Rubber Soul Quartet – Something
R
Losen Records
Ja, richtig das Quartett hat den Titel des sechsten Studioalbums der Beatles zum Bandnamen gemacht. Auf diesem ist der Track „Michelle“ zu finden, wie auch auf dem aktuellen Album des Quartetts. Nein, hier werden die Beatles-Songs nicht pur gecovered, sondern erhalten eine jazzige Frischzellenkur, werden verwandelt, lassen den Hörer überrascht zurück. Selbst beim Gesang wie bei dem Song „Help“ zeigen sich die vier Musiker wandelbar und „a capella“, ganz zu schweigen von den Tempoabänderungen, die sie bei einzelnen Songs vorgenommen haben. Das gilt auch bei „Help“. Zudem haben sie diesem Song wie oben bereits aufgeführt eine Prise Swing im Geiste von Django Reinhardt zugefügt.
Der Drummer und Trompeter der Band äußert sich mit folgenden Zeilen zum Album: „The musicians in Rubber Soul Quartet have at least four things in common: we love The Beatles, we love to play jazz, we love to have fun on stage and we love to travel! Our second album, Something, is a kind of a “what if”-project, where we musically move Beatles’ tunes around the world, to see if our harmonic and rhythmic “filters” can produce new versions of these great English standards. With respect for the original compositions, we re-arrange them in a new style or combine them with parts of American jazz standards that we like. We take some of Lennon’s, McCartney’s and Harrison’s melodies on a jazz-journey, starting in New Orleans, making a few stops in various places in the USA, South America and France, and ending up in West Africa.“ Das sind die Worte von Torstein Ellingsen!
Nun ist es keineswegs so, dass auf dem vorliegenden Alben alle Titel von „Rubber Soul“ zu finden sind, sondern die Band hat nur „Michelle“ aus diesem Album mit einer eigenen Handschrift versehen. Also „Girl“ oder „Norwegian Wood“ gibt es nicht zu hören. Letzterer Titel wurde auf dem Album „Blackbird“ eingespielt, das zuvor erschienen ist.
Der Aufmacher des Albums ist „Something“, ursprünglich auf dem Beatles-Album „Abbey Road“ erschienen. Das im Jazz omnipräsente Saxofon ist auch in der vorliegenden Version des Beatles-Tracks dominierend und ersetzt die Melodiegitarre. Insgesamt scheint das Quartett dem Stück mehr Drive einzuhauchen. Sobald das Saxofon schnurrt und röhrt, also solistisch präsent ist, verliert sich der Gedanke an das Original. Eher meint man, man lausche einem Post-Bop Track. Das anschließende Gitarrensolo lässt an entsprechende Gitarrensoli von Joe Pass und andere Legenden der Jazzgitarre denken. Fulminant ist das, wenn auch kurze, Drummingsolo, bevor es wieder ins Thema zurückgeht. Dabei ist dann wie zu Beginn das Saxofon federführend. Aus dem Album „Yellow Submarine“ stammt das mit einem eher gemächlichen Tempo daherkommende „Eleanor Rigby“. Ein Hochgenuss ist das einführende Gitarrensolo. Gitarrist und Saxofonist vereinen sich nachfolgend für Momente in der Fassung des Themas, ehe dann der Gitarrist freien Paraphrasierungen seinen Lauf lässt. Das ist dann purer Gitarrenjazz. Und im Hintergrund vernimmt man einen Rhythmus, der Verfärbungen von ein wenig Latin Fever aufweist. Darüber liegen die Schraffuren des Saxofonisten.
Beinahe als Ballade erscheint „The Fool on the Hill“, wenn sich das Rubber Soul 4tet dieses Tracks der Beatles bemächtigt. Einprägend sind die weichgezeichneten Saxofonpassagen. Beim Gitarrensolo muss man streckenweise an das facettenreiche Spiel eines Attila Zoller denken. Zugleich strahlt das Stück auch ein wenig Tanzmusik aus, oder?
„Eight Days A Week“, wesentlich von Paul McCartney geschrieben und auf „Beatles for Sale“ zu finden, gehört nunmehr auch zum Repertoire des Rubber Soul 4tet. Ein verhaltenes Tempo hat das Rubber Soul 4tet dem Stück verpasst. Wie in einer Doppelhelix haben sich zudem Gitarre und Saxofon miteinander verbunden. An einigen Stellen meint man, so etwas wie Vor- und Nachgesang herauszuhören. Ein Basssolo wurde in die Interpretation des Stücks außerdem eingebaut. Das fügt dem Track eine besonders dunkel gefärbte Klangnuance bei. Eine gewisse Bluesnote hat das Quartett dem Song „Day Tripper“ verpasst. Das war übrigens die zwölfte Single der Beatles.
Olala, was hat das Quartett mit „Michelle“ gemacht? Paso Doble trifft Flamenco mit Kastagnetten -Klang und samtenem Klarinettenspiel, so meint man. Nur vom gestrichenen Bass wird das ursprüngliche Thema in tiefsten Lagen angestimmt. Ansonsten aber überwiegt die Verfremdung, sieht man Paare sich über das Parkett eines Saales zu bewegen und den Stierkampf tänzerisch interpretierend.
Beinahe schnulzig und süßlich ist „And I Love Her“ angelegt. Hören wir da als „Leitinstrument“ nicht ein Sopransaxofon, das mit einem Klarinettenansatz gespielt wird? Zum Abschluss des Albums heißt es dann: „You´ve Got To Hide Your Love Away“, auch ein Track, auf dem die Band sich sängerisch in Szene zu setzen weiß. Nach dem zweiten Album des Quartetts mit Beatles-Songs bleibt die Frage, was denn als nächste Veröffentlichung vom Rubber Sould 4tet geplant ist.
© ferdinand dupuis-panther
Line-up
Bård Helgerud electric & acoustic guitars, vocals (5, 7, 11)
Håvard Fossum tenor & soprano saxophone, flute, clarinet
Andreas Dreier double bass, background vocals (5, 7, 11)
Torstein Ellingsen drums & percussion, trumpet (11)
Tracks
1 Something
2 Eleanor Rigby
3 The Fool On The Hill
4 Eight Days A Week
5 I´m Only Sleeping
6 Day Tripper
7 Help!
8 Michelle
9 And I Love Her
10 In My Life
11 You´ve Got To Hide Your Love Away