhall, oder? Tanzen da nicht gerade Holzstäbchen über die verspannten Klaviersaiten? Der Aufschrei des Saxofons wird vermisst oder auch nicht. Alle Klangaktivität fokussiert sich auf das Schlagwerk. Hier mal ein Schlag auf eine Klaviertaste und dort mal. Nie nachhaltig so ist der Eindruck, eher verwischt und marginal.

Nahtlos geht es mit „Gmatique“ im perkussiven Duktus weiter. Eine Herde von Ziegen mit Glocken um den Hals vermeint man zu hören. Schellenklang trifft auf Flötengebläse. Wie der Viertelstunden-Schlag einer Turmuhr hört sich an, was die Pianistin zu sagen hat. Fellgetrommel ist unterlegt. Rascheln kommt hinzu. Plink-plink blitzt auf. Gepresste Atemluft im Holzbläser ist ein weiteres Geräuschelement. Windgesäusel macht sich breit. Filigran ist die Musik. Es fehlt das Bombastische. Die Musik gleicht Intarsien mit vielen ähnlichen Elementen. Fulminantes und Furioso bleiben außen vor. Da schmettert kein Holzbläser atemkräftig, sondern verharrt in einem schwachen Schnalzen. Das Piano äußert sich nicht im Bassgrollen, sondern bleibt kurzzeitiger Klanggeber, ohne in den rechten Fluss zu kommen. So wartet man auch vergeblich auf eine Klimax, auf Dramatik und Tragödie. Nun gut, das mag ein mögliches Konzept sein.

Text © ferdinand dupuis-panther



Informationen

https://muzzix.info/Dang?lang=fr
https://muzzix.info/Abdou?lang=fr


https://www.peterorins.com
https://www.circum-disc.com


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