Roger Davidson Quartet feat. Hendrik Meurkens – Music From The Heart
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Soundbrush SR 1039
Für das aktuelle Album kamen der Pianist Roger Davidson, der Vibrafonist und Mundharmonikaspieler Hendrik Meurkens, der Bassist Eduardo Belo und der Drummer Adriano Santos zusammen, um Musik fürs Herz, so die Übersetzung des Albumtitels aufzunehmen. Alle Kompositionen stammen von Roger Davidson, also mal kein Album mit einer Mischung aus Standards und Eigenkompositionen. Und das ist gut so.
Über Davidson lesen wir im Pressetext folgende Zeilen „... Roger Davidson is uncategorizable, yet distinctive. He’s an endless font of melody and positive spirit; and whether the mus threads. Music from the Heart is his second album with Hendrik Meurkens, arguably the premier living master of jazz harmonica and a celebrated vibraphonist as well.“
Die Veröffentlichung ist als „Liebesbrief“ von Roger Davidson an seine Frau Nilcelia anzusehen, für die auch die Jazz-Samba „My Love Is Only You“ - der Aufmacher des Albums - und der romantische Bossa namens „Celia“ geschrieben wurden. Zu hören sind zudem Songs wie „The Way You Move My Heart“, „A Primaveira“, „Fico Feliz“, „Guardian Angel“ und zum Ausklang „Samba de Allegria“.
Brasilianische Rhythmen und ein beschwingter und beflügelnder Melodiefluss dringen gleich ans Ohr, wenn wir „My Love Is Only You“ hören. Sehr rhythmisch angelegt ist das Tastenspiel von Davidson, während Meurkens in seinem Duktus durchaus die Erinnerung an den Mann aus der Brüsseler Hoogstraat, Toots Thielemans, weckt. Kurz, aber fulminant agiert der Drummer Adriano Santos. Die Melodielinie wird nachhaltig von Meurkens bestimmt. Sehr lyrisch ausgerichtet ist „Celia“ und auch hier hat der Mann mit der Mundharmonika das Klangzepter fest im Griff. Die Konturen des Klangs scheinen zu schmelzen, scheinen verweht zu werden und zu vergehen. Nachfolgend auf das Solo der Mundharmonika breitet sich der Perlenfluss des Tastenklangs aus, in den sich die Mundharmonika mit zartem Intermezzo einmischt.
Liebe ist auch das Thema in „Comment Je t'Aime“- dabei zeigt sich Meurkens als sehr „schlagfertiger“ Vibrafonist - und danach heißt es „A Primaveira“. Leise und sanft kommt der Frühling daher, mit einem warmen Windhauch – so könnte man es bei den ersten Tastenklängen meinen. Getragen und dennoch auch in erwarteter Spannung gestaltet sich die Passage, die Meurkens uns vorstellt. Bass und Schlagzeug spielen keine Rolle. Der Dialog spielt sich allein zwischen Davidson und Meurkens ab.
Auch Liebe und eine Umarmung („Um Amor, Um Abraco“) wird von den Musikern besungen: Gestrichen ist der Bass, den wir vernehmen, tiefgründig zur akzentuierten Pianobegleitung. Fast schon mit einer Anmutung von Smetana kommt die Komposition daher. Das ändert sich, wenn Meurkens die Harmonika an seine Lippen führt und die Rhythmusgruppe sich in tänzelnde Schwingungen wiegt.
„Liebe ohne Bedingung“ („Unconditional Love“) wird uns musikalisch vorgestellt, dabei zwischen Balladenhaftem und Lyrischem changierend. Sehnsüchte „besingt“ das 4tet in „Saudades“, ein Begriff, der im Portugiesischen die Bedeutung von tief empfundener Nostalgie hat und als Begriff der ewigen Liebe für den Liebsten, der gegangen ist, verstanden werden kann. In getragenem Duktus, allerdings ohne nachhaltige Melancholie, breitet sich die Musik aus. Dabei verzahnen sich die Linien von Vibrafon und Piano. Dazu bearbeitet der Drummer zart sein Schlagwerk. Eine neo-romantische Note kann man der Komposition nicht absprechen, sodass sich dann auch gängige Bilder romantischer Malerei wie von Caspar David Friedrich einstellen können. Man denke in diesem Zusammenhang an „Der Wanderer über dem Nebelmeer“ und „Der Mönche am Meer“, auch wenn das angesichts der rhythmischen Leichtigkeit gewöhnungsbedürftig erscheint.
Zum Schluss tanzen die Musiker dann einen „Samba de Alegria“: Die Musik hat Aufforderungscharakter, vor allem angesichts des flotten Rhythmus. Man fühlt sich beim Zuhören gleich in eine Tanzbar versetzt, auch wenn Meurkens mit seiner Harmonika ins musikalische Geschehen eingreift. „Let's dance“ lautet das nachhaltige Motto, auch beim sehr fordernden, eingestreuten Schlagzeugsolo.
Mit der Musik, die Roger Davidson und seine Mitmusiker eingespielt haben, kann man trübe Gedanken vertreiben. Sie ist ein Stimmungsaufheller im besten Sinne, bisweilen auch schon sehr nahe an dem, was man mit Popularmusik beschreiben kann. Ausschweifende Improvisationen mögen Jazzpuristen dabei vermissen, aber … .
Text © ferdinand dupuis-panther – Der Text ist nicht public commons.
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