Ron Magril – Inspired

Ron Magril – Inspired

R

GleAM Records

„Now on his second album as a leader, Israeli guitarist Ron Magril consolidates his research within the postbop language by putting together an organ trio with young musicians who express an uncommon maturity, Yonatan Riklis on hammond organ and Ofri Nehemya on drums. The album features 8 original compositions which celebrates the legacy of guitar greats Wes Montgomery and Grant Green but which within the improvisations demonstrates a trio's search to find their own sound and to build the improvisations looking for their own way. Inspired is an authentic expression of three young musicians who fully embrace the sound they love and return us a swinging sound and full of joy as few in the current jazz music scene." So Spencer Travis über das vorliegende Album.

Bereits der Eröffnungstitel des Albums namens „Playing for Wes“ macht deutlich, welche Stilrichtung der aus Israel stammende Gitarrist bevorzugt. Da gibt es durchaus Bop-Anlehnung, aber auch ein gehöriges Maß an Swing. Dabei eröffnet er den musikalischen Reigen mit fein ziselierten Saitenklängen, temporeich obendrein. Statt des Kontrabasses setzt die Hammond-Orgel Zäsuren und bassähnliche Notierungen. Dazu erleben wir einen fortwährenden Beckenrausch. Ohne Frage ist Ron Magril ein versierter Saitenkünstler, der vor uns ein Gitarrenspiel entfaltet, bei dem man an rauschendes Meer und zudem an einen auffrischenden Wind denken kann. Ähnlich umtriebig wie der Gitarrist agiert der Organist in seinen Phrasierungen unter Bezug auf Magrils Linienspiel. Ohne Frage, Yonatan Riklis zeigt sich beim Tastenspiel ähnlich versiert wie Jimmy Smith oder Joe DeFrancesco. Und dazu wirbelt der Schlagzeuger in kurzen Intermezzos und im Wechsel mit seinen Mitmusikern an seinem Drumset wie ein Berserker. Das Zusammenspiel des Gitarristen mit dem Organisten ist ein besonderer Genuss. Angesichts dessen, was wir hören, ist dann im Geist auch immer Wes Montgomery präsent.

Ähnlich schwungvoll wie im Eröffnungsstück geht es weiter. Da tanzen die Finger des Gitarristen über Bünde und Saiten, wird Lauf an Lauf gesetzt, auf Verknüpfungen geachtet. „Twists And Turns“ zeichnet sich in der Melodieführung durch Kicks und Stops aus. Mit Verve lässt der Organist sein Instrument „mehrstimmig“ flirren und schwirren. Ein musikalischer Leckerbissen ist der Wechselgesang, die Zwiesprache zwischen Organist und Gitarrist. Die Melodie ist eingängig und entfaltet sich im Solo des Gitarristen und des Organisten. Und schließlich gehört dem Organisten das Schlusswort.

Auf die beiden durchaus mit Tempo angereicherten Stücke zu Beginn des Albums folgt dann mit „Neri“ in eher getragenem Duktus eine Ballade. Beim Komponieren des Stücks dachte Magril an seinen Sohn, so liest man es über die Komposition. Es scheint, dass bei den Gedanken auch ein wenig Wehmut mitschwang. In Balance sind die Sequenzen von Organist und Gitarrist. Beide schaffen eine besondere Klangaura, vor allem in ihren Soli, die einen erzählerischen Charakter aufweisen. Insbesondere bei den Gitarrensoli hat man den Eindruck, Magril umwehe uns in seinem Spiel mit einem warmen Saharawind. 

Unterstellt, dass Jazz eine Verbindung von Swing und Blues ist, dann ist „Minor Blues“ in diesem Rahmen zu sehen. Der Blues ist wohl eine der wichtigen Quellen des Jazz. Perlend sind die Klänge, die uns Magril präsentiert. Derweil entfaltet Riklis einen Klangteppich, über dem die Solipassagen des Gitarristen dahin schweben. Im weiteren Verlauf lässt uns Riklis dann ein ausgeformtes Solo hören, mit und ohne „Klangstromschnellen“, wenn das Bild erlaubt sei. Und dann tauchen wir mit dem Gitarristen tief in den Blues ein, durchaus mit ein wenig Melancholie und verhalten, eine eher gedämpfte Stimmung einfangend. „Another One for Wes“ unterstreicht die besondere Verehrung des israelischen Gitarristen für Wes Montgomery, dabei durchaus Klangmuster aufgreifend, die auch Wes benutzt hat, oder? Im Übrigen, man traut beim Hören seinen Ohren kaum, gehört doch zum Stück eine längeres Solo des Schlagzeugers, der nicht nur für Blechrauschen sorgt, aber vor allem dafür.

„Africa“ war bereits auf dem vorherigen Album Magrils zu hören. Über dieses Stück lesen wir, dass es eine Struktur hat, die eine  Afro-Stimmung in 12/8 in den ersten vier Takten und den letzten vier Takten aufweist. „Langatmig“ ist die Intro durch den Organisten und das fulminante Wirbeln  des Drummers mit seinen Trommelstöcken. Der Hörer erlebt dabei eine Art sommerlichen Klangregen und dann, ja dann sind afrikanische Beats zu vernehmen, wie bereits oben ausgeführt. Magril vermeidet es dankenswerter Weise in den Stil westafrikanischer Pop- oder Jazzmusik zu verfallen. Er bleibt seinem an Wes Montgomery angelehnten Stil treu. Zum Schluss heißt es „Friday“ und gemeint ist dabei ein „lazy Friday afternoon jam“, so Magril. Welch ein Ende!

© ferdinand dupuis-panther, 2025


Gleam records

Musicians
Ron Magril – el. Guitar
Yonatan Riklis – hammond organ
Ofri Nehemya - drums



Tracks
01. Playing For Wes 05.29
02. Twists and Turns 05.37
03. Neri 05.57
04. Minor Blues 06.36
05. Another One for Wes 06.10
06. Cool Breeze 07.27
07. Africa 10.08
08. Friday 05.36


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