Rüdiger Baldauf - Jackson Trip
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Mons Records
Wer sich an Nummern wie „Beat it“ oder „Man in the Mirror“ herantraut, der sollte auch abliefern und den Mut haben, auf die Gesangsstimme zu verzichten, um nicht oberflächlich eine sehr starke Bindung zum Original aufkommen zu lassen. Das Projekt des Trompeters Rüdiger Baldauf verneigt sich vor dem „King of Pop“, aber ist auch so souverän Arrangements mit eigener Würze zu präsentieren. Das Repertoire reicht von „Billie Jean“ oder „Bad“ bis zu „Working Day and Night“, featuring Bill Evans, seines Zeichen ehemaliger Sideman von Miles Davis. Weitere Gastmusiker sind die Gitarristen Dean Brown und Daniel Stelter. Allen Jackson-Songs gemein ist, dass in der Baldaufschen Interpretation das Original stets erkennbar ist, aber wir keine Tribute-Band oder Cover-Band hören, die das Original überhöht.
„Jackson Trip“ sind Rüdiger Baldauf (Trompete), Thomas Heinz (Drums), Marius Goldhammer (Bass) und Christian Frentzen (Keyboards), die, warum auch immer, sich vor einer der schrillsten und schillernsten Pop-Ikonen des 20. Jahrhunderts verneigen. Dabei bleibt völlig außen vor, dass Jackson sich auch zu einer Kunstfigur gemacht hat, wie das auch für Prince zutrifft. Beide 1958 geboren sind augenscheinlich einem Medikamentenmissbrauch zum Opfer gefallen und früh verstorben, auch wenn sie nicht der „Generation 27“ angehören. Ungebrochen ist auch nach deren Tod die Hochachtung Dritter für ihre Kompositionen und Performance. Vielleicht ist dies auch mit ein Grund für das Projekt „Jackson Trip“?
In der Anlage und Machart ist die Band um Rüdiger Baldauf auf Fusion gepolt. Bereits mit „Working Day and Night“ ist das so. Auffallend ist das recht einfach gestrickte Schlagzeugspiel. Über dem Klangteppich des Keyboards, wahrscheinlich ein Rhodes, erklimmt Baldauf mit seiner Trompete Höhe um Höhe und dominiert das Klangbild vom ersten bis zum letzten Ton. Rüdiger Baldauf schweigt zwischenzeitlich auch mal und überlässt dem Bassisten und Keyboarder das Feld. Doch lange dauert das nicht an. Zudem scheint dem Arrangement noch ein Saxofon beigemischt worden zu, oder? Doch wer spielt es? Kein Geringerer als Bill Evans!
„Bad“ gehört zu den Songs von Michael Jackson, die sehr bekannt geworden sind. Harmonisch gibt es hier und da Anlehnungen an „So What“. Ein sacht-wellig auslaufender Klang ist wahrzunehmen, über dem Baldauf im Thema des Songs schwelgt. Ist nun Christian Frentzen etwa auch auf dem B3 zu hören oder holt er diesen Sound aus einem Fender Rhodes heraus? Im Verlauf des Stücks gibt es Passage, die lassen das Originalthema überhaupt nicht mehr durchscheinen. Dann klingt es auch ein wenig funky, funky. Ähnlich wie „Bad“ wurde auch „Beat It“ ein Hit von Jackson. Dieser Song wird von Baldauf mit gedämpfter Trompete gespielt und Thomas Heinz haut auf seine Felle, was das Zeug hergibt. Im Diskant hören wir ein Keyboard, aber über allem eben Rüdiger Baldauf und dann auch E-Bass und Gitarre, teilweise jaulend und wimmernd, dabei Jeff Beck, Eric Clapton oder Gary Moore in nichts nachstehend, wenn auch weniger vordergründig, es sei denn es gibt dankenswerterweise eine Solosequenz. „Let's rock!“ lautet dann das Motto, wenn die Saiten fett schwirren und schwingen.
Zum Schluss gibt es dann obendrein „You are not alone“ als gelungenen Abschluss zu hören, ein wenig getragen und durch die Trompete sanft vorgetragen. Hut ab vor der Band, die sich an ein schwieriges Kapitel der Rock- und Pop-Geschichte gewagt hat. Hätte man nicht auch Eigenkompositionen im Stil Jacksons dem Farbenspiel der Welthits Michael Jacksons beifügen können?
Text: © fdp
Informationen
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